Fliegen ausschliesslich auf Basis nachwachsender Rohstoffe – das soll kein ferner Traum mehr bleiben. Denn Forscher an der Technischen Universität München arbeiten mit Nachdruck daran, dieses Ziel schon bis zur Mitte dieses Jahrhunderts zu erreichen – und das mit Hilfe spezieller Algen.
Die Experten arbeiten zusammen mit der Airbus Group. Einige Details der Abläufe erklärt Professor Thomas Brück von der TU München: «Durch die Photosynthese bildet sich dann mehr und mehr Biomasse, und wenn man die richtigen Kultivierungs-Bedingungen anlegt, zum Beispiel die Algen nach einiger Zeit unter Stickstoffstress setzt, also dass man weniger Stickstoff in der Kultivierung hat als sonst, dann bilden die auch grosse Konzentrationen an Fetten und Ölen.»
Am Ende erhalten die Tüftler dadurch ein Gemisch, das dem Kerosin ähnelt: «Das sind dann zwischen 40 und 70 Prozent der Zellmasse Fette und Öle. Man kann diese extrahieren und über einen chemischen Prozess, über einen Nickel-Zykoniumoxidkatalysator bei ungefähr 120 Grad diese Fette und Öle umwandeln in Alkane, die chemisch äquivalent sind zu Kerosin, das heute noch aus der Erdölquelle kommt.»
Interessant und kurios ist, dass dabei auch grobkörniges Salz, wie man es zum Beispiel von Laugenbrezeln kennt, zum Einsatz kommt: «Genau, das ist die bayerische Komponente. Hat den Vorteil, dass eben Brezelnsalz eben chemisch äquivalent ist zum Meersalz. Unsere Algen mögen es gerne salzhaltig. Das heisst, zwischen sechs Prozent und neun Prozent Salz. Das ist ungefähr die doppelte bis dreifache Menge an Salz, als sie heute im Meerwasser finden.»
Zum Zweck der Forschung werden die Bedingungen simuliert. Direkt neben dem Airbus-Firmengelände in Ottobrunn bei München liegt daher dieses einzigartige Laboratorium. In offenen Becken werden Algen gezogen, die zwölfmal schneller wachsen als Landpflanzen und einen rund 30-mal höheren Ölertrag erbringen als zum Beispiel Raps.
Zukünftig sollen die Algen hingegen in mehreren Hektar grossen Anlagen gezüchtet werden. Die Kosten für die Forschung haben sich bisher das Bayerische Wissenschaftsministerium und die Airbus Group geteilt – mehr als zehn Millionen Euro.
Ob sich das in Zukunft rentiert, wird sich erst noch zeigen, wie Gregor von Kursell, Pressesprecher der Airbus Group erklärt: «Momentan ist man noch in der Forschungsphase, aber wir gehen davon aus, dass wir eines Tages Treibstoff herstellen können, der nicht teurer ist als solcher aus fossilen Quellen.»
Es ist also ein langer Weg der Forschung und auch der Optimierung. Doch das grosse Ziel ist durchaus lohnend. Denn am Ende könnte so die CO2-Bilanz des Fliegens nachhaltig verbessert werden.
(reuters.com)