Nur eine einzige Handschrift des «Rings» ist aus dem frühen 15. Jahrhundert bis in unsere Zeit gelangt. Ihr verdanken wir einen wunderbar komischen Hochzeitsschwank, in dem Bauern Ritter sein wollen, Fress- und Sauforgien feiern und aufgrund irgendwelcher Lappalien ganze Kriege ausfechten.
Doch auch die Frauen hatten es faustdick hinter den Ohren, wie der alte Schinken lehrt: Sie wurden vor ihrer Vermählung von ihrem Medicus defloriert und bekamen dafür eine mit Taubenblut gefüllte Fischblase eingesetzt: Mit diesem gelungenen Rezept für vorgegaukelte Jungfräulichkeit überstanden sie dann auch die Hochzeitsnacht ohne Ehrverlust. Solange die unkeuschen Damen dazu nur tüchtig zappelten und plärrten.
Dieser Pfuhl an Unflätigkeiten ist ein vorzüglicher Nährboden für derbe Flüche. Sie glauben ja gar nicht, wie wenig das mit edlem Rittertum zu tun hat...
Um 1410 herum irgendwo in der Grafschaft Toggenburg...
Die Bauern von Lappenhausen wollen ein Turnier nach ritterlicher Manier veranstalten. Der Grund: Der Junker Bertschi Triefnas ist verliebt in Mätzli Rüerenzumph. Ihr Nachnahme kann man mit «Rührdenschwanz» übersetzen und er ist genau so obszön gemeint, wie er klingt.
«An ihrer Kehle hing ein Kropf, der bis zum Bauch herunterschlotterte, Brüstlein hatte sie so klein wie Packtaschen und ihr Atem duftete nach Schwefel. Das Kleidchen hing an ihr, als sei ihr die Seele entflogen.»
Trotz ihres wenig schmeichelhaften Aussehens ist Bertschi in Liebe zu ihr entbrannt und nur für sie will er das Turnier bravourös für sich entscheiden. Die «torffmätzen» (Dorfschlampen) versammeln sich unter lautem Getöse und feuern ihre Favoriten an.
Bereits im Vorfeld beleidigen sich die Bauern rege und versuchen dabei die Frage zu beantworten, wer zuerst und am kräftigsten vermöbelt werden sollte:
«Keiner braucht das Verprügeln mehr als der Zwerg, der Hurensohn, der den Arsch am Hemd abwischt.»
«Wäre es nicht gerechter den Troll, der Land und Leute betrügt und dazu noch ins Bett ‹seicht›, über den Kürbis zu schlagen?»
«Gegen mich musst du reiten und vom Arsch aufwärts verhauen werden.»
«Der Teufel muss verhüten, dass er unter sich scheisst, wenn ich ihn absteche!»
«Ich meine, wir sollten dem Kunz die zarte Hart verbeulen, weil er – uns allen zum Verdruss – in der Kirche gestunken hat.»
Oder etwas jugendlicher gesprochen: «Du huere Opfer, du stinksch!»
«Es ist eine Schande, dass du dein Schwert so ganz umsonst aus der Scheide gezogen hast: Narrenmesser und Hurenbrüste werden oft für nichts blossgelegt.»
«Was verzapfst du da? Hör zu: Ich schände dir noch die Mutter mitsamt der Nichte.»
Die mittelalterliche Lösung, schlagfertig auf eine Schändungsdrohung zu reagieren, besteht darin, einfach noch mehr Schändung anzudrohen:
«Schändest du mir die Mutter, dann schände ich dich selber und deine ganze Familie.»
Evas Erbinnen müssen einiges einstecken. Sie haben den sündigen Rausschmiss aus dem Paradies verschuldet. Sie verstehen das Rechtswidrige stets als Aufforderung. Sie lassen sich selbst von einer sprechenden Schlange überreden, von verbotenen Früchten zu naschen. Sie sind das schwache Geschlecht, die «von Natur aus Untreuen», die «moralisch Verkümmerten» und deshalb werden sie von Wittenwilers Bauerngesindel grob beschimpft:
«Die Frauen haben einen zu dicken Arsch und ein zu kleines Herz.»
Bärtschi, von unbändigem Liebeshunger ergriffen, steigt heimlich auf den Dachboden der Geliebten. Vor lauter Gier schiebt er seinen Kopf durch ein Loch zwischen den Dielen, um sie besser beobachten zu können. Da er aber «swärer dann ein bloch» ist, kracht er durch die Decke und landet im Feuerkessel der Familie Rüerenzumph. Der Vater Mätzlis ist erzürnt und straft die Tochter für dieses Missgeschick; schliesslich ist sie der Auslöser des männlichen Liebeswahns. Er sperrt sie in den Speicher und brüllt:
«Da hock und scheiss! Der Arsch ist dir zu fett und zu feist.»