Nationalrätin «würfelt» mit Pumps durch das Bundeshaus
Die Schuhe von Nationalrätin Manuela Weichelt waren in der Wandelhalle ein Blickfang. Sie trug Pumps mit einem speziellen Absatz. Dieser war nicht etwa gerade, sondern bestand aus einem leuchtend grünen Würfel. Gleichzeitig schien es auf den ersten Blick so, als wäre sie einige Zentimeter über den Würfeln geschwebt. Für die optische Täuschung sorgte, dass der Würfel nicht direkt mit der Schuhsohle verbunden war.
Mit den extravaganten Schuhen war die Nationalrätin der Grünen nicht nur an der aktuellen Session unterwegs, die am Freitag zu Ende ging. Sie habe diese bereits bei ihrem Amtsantritt im Jahr 2019 getragen, sagt sie auf Anfrage der Today-Redaktion. «Ein Weibel sagte mir diese Woche, dass er sich noch genau an diese Schuhe erinnere.»
Schuh mit Liebesgeschichte
Das Modell stammt von der Marke United Nude und ist in ausgewählten Online-Shops für rund 300 Franken erhältlich. Der Würfel-Pumps stach Weichelt 2019 in einem Geschäft in Amsterdam ins Auge. Alle Schuhe dieser Marke seien extrem speziell, sagt sie. Fasziniert habe sie die Geschichte und die Idee, warum ein Architekt Schuhe zu bauen beginne.
Designt wurde der Schuh von Rem D Koolhaas, dem Neffen des renommierten niederländischen Architekten Rem Koolhaas. Die Verkäuferin habe ihr erzählt, dass der Neffe von seiner Freundin verlassen worden sei, sagt Weichelt. Anscheinend habe er gehofft, sie zurückerobern zu können, wenn er ihr Schuhe baue. «Ich fand diese Geschichte so süss, dass ich in diesem Geschäft Schuhe kaufen musste», sagt sie lachend. Leider habe die Verkäuferin nicht gewusst, ob die Freundin zurückgekommen sei.
Typisch für einige der Schuhmodelle von United Nude ist laut der Nationalrätin, dass der Absatz von der Mitte nach hinten aufgebaut ist und häufig mehr an ein Kunstwerk als an einen Schuh erinnert. Doch wie bequem ist Kunst an den Füssen? «Es ist ein architektonischer Schuh und er ist definitiv ‹wandelhalletauglich›, aber eine Wanderung würde ich damit natürlich nicht machen», sagt Weichelt lachend.
Parlamentarierinnen würden Würfel gerne abschrauben
Die 56-Jährige studierte Sozialarbeiterin hat ein Flair für spezielle Mode. «Generell finde ich es schön, wenn sich Menschen individuell kleiden – dabei möchte ich Männer und Frauen betonen», sagt sie. Als junge Frau habe sie ihre Kleider oft selbst genäht. Da sie jetzt weniger Zeit dafür hat, geht sie manchmal nach Zürich zur Modeco, der Schweizerischen Fachschule für Mode und Gestaltung. «Dort kann man sich Kleider nach Wunsch von jungen Menschen in Ausbildung schneidern lassen. Ein Gewinn für beide Seiten.»
Nicht zuletzt haben die grünen Würfel der Schuhe die Nationalrätin angesprochen. «Die Farbe passt natürlich perfekt zu meiner Partei», sagt sie. Oft hätten andere Parlamentarierinnen gefragt, ob sich die Würfel abschrauben liessen und die Farben auswechselbar seien, was aber nicht oder noch nicht möglich sei.Andernfalls würden wohl einige Damen der SP mit roten und solche der FDP mit blauen Absätzen durch die Wandelhallen «würfeln».
