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Katzen erwischen Fledermaus – Zürcherin landet im Notfall

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Katzen erwischen Fledermaus – Zürcherin landet im Notfall

Die Katzen einer Zürcherin hatten eine Fledermaus erwischt. Als die Katzenhalterin die Fledermaus retten wollte, biss das Tier sie in den Finger. Ihre Gesundheit verdankt die 40-Jährige ihrer Tierliebe.
15.07.2024, 04:0815.07.2024, 04:08
Bettina Zanni / ch media
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Bis zu Halloween dauert es noch einige Monate. Anna* aus Zürich hatte mitten im Sommer bereits einen Vorgeschmack davon. Als sie zwei Tage zuvor nach Hause gekommen sei, hätten ihre beiden Katzen sie nicht wie gewohnt am Eingang empfangen, sagt die 40-Jährige. Im Wohnzimmer entdeckte sie den Grund. «Dort lag eine Fledermaus, die leider Gottes meine Katzen erwischt hatten.» Sie habe die Fledermaus retten wollen. «Blöderweise biss sie mir in den Finger.»

Um ihre Verletzung sorgte sich die Katzenbesitzerin weniger als um die Gesundheit der Fledermaus. Deshalb ging sie sofort zum Tierarzt. Dort erfuhr sie jedoch, dass jede Hilfe für das Tier zu spät kam und es nur noch eingeschläfert werden konnte. Kurz darauf lief es ihr kalt den Rücken hinunter. «Der Tierarzt sagte, dass ich wegen des Bisses und der Gefahr von Tollwut dringend in den Notfall gehen müsse», so die Zürcherin.

«Habe Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Schweissausbrüche»

Fledermäuse können Tollwut übertragen. Der Bund registriert bisher sechs Fälle von Fledermaustollwut in der Schweiz, den ersten im Jahr 1992, den letzten im Jahr 2023. Infiziert war eine Wasserfledermaus aus dem Kanton Obwalden. Vor allem bei Biss-Kontakten besteht für den Menschen ein Übertragungsrisiko von Tollwut.

Im Notfall erhielt Anna zwei Tollwutimpfungen. «Im Moment habe ich Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Schweissausbrüche», sagt die Zürcherin. Auch habe sie starke Kopfschmerzen und habe erbrechen müssen. Doch die Impfnebenwirkungen nimmt sie gerne in Kauf.

Bei Tollwut handelt es sich um eine praktisch immer tödlich verlaufende Krankheit. Im ersten Stadium fühlen sich die Erkrankten unwohl, haben Kopfschmerzen und Fieber. Auch juckt und schmerzt der Bereich der Biss- oder Kratzwunden. Im Akutstadium treten Muskelzuckungen, Hyperaktivität, Angstgefühle sowie Atem- und Schluckkrämpfe auf. Später kommt es zu Lähmungen und die Patienten fallen ins Koma.

Ihre Gesundheit verdankt Anna ihrer Tierliebe. «Hätte ich die Fledermaus nach dem Biss einfach entsorgt, wäre ich nie in den Notfall gegangen und hätte mich nicht gegen Tollwut impfen lassen», sagt sie erleichtert. Es sei beängstigend, dass man Fledermausbisse auch in der Schweiz nicht auf die leichte Schulter nehmen könne.

Berühren verboten

Claudia Bachofen ist Leiterin der Abteilung Diagnostik und Entwicklung am Institut für Virologie und Immunologie (IVI), zu welchem die Schweizerische Tollwutzentrale gehört. «Wir bekommen immer wieder Anfragen von Leuten, die Kontakt zu Fledermäusen hatten, weil Haustiere diese nach Hause gebracht haben oder zum Beispiel Fledermäuse ins Haus geflogen sind», sagt sie.

Für Katzenbesitzer oder auch Bewohner von Häusern mit Fledermäusen im Dachstock hält Bachofen eine Tollwutimpfung jedoch nicht für zwingend nötig. «Das Risiko einer Ansteckung ist extrem klein.» Anders verhalte es sich, wenn man oft mit Wildtieren, auch Fledermäusen, arbeite, in der Veterinärmedizin tätig sei oder in Tollwut-Risikogebiete verreise. «In diesen Fällen ist eine Tollwutimpfung empfehlenswert.» Wie bei anderen Impfstoffen herrschen aktuell auch beim Impfstoff für Tollwutimpfungen Lieferengpässe.

Haben Fledermäuse Angst und fühlen sie sich bedroht, können sie laut zetern oder auch zubeissen. Die Stiftung Fledermausschutz betont in ihrem Online-Ratgeber, dass Fledermäuse nur mit Handschuhen oder einem gut geschützten Tuch angefasst werden dürfen. Weitere Informationen zum korrekten Umgang bei einem Fledermausfund findest du hier.

*Name der Redaktion bekannt.

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