Ein junges Zürcher Ehepaar mit einer kleinen Tochter schaut sich regelmässig auf Wohnungsportalen nach einer neuen Bleibe um. Es sei nicht mega dringend, aber wenn sich etwas Tolles ergeben würde, würde man sich einen Umzug schon überlegen, erzählt der Vater im Gespräch mit ZüriToday.
Bei der aktuellen Lage scheint ausserdem nichts schwieriger, als bezahlbaren Wohnraum zu ergattern. Trotzdem wird das Paar fündig. In Bülach oder auch in Kloten waren Wohnungen ausgeschrieben, die die Wünsche des Paares gut erfüllt hätten. Um die 4,5 Zimmer und das zu einem Preis von nicht einmal 2000 Franken. «Der Preis war im Vergleich zwar tief, aber nicht so tief, dass man gleich auf Betrug hätte schliessen können», erzählt der Zürcher.
Was das Paar weiter stutzig machte war, dass die Inserate sehr schnell wieder verschwanden. «Weil die Wohnungen aufgrund des Suchfilters bei den Favoriten gespeichert wurden, konnte meine Frau den Inserenten trotzdem kontaktieren», erzählt der 26-Jährige. Das Paar bekommt auch Antwort.
Der Inserent meint, die verspätete Antwort tue ihm Leid, er sei in den Ferien gewesen und stellt auch gleich selber noch einige Fragen. Er möchte zum Beispiel wissen, wie viele Personen in der Wohnung leben würden und ob sie Haustiere hätten – alles legitime Fragen, wenn man eine Wohnung vermieten möchte.
In den E-Mails, die ZüriToday vorliegen, schreibt der Inserent auch einige Eckdaten zu seiner Person. Er sei 55 Jahre alt und nach London gezogen, nachdem er seine Projekte als Entwickler «der grünen Energie» bei der Axpo in der Schweiz abgeschlossen habe.
Weil sein Deutsch nicht das Beste sei, würde er die Kommunikation gerne auf Englisch weiterführen. «Wir haben den Mann dann mal gegoogelt, konnten aber nichts zu seiner Person finden, das kam uns dann schon etwas ‹gspässig› vor», erklärt der Zürcher.
Was die beiden aber rausfinden konnten, war, dass eine der Wohnungen vor knapp einem Jahr zum Verkauf ausgeschrieben gewesen war. «Das heisst die Wohnungen gibt es wirklich und sie waren auch einmal inseriert. Das waren aber Eigentumswohnungen und diese sind mittlerweile auch verkauft», erzählt der 26-Jährige. Auf die Frage, ob man die Wohnung besichtigen könne, meinte der vermeintliche Vermieter, dass er zurzeit in England sei.
Weiter sei er bereits einmal zurückgereist, um jemandem die Wohnung zu zeigen, so der Inserent. Die Person habe sich dann aber gegen die Wohnung entschieden und er habe dadurch Zeit und Geld verloren. Er habe aber eine andere Möglichkeit, die er dem jungen Paar anbieten könne. Und zwar nutze er für diese Zwecke neuerdings die Plattform Airbnb.
«Er schrieb, dass er die Wohnung auf Airbnb ausschreiben werde und wenn man die Wohnung möchte, könne man sie über die Plattform buchen, die erste Miete und die Kaution dort bezahlen. Dann habe man die Wohnung auf sicher», erklärt der Leser. Airbnb würde das Geld zurückbehalten, bis man die Wohnung besichtigt habe und mit dem Mietvertrag einverstanden sei, schreibt der 55-Jährige in einer Mail an das Paar.
Dieses Vorgehen von Betrügerinnen und Betrügern ist nicht neu. Bereits vor einigen Jahren wurden Täuschungen dieser Art publik. Das Ehepaar kannte diese Masche jedoch nicht und ist froh, dass sie nicht darauf hereingefallen sind.
Wie ZüriToday bereits berichtete, bauen Gauner ganze Seiten nach, um glaubwürdiger zu wirken. Die mitgeschickten Links führen zu Seiten, die aussehen wie die von Airbnb.
Der Kantonspolizei Zürich ist diese Herangehensweise der Betrügerinnen und Betrüger bekannt. Auf einer eigens für Betrugsmaschen erstellten Internetseite warnt die Kantonspolizei Zürich unter anderem vor diesem Vorgehen. Dort würden die bekannten und neu erkannten Betrugsphänomene aufgelistet, beschrieben und erklärt, wie man sich verhalten soll, schreibt Ralph Hirt von der Kantonspolizei Zürich auf Anfrage von ZüriToday.
Bei der Immobilienplattform Homegate ist man über die Fake-Inserate ebenfalls im Bilde. Mediensprecher Sebastian Sinemus bestätigt, dass solche Betrügereien über die letzten Jahren kontinuierlich zugenommen haben. «Generell lässt sich sagen, dass Betrüger am liebsten dort ihr perfides Spiel treiben, wo die Nachfrage das Angebot in besonderem Masse übersteigt», so Sinemus.
Homegate verfüge über ein umfangreiches Sicherheitsdispositiv. Dieses reicht von digitalen Schutzmassnahmen über geschultes Personal bis zur Aufklärung über die häufigsten Betrugsmaschen. «Eine ganze Reihe weiterer Schutzmassnahmen können wir hingegen nicht offenlegen, um Betrügern keine Kenntnis darüber zu verschaffen», heisst es.
Dank der verschiedenen Schutzmassnahmen würde eine Vielzahl verdächtiger Inserate gar nicht erst online geschaltet, so der Mediensprecher weiter. «Sollte es dennoch eines durch dieses Sicherheitsnetz geschafft haben, wird es innert kurzer Frist wieder durch uns entfernt», ergänzt er. Sollte man den Gaunern trotz allem aufgesessen sein, rät er, sich bei der Polizei zu melden, damit eine Strafverfolgung möglich ist.
«Es ist wichtig, stets aufmerksam zu sein und gesunden Menschenverstand an den Tag zu legen. Was zu gut scheint, um wahr zu sein, ist es insbesondere in Regionen mit einer hohen Nachfrage oftmals auch. Im Zweifelsfall empfehlen wir, unseren Kundendienst über das Kontaktformular – alternativ per Telefon – anzufragen oder die Meldefunktion zu nutzen, die unter jedem Inserat zu finden ist», so der abschliessende Rat.
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