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Woher kommt die Angst vor Spinnen?

Für Menschen mit Spinnenangst eine Horrorvorstellung: Eine Vogelspinne in den Händen halten. (Archivbild)
Für Menschen mit Spinnenangst eine Horrorvorstellung: Eine Vogelspinne in den Händen halten. (Archivbild)

Woher kommt die Angst vor Spinnen?

Spinnen lösen bei vielen Menschen ein Gefühl von Ekel, Angst oder sogar Panik aus – obwohl unsere heimischen Arten völlig harmlos sind. Doch woher kommt diese weitverbreitete Furcht?
16.10.2024, 11:2516.10.2024, 11:26
Thomas Wey / ch media
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Bis zu fünf Prozent der Bevölkerung leidet an einer Arachnophobie, einer ausgeprägten Angst vor Spinnen und spinnenähnlichen Tieren. Der Anblick von Spinnen und insbesondere von grossen Nosferatu-Spinnen wie diesen hier kann bei Betroffenen Stress, Herzrasen oder sogar Panikattacken auszulösen:

Aber warum verspüren so viele Menschen Ekel und zittrige Knie beim Anblick von Spinnen? Der Psychologe André Angstmann leitet im Zoo Zürich Seminare gegen Spinnenangst. Er erklärt gegenüber ZüriToday: «Es gibt verschiedene Theorien zur Arachnophobie. Angeboren, gelernt, spezielle Erlebnisse, Aussehen der Spinnen oder Projektionen bilden eine bunte, sehr individuelle Palette von möglichen Ursachen der Spinnenangst.»

Vielleicht aus Angst vor Fremdartigkeit in uns verankert

Bezüglich Aussehen der Spinnen scheint die Andersartigkeit des Tiers ein wesentlicher Aspekt für die Angst zu sein: Das «nicht antromorphe Schema», also die Nicht-Menschlichkeit, wirke irritierend oder ängstigend auf uns, sagt der Experte. Diese Fremdartigkeit gelte auch für Schlangen. Darum ist die Angst vor Schlangen ebenfalls Bestandteil der von André Angstmann geleiteten Seminare im Zoo Zürich.

Angst vor Spinnen könnte erlernt sein

Die Theorie, dass die Angst vor Spinnen erlernt sein könnte, wird durch kulturelle Unterschiede untermauert. In vielen ländlichen Regionen Asiens oder Afrikas gelten Spinnen als Nahrungsquelle, was dort zu einer geringeren Angst führt. «Sobald wir die Verhaltensweisen der Spinnen kennen und täglich mit ihnen konfrontiert sind, kommt der Gewöhnungsfaktor, also die Desensibilisierung ins Spiel», erläutert der Psychologe.

Erfolgreiche Bewältigung in Gruppenworkshops

Ob erlernt oder vererbt, für die Überwindung der Angst vor Spinnen und Schlangen helfen Workshops mit Gleichgesinnten. Die Seminare im Zoo Zürich bestehen aus einer Kombination von zoologischem und psychologischem Wissen, Diskussionsrunden und einer schrittweisen Konfrontation mit den Tieren selbst. Der Erfolg ist beachtlich: Laut Angstmann liegt die Erfolgsquote bei fast 100 Prozent. «Das sorgfältige Heranführen und die Aufklärung über die Tiere tragen zu diesem Erfolg bei», so der Psychologe. Am Ende der Workshops erhalten die Teilnehmenden sogar ein Diplom für die Teilnahme ausgestellt.

Konfrontieren statt vermeiden

Wer jetzt hofft, seine Spinnenangst demnächst in einem dieser Seminare zu bekämpfen, wird enttäuscht. Die Kurse im Zoo Zürich sowie bei der Universität Zürich sind vollständig ausgebucht.

Doch es gibt auch Möglichkeiten zur Selbsthilfe, wie Angstmann erklärt: «Die behutsame und stete Konfrontation über Bilder, dann durch Videos und schliesslich durch den Kontakt mit echten Tieren, ist der Goldstandard im Umgang mit Spinnenangst.» Vermeiden sollte man den Anblick und den Kontakt mit den Achtbeinern besser nicht: «Das Ausweichen verstärkt oft die Angst und kann sich weiter zu einer Phobie entwickeln.»

Die besonders furchteinflössende Nosferatu-Spinne wird in der Schweiz immer häufiger gesichtet. Die Einsendungen der ZüriToday-Community eignen sich hervorragend für eine Expositions-Übung:

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