
Sag das doch deinen Freunden!
Mit den zu dünnen Models auf den Laufstegen dieser Welt ist es ein bisschen wie mit dem Walfang in Japan oder der Nashornjagd in Afrika: Unzählige Menschen setzen sich dagegen ein, der Protest wird immer lauter, ja sogar Gesetze, die diese Phänomene verbieten sollen, werden ins Leben gerufen – und trotzdem ändert sich nichts.
Wale und Nashörner werden weiterhin brutal abgeschlachtet, untergewichtige Mädels präsentieren weiterhin stolz die neusten Fashion-Trends der Saison.
Doch mit Letzterem soll nun wirklich wirklich wirklich Schluss sein. Denn nach Israel hat jetzt auch das französische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das gefährliches Untergewicht bei Mannequins verhindern soll. Immerhin reden wir hier nicht von irgendeinem Land, sondern von einem der wichtigsten Player der gesamten Branche.
Sollten in der Mode-Metropole Paris tatsächlich keine Klappergestelle mehr über die Laufstege tänzeln und auch keine entsprechenden Werbeaufnahmen entstehen dürfen, könnte dies tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung sein.
Doch einen Haken hat die Sache: Bisher steht nämlich nicht fest, was genau «zu dünn» bedeutet. Das muss erst noch von einer Fachbehörde festgelegt werden. Dass mit den Magermodels also wirklich Schluss sein soll, glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe.
Betrachtet man das Thema jedoch von einer anderen Seite, lässt sich eine Entwicklung ausmachen, die durchaus erfreulich ist: Das Verbot von Magermodels wird ja deswegen gefordert, weil diese eine so grosse Vorbildfunktion und darum einen schlechten Einfluss auf junge Mädchen haben. Aus diesem «haben» ist aber inzwischen eher ein «hatten» geworden.
Noch vor zehn bis 15 Jahren – als Kanäle wie YouTube und Instagram entweder in den Kinderschuhen steckten oder noch gar nicht existierten – holten sich die jungen Mädchen ihre Inspiration in Zeitschriften oder im Fernsehen.
Dort wurde und wird uns bis heute ein völlig unrealistisches Schönheitsideal vorgegaukelt. Es wird retouchiert und geschönt, wo es nur geht. Eine Chance, die Laufstege dieser Welt zu erobern und somit ein Leben im Scheinwerferlicht zu geniessen, bekamen bis anhin nur die Schönsten – und die Dünnsten.
Doch inzwischen ist die klassische Medienwelt komplett auf den Kopf gestellt und durch die sozialen Medien ergänzt – wenn nicht sogar überholt – worden. Nun mag man den Hype um die YouTube- und Instagram-Stars, die von der heutigen Jugend gefeiert werden, etwas verwunderlich, vielleicht sogar nervig, finden.
Doch er hat definitiv auch seine guten Seiten: Denn hier können Menschen wie du und ich zum Star werden. Es kommt nicht darauf an, ob man bei irgendeinem Casting bestanden und sich mit der klassischen Ellbogen-Strategie gegen eine Masse von Mitbewerbern durchgesetzt hat.
Entscheidend ist einfach, dass es Menschen gibt, die einen gut finden und die sich vor allem mit einem identifizieren können. Dadurch werden die von den klassischen Medien glorifizierten Schönheitsideale ausser Kraft gesetzt. Denn wer erkennt sich schon in einem 45 Kilo wiegenden Model wieder? Wohl nur die wenigsten.
Dank Instagram-Stars wie beispielsweise der 18-jährigen Bernerin «_artacha» dürfen sich endlich wieder Mädchen hübsch und toll finden, die einen Body-Mass-Index haben, der sich im Bereich des absolut Normalen – oder vielleicht sogar leicht darüber – befindet.
Diesen Trend hat inzwischen auch das Fernsehen begriffen und mit Konzepten wie «The Voice of Switzerland» umgesetzt. Hier wird das Äussere zu Beginn der Sendung bei den «Blind Auditions» völlig ausgeblendet – es soll also nur um die Stimme gehen.
Als Siegerin der ersten Staffel ging sodann Nicole Bernegger hervor. Das Publikum hat also eine junge Frau gewählt, die zwar ohne Modelmasse, dafür aber mit einer tollen Stimme, einer Menge Talent und einer Ladung Selbstbewusstsein daherkommt. Ihre Nachfolgerin Tiziana Gulino, Siegerin der zweiten Staffel, steht ihr diesbezüglich in nichts nach.
Dass nicht mehr nur die Hungerhaken als Vorbilder angesehen werden, spiegelt sich langsam aber sicher auch in der Gesellschaft wider. Ein Blick auf die Strasse zeigt: Die jungen Mädchen von heute treten deutlich selbstbewusster auf als jene von vor zehn Jahren. Eine kleine Speckschicht statt eines Sixpacks? Egal, bauchfrei ist in! Sport machen und gesund leben ist auch in? Klar, Schokolade schmeckt aber auch ziemlich gut!
Natürlich lassen sich (leider) auch heute noch junge Frauen von Sendungen wie «Germany's Next Topmodel» und dem damit verbundenen Magerwahn anstecken. Bis heute stellen Magersucht und andere Essstörungen in unserer Gesellschaft ein häufig auftretendes Problem dar.
Mit den immer stärker wachsenden sozialen Medien und der damit verbundenen Verschiebung der Vorbildrollen sind wir aber sicher auf dem richtigen Weg. Da können die Models noch so lange ihre mageren Körper über die Laufstege von New York, Mailand und Co. schleppen.
ehm, ja, wenn das die grundlage für dein wertebewusstsein ist, viktoria weber, dann sehe ich schwarz. weil am ende werden nun mal nur ganz wenige STARS, der rest bleibt normal. entspann dich. du bist auch ok, ohne ein star zu sein.