Arno Del Curto steht in seiner 18. Saison als Trainer des HC Davos. Im Bündnerland hat er alles erreicht, ist fünf Mal Meister und drei Mal Vizemeister geworden. Die Gebrüder Von Arx sind 36 und 37 Jahre alt, Schlüsselspieler Guggisberg verlässt den HCD nach über einem Jahrzehnt.
Zwar reizt ADC die Herausforderung, nach der ganz grossen Mannschaft ein neues Meisterteam aufzubauen – aber vielleicht reizt ihn die beste Nati aller Zeiten noch mehr. Auch der Fünfer und das Weggli sind aus der Sicht des Trainers möglich. 2009 sagte er, er sei für die Nati bereit – im Nebenamt.
Del Curto lebt seine Gefühle offen aus. Ist er nicht einverstanden mit der Entscheidung, «sagt» er dies dem Schiedsrichter. Gefällt ihm die Leistung seiner Mannschaft nicht, nimmt Del Curto ein Timeout – sei es in Minute 58 oder zwei – und staucht seine Mannschaft so richtig zusammen. Äusserlich.
Was für das ungeschulte Auge aussieht, als würde die Comicfigur Taz seine Beherrschung verlieren, wirkt bei den Spielern Wunder. Kein anderes Team scheint nach einem Timeout so verwandelt zu sein wie der HC Davos. Was genau Del Curto den Spielern einredet, bleibt sein Geheimnis. Doch wer weiss, vielleicht hätte die Schweiz nach einem Arno-Timeout die entscheidende Olympia-Partie gegen Lettland noch wenden können.
Die beste Schweizer Nati aller Zeiten ist gespickt mit NHL-Spielern. All die HCD-Stars der letzten Jahre pfiffen sowieso nach Del Curtos Pfeife, genauso wie beim NHL-Lockout die Superstars Joe Thornton und Rick Nash.
Als «charismatisch, fordernd, immer unter Strom stehend», bezeichnet Thornton den Meistertrainer. Unter ADC reiften Jonas Hiller und Reto Berra zu Weltklassetorhütern, die den Sprung in die NHL schafften.
Beim HC Davos gehört es unter Arno Del Curto zur Clubpolitik, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Jahr für Jahr setzt der allmächtige Trainer auf junge Talente, wie beispielsweise einst auf den heutigen NHL-Spieler Nino Niederreiter, den er schon als 16-Jährigen im Playoff einsetzte.
Arno Del Curto lebt Eishockey und spricht Eishockey, manchmal sogar mit einem englischen Akzent. Seine Begeisterungsfähigkeit ist legendär. Er schafft es sogar, einem kanadischen Experten ein anerkennendes Nicken abzuringen, als er das Spengler-Cup-Duell zwischen dem HC Davos und dem Team Canada als Derby vergleicht «wie in Italien Milan-Inter». Als ob der gute Mann schon jemals von einem Mailänder Derby gehört hat.
Arno Del Curto ist nicht nur ein genialer Hockeytrainer, auch auf menschlicher Basis weiss der Bündner zu überzeugen. Mit Del Curto an der Seite wüsste die Nati, wie sie sich benehmen soll. Keine Strafen wegen Reklamierens oder Schiedsrichterbeleidigungen mehr – denn der Davos-Trainer weiss: «Don't say fuck you to the referee, das gibt zwei Minuten.»
Wenn Sie die Argumente noch nicht überzeugt haben: Nicht nur das Fachliche spricht für den 57-Jährigen. Der Engadiner ist mit seinem Wesen auch ein Entertainer erster Güte.