Niederländischer Rechtspopulist Wilders schuldig - keine Strafe

Niederländischer Rechtspopulist Wilders schuldig - keine Strafe

09.12.2016, 13:16

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders ist am Freitag von einem Gericht in Amsterdam der Diskriminierung und Beleidigung von Marokkanern schuldig gesprochen worden, nicht jedoch wegen Anstachelung zum Hass. Wilders geht straffrei aus.

Das Gericht in Schiphol erklärte, der «aufrührerische Charakter» von Wilders' Aussagen habe andere dazu verleitet, Menschen mit marokkanischen Wurzeln in den Niederlanden zu diskriminieren. Es gebe jedoch nicht genügend Beweise dafür, dass seine Worte zum Hass anstifteten.

Das Gericht verzichtete darauf, die von der Staatsanwaltschaft geforderte Geldstrafe in Höhe von 5000 Euro gegen den Rechtspopulisten zu verhängen. Wilders, der bei der Urteilsverkündung nicht anwesend war, kündigte dennoch Berufung an. Sein Anwalt erklärte, Wilders sehe in dem Richterspruch «einen grossen Verlust für die Redefreiheit» in den Niederlanden.

Wilders: «Politischer Prozess»

Wilders hatte bei einem Wahlkampfauftritt 2014 vor jubelnden Anhängern in Den Haag gefragt: «Wollt Ihr weniger oder mehr Marokkaner in Eurer Stadt und in den Niederlanden?» Die Menge skandierte daraufhin «Weniger»-Rufe, woraufhin Wilders lächelnd ankündigte: «Wir werden uns darum kümmern.» Wegen der Äusserungen erstatteten binnen weniger Tage 6400 Menschen Anzeige.

Vor gut zwei Wochen absolvierte Wilders seinen einzigen Auftritt im Prozess in Schiphol. Dabei warf er den Staatsanwälten vor, «Marionetten» der Regierung zu sein und einen «politischen Prozess» zu führen.

Das Gericht werde missbraucht, «um eine politische Rechnung zu begleichen», sagte der Rechtspopulist. «Wenn Sie mich verurteilen, werden Sie die Hälfte der Niederlande verurteilen.»

Von Prozess profitiert?

Das Urteil erging knapp drei Monate vor der Parlamentswahl, bei der Wilders' Partei für die Freiheit (PVV) stärkste Kraft werden könnte - und der 53-jährige Islamfeind und EU-Gegner Ministerpräsident.

Experten vertraten während des Verfahrens die Ansicht, der Prozess habe Wilders' Ansehen eher vergrössert als beeinträchtigt. Er habe sich als «Opfer des Systems» darstellen können, welches er beseitigen wolle, sagte der Politikwissenschaftler Andre Krouwel von der Universität Amsterdam.

In den jüngsten Umfragen kommt die PVV auf 34 Mandate - zehn mehr als die Partei des liberalen Ministerpräsidenten Mark Rutte. Wilders ist die Galionsfigur der niederländischen Rechten und der EU-Gegner. Seit Jahren prangert er eine vermeintliche Islamisierung der Niederlande an.

Wilders' 2008 veröffentlichter Videofilm «Fitna», der Bilder von den Terroranschlägen von New York und Madrid mit Koran-Versen zu einer anti-islamischen Collage verbindet, löste besonders in der muslimischen Welt Empörung aus. 2010 wurde er deswegen schon einmal wegen Anstiftung zu Rassenhass und Diskriminierung von Muslimen angeklagt. Der Prozess endete aber schon damals mit einem Freispruch.

Bisher erging in den Niederlanden erst einmal gegen einen Politiker ein Urteil wegen Diskriminierung: 1997 wurde der rechtsradikale Politiker Hans Janmaat deswegen zu vier Wochen Haft verurteilt. Janmaat starb 2002. (sda/afp)

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