Bern (den). Sie stehen auf der linken Hälfte der Rolltreppe, sie drängeln in den Zug, während die Mehrheit noch am Aussteigen ist, sie tippen im Zug SMS und lassen dabei die Tastentöne an. Sie sind überall: dumme Pendler der schlimmsten Sorte. Letzte Woche wurde gar die Facebook-Seite «Mongopendler auf den Scheiterhaufen» gegründet. Bereits haben 1,5 frustrierte Pendler den Like-Button geklickt.
Nun hat sich die SBB dem Problem angenommen. Seit Montag sind die Rolltreppen in verschiedenen Bahnhöfen mit grünen und roten Markierungen ausgestattet. «Wir hoffen, dass die weniger intelligenten Pendler nun endlich kapieren, dass Sie nicht einfach willkürlich auf der Rolltreppe stehen bleiben können», sagt SBB-Chefin Andrea Meyer. «Dass man sie jeweils anrempelte oder anfluchte, konnte sie offensichtlich nicht vom Schwarzstehen abhalten. Die Markierungen sollten da eindeutiger sein.»
Doch die SBB nimmt sich auch den anderen Pendlersorgen an und dies mit unkonventionellen Mitteln. «Um unsere Massnahmen möglichst konsequent durchzusetzen, gehen wir eine Kooperation mit der Schweizer Armee ein», sagt Meyer. «Ab nächstem Montag steht an jedem grossen Bahnhof eine Kompanie WK-Soldaten bereit. Jeweils zu zweit werden die Soldaten die Meute am Einsteigen hindern, solange sich noch Pendler in der ‹descendierenden Phase› befinden. Zusätzlich steht ihnen ein Schützenpanzer bereit, der im Notfall mit seinem Maschinengewehr einen Warnschuss abfeuern kann.»
Die Armee ist froh um den Auftrag der SBB. «Wenn wir die gestrigen Umfragezahlen zum Gripen richtig interpretieren, sieht es so aus, als müssten wir für die Luftwaffe bald ein anderes Betätigungsfeld suchen. Da kommt uns der Hilferuf der SBB gerade recht», sagt ein Sprecher. «Die Piloten und Luftwaffensoldaten könnten jeweils zu Bürozeiten zwischen 9 und 5 eingesetzt werden. Zu Pendelzeiten werden dann WK-Infanteristen an der Front stehen.»
Nicht nur an den Bahnhöfen, auch in den Zügen werden Soldaten patrouillieren. «Sie haben den Auftrag, anständige und unbescholtene Pendler vor Lärmbelästigung wie zu lauter Musik aus schlechten iPhone-Kopfhörern oder nervigen Tastentönen zu schützen. Dafür dürfen sie ‹nicht tödliche› Gewalt wie zum Beispiel den Pfefferspray oder den Kolben des Sturmgewehrs einsetzen.»
Simon Schenk, Chef von Pro Bahn und somit oberster Pendler im Land, ist froh, dass die SBB endlich durchgreift. «Die Situation in den Zügen wurde unerträglich. Letzte Woche musste ich mitansehen, wie ein wütender Mob auf der Strecke Zürich–Bern bei Olten einen chronischen Laut-Telefonierer aus dem fahrenden Zug in die Aare warf», so der 54-jährige Versicherungsfachmann. Er hofft, dass die Massnahmen der SBB wieder für Zucht und Ordnung in den Zügen sorgen werden.