Nach dem verheerenden Terroranschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara sucht die Regierung nach den Hintermännern. «Uns liegen bisher noch keine Informationen darüber vor, wer diesen Angriff getätigt hat», sagte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus.
Beim Anschlag auf einen Konvoi mit Bussen der Armee am Mittwochabend wurden nach seinen Angaben mindestens 28 Menschen getötet und 61 weitere verletzt worden. Kurtulmus sprach von einem Angriff «auf die gesamte Nation».
Die türkische Luftwaffe bombardierte am Mittwochabend Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak, wie der irakische Fernsehsender Al Sumaria berichtete. Unklar war zunächst, ob die Luftschläge im Zusammenhang mit dem Terroranschlag von Ankara standen, zu dem sich zunächst niemand bekannte.
Die PKK greift aber immer wieder türkische Sicherheitskräfte an. Sie hat zudem angekündigt, Angriffe auf staatliche Institutionen auszuweiten.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte am Mittwochabend seinen Besuch in Brüssel zu Gesprächen über die Flüchtlingskrise ab.
Zu der Detonation kam es im Regierungsviertel Cankaya vor einem Gebäude der Luftwaffe in der Nähe des Parlaments. Die Bombe sei explodiert, als die Militärfahrzeuge an einer Ampel gehalten hätten, teilte die Armee mit. Die Wagen hätten Angehörige der Streitkräfte transportiert. Es handele sich um einen «niederträchtigen und verräterischen Angriff». Das Militär bestätigte, dass unter den Toten Soldaten seien. Genaue Angaben machte die Armee nicht.
Auf Fernsehbildern war Feuer und eine Rauchsäule, die in den Abendhimmel steigt, zu sehen. Augenzeugen berichten im türkischen Fernsehen, dass sie eine «sehr laute Explosion» gehört hätten. Demnach sei der Knall auch in mehreren Kilometern Entfernung zu hören gewesen.
Ein Sprecher der Regierungspartei AKP schrieb auf Twitter: «Ein heimtückischer Terrorakt hat sich in Ankara ereignet. Wir verurteilen diesen Angriff.» Wie häufig nach Anschlägen verhängte die Regulierungsbehörde für den privaten Rundfunk, der Oberste Rundfunk- und Fernsehrat RTÜK, eine Nachrichtensperre.
Türkische Sicherheitskräfte sind in den vergangenen Monaten immer wieder zum Ziel von Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK geworden. Gegen die PKK gehen die Sicherheitskräfte seit Mitte Dezember mit einer Offensive in der Südosttürkei vor. Allerdings wurden in der Vergangenheit Anschläge in der Türkei auch der Terrormiliz «Islamischer Staat» (IS) oder linksterroristischen Gruppen angelastet.
In Ankara waren im vergangenen Jahr bei einem Bombenanschlag mehr als hundert Menschen getötet worden. Für die Tat wird der «IS» verantwortlich gemacht. Seitdem gilt in der Türkei die höchste Terrorwarnstufe. Bei einem Selbstmordanschlag eines mutmaßlichen «IS»-Anhängers auf eine deutsche Reisegruppe in Istanbul wurden im Januar zehn Bundesbürger getötet. Ein elftes Opfer starb später im Krankenhaus.
Bei den Gesprächen in Brüssel wollte Ministerpräsident Davutoglu am Donnerstag in Brüssel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras zusammenkommen. Zudem sollte er an einem Mini-Gipfel des «Clubs der Willigen» mit Deutschland und anderen EU-Staaten teilnehmen. Der eigentliche EU-Gipfel beginnt am späten Donnerstagnachmittag.
In den Gesprächen mit Davutoglu sollte es um die Umsetzung des Aktionsplans mit der Türkei zur Reduzierung der Flüchtlingszahlen gehen. Die EU stellt dafür drei Milliarden Euro bereit. (jas/sda/kaz/kev/AFP/AP/dpa/Reuters)