Schweiz

Berner Reitschule verurteilt Gewalt – und will in Ruhe gelassen werden

Berner Reitschule verurteilt Gewalt – und will in Ruhe gelassen werden

11.03.2016, 14:2611.03.2016, 18:08
Mehr «Schweiz»
Bild
Bild: KEYSTONE
Die ausführliche Reportage gibts hier
Mehr zur Berner Reitschule findest du hier

Die Betreiber des Berner Kulturzentrums Reitschule haben sich von der Gewalt gegen Polizisten distanziert. Gleichzeitig kritisierten sie die Medien und machten deutlich, am besten lasse die Polizei das Zentrum in Ruhe.

An einer Medienkonferenz im Innern der Reitschule sagten Vertreterinnen und Vertreter am Freitag, die Vorfälle von vergangener Samstagnacht dürften nicht verharmlost werden. Gefährdungen des Lebens seien «klar abzulehnen».

Die Öffentlichkeit müsse aber auch erkennen, wie es überhaupt zu den Ausschreitungen gekommen sei. Ausgangspunkt sei ein Bericht zur Sicherheitslage der Stadt Bern gewesen. Daraus hätten gewisse Medien ein Sicherheitsproblem der Reitschule «hochstilisiert».

In der Folge führte die Polizei am Freitagabend vor der Reitschule Kontrollen durch, wie bereits seit vergangenem Wochenende bekannt ist. Das führte am Freitag zu einer ersten Kundgebung von Reitschul-Besuchern und am Samstag zu Ausschreitungen mit elf verletzten Polizisten.

Diese Angriffe mit Steinen vom Dach aus seien auch für sie überraschend gewesen, sagten die Reitschul-Vertreter. Im Dunstkreis der Reitschule hielten sich «eben allerhand Leute» auf. Die Täter von Samstagnacht seien der Reitschule unbekannt, da sie vermummt gewesen seien. Deren Bekennerschreiben stamme nicht von der Reitschule.

Die Polizei habe sich sowohl am Freitag- wie auch am Samstagabend unkooperativ gezeigt, und überhaupt: Letztlich halte sich die Polizei im Umfeld der Reitschule besser zurück. «Wenn die Polizei vor der Reitschule präventive Aktionen startet, knallt's», sagte einer der Reitschul-Vertreter.

Unschöne Szenen vor der Berner Reitschule. 11 Polizisten wurden verletzt.
Unschöne Szenen vor der Berner Reitschule. 11 Polizisten wurden verletzt.
Bild: KEYSTONE

Schon in einer im Internet veröffentlichten Mitteilung schrieb die Mediengruppe der Reitschule am vergangenen Montag, die Angriffe auf die Polizei seien eine Gegenreaktion auf eine Provokation gewesen.

Auch Kündigungsandrohung erhalten

Wie die Reitschule auf die von der Stadt Bern angedrohten oder bereits beschlossenen Sanktionen reagieren will, sei nun «Gegenstand von internen Diskussionen», hiess es weiter. Schliesslich sei die Reitschule basisdemokratisch organisiert.

Ein Vertreter sagte weiter, dass die Stadt Bern der Reitschule eine Kündigungs- und Betreibungsandrohung geschickt habe.

Anti-Reitschul-Intiative eingereicht

Ebenfalls am Freitag reichte die Junge SVP des Kantons Bern bei der Berner Staatskanzlei eine Initiative gegen die Reitschule ein. Sie fordert Kürzungen von kantonalen Ausgleichsgeldern für gewisse Gemeinden. Nämlich solche mit «Anlagen oder Einrichtungen, von denen notorisch konkrete Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgehen». Gemeint ist damit die Berner Reitschule.

17'500 Personen unterschrieben das Volksbegehren, 2500 mehr als fürs Zustandekommen einer Initiative nötig. Die Unterschriften müssen nun aber noch geprüft werden. Es ist die erste Initiative auf kantonaler Ebene gegen die Reitschule respektive Reithalle. Berns Stimmvolk hat sich in Abstimmungen bisher stets hinter das alternative Kulturzentrum gestellt. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
atomschlaf
11.03.2016 14:36registriert Juli 2015
Offenbar wollen die Betreiber weiterhin die Reitschule als rechtsfreien Raum kultivieren. Anders kann man Aussagen wie "Wenn die Polizei vor der Reitschule präventive Aktionen startet, knallt's" wohl nicht interpretieren. Lernfähigkeit gleich Null.
13630
Melden
Zum Kommentar
avatar
m:k:
11.03.2016 15:12registriert Mai 2014
Anscheinend nichts gelernt. Der Reitschule wurde viel Geld gegeben und viele Male ein Auge zugedrückt. Es ist eigentlich ein toller Ort. Wie man das so kaputt gehen lassen kann, ist mir ein Rätsel. Klar Stellung beziehen gegen Gewalt, die Trottel rauswerfen und dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert. Aber bei Aussagen wie: "Wenn die Polizei vor der Reitschule präventive Aktionen startet, knallt's", hat man das Gefühl, dass die Solidarität mit den Gewalttätern grösser ist. Schade für Leute wie mich, die gerne da waren, aber verständlich, dass es unter solchen Bedingungen nicht geht.
12122
Melden
Zum Kommentar
avatar
The oder ich
11.03.2016 15:50registriert Januar 2014
Die Stellungnahme der Mediengruppe der Reitschule tönt schon fast ein wenig nach "seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen"
558
Melden
Zum Kommentar
21
75 Prozent der Bevölkerung leben in der Stadt – und 5 weitere spannende Stadt-Fakten
Das Bundesamt für Statistik hat heute die 85. Ausgabe der Publikation «Statistik der Schweizer Städte» des Schweizerischen Städteverbands veröffentlicht. Wir haben die wichtigsten Fakten für dich zusammengefasst.

Laut dem neusten Bericht vom Bundesamt für Statistik über die Statistik der Schweizer Städte wächst die Schweizer Bevölkerung besonders in den Städten stark an. Noch vor hundert Jahren lebte rund ein Drittel der Schweizer Bevölkerung in Städten, heute sind es bereits drei Viertel. Und: Das Bevölkerungswachstum findet vor allem in den urbanen Zentren statt.

Zur Story