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«Ich glaube, dass die ??? neben ihrer Freundschaft kein anderes Leben haben dürfen»

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«Ich glaube, dass die ??? neben ihrer Freundschaft kein anderes Leben haben dürfen»

«Die drei ???» sind gefragter denn je. Nach wie vor werden die Hörspiele produziert – und wenn die Sprecher der drei Detektive auf Live-Tour gehen, kommen Zehntausende. «Peter Shaw» im Gespräch.
03.05.2015, 21:13
Philipp Dahm
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Du kennst Jens Wawrczeck 100-prozentig – selbst wenn dir sein Name auf Anhieb nichts sagen sollte: Der Däne ist Schauspieler, aber vor allem als Synchronsprecher bekannt. Der 51-Jährige leiht etwa Spence aus «King of Queens», aber auch Peter Shaw seine Stimme. Du weisst schon, der zweite Detektiv von den «Drei ???».

Die sind mittlerweile Kult. Das Wort nervt, aber anders ist es kaum zu erklären, dass die Sprecher der «Drei ???» heutzutage mit ihren Live-Hörspielen «Phonophobia – Sinfonie der Angst» grosse Hallen füllen. Hierher kommt die Truppe leider nicht – die Vorstellung in Freiburg am 30. Mai ist für Schweizer noch die günstigste Alternative. 

Die Reise dorthin würde sich aber lohnen, sagt Wawrczeck und verspricht im watson-Interview ein «Spektakel mit sehr viel Effekten».

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bild: pr
Jens Wawrczeck.
Jens Wawrczeck.bild: rainer holz

Jens Wawrczeck, werden Sie oft auf der Strasse erkannt?
An zehn Tagen vielleicht ... fünf Mal.

Wow, ganz schön oft dafür, dass man ja vor allem Ihre Stimme kennt.
Das hat sich seit den Live-Auftritten etwas verändert, unsere Gesichter sind bekannter geworden. Aber tatsächlich ist es oft so, dass ich lache oder etwas erzähle, und dann kommt jemand auf mich zu und sagt: «Entschuldigung, sind Sie Peter Shaw von den ???»?

Und denkt auch mal einer, sie wären wie Peter ein Hasenfuss?
Die Verwechslung zwischen Rolle und Person findet ständig statt. Aber Peter ist ja nicht nur der Angsthase, er ist auch mutig. Und wenn jemand glaubt, ich wäre ängstlich, hätte ich auch kein Problem. Besser als ein Skinny Norris.

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Mit dabei: aktuelle Hörspielfolgen und eine DVD von den Live-Hörspielen «Phonophobia – Sinfonie der Angst» 

Erkennen die Leute vor allem den Peter in Ihnen oder auch Ihren Charakter aus «King of Queens»?
Ne, auch Spence ist eine Hausnummer, auf die ich oft angesprochen werde, weil die Serie auch immer noch läuft und viele Fans hat. Das Lustige ist, dass ich selber noch nie eine ganze Folge gesehen habe.

Spence und Arthur in der deutschsprachigen Ausgabe von «King of Queens».video: youtube/seijisama123

Echt nicht?
Nur die Ausschnitte, die ich synchronisiert habe. Ich habe keine Geduld für Serien und höchstens eine nostalgische Bindung an Sachen, die ich als Kind gesehen habe. In meinem hohen Alter sind das Serien wie die «Partridge Family», «Lassie» oder «Flipper». Das war's dann irgendwie.

«Lassie's Christmas Story», 1961.video: youtube/ember121scorpio
Die erste Folge von «Flipper».video: youtube/flipper deutsch

Die ??? gibt es ja nun aber auch schon seit 35 Jahren.
Stimmt, die ??? sind, wenn man so will, auch ein nostalgisches Produkt. Wir sind immer noch das gleiche Team, aber in einer merkwürdigen Zeitkapsel gefangen: Man weiss gar nicht so genau, wie alt die eigentlich sind. Es passt also zu meiner «Verweigerung der Neuzeit».

Ihre Fans sind mit Ihnen älter geworden. Sehen Sie bei Ihren Live-Auftritten noch einen 18-Jährigen?
Das Interessante ist, dass es eine Zeit gab, in der die Fans in meinem oder Ihrem Alter geboren wurden: Ich bin Jahrgang 1963, Sie 1976. Doch seit ein paar Jahren kommen wieder Kinder und Jugendliche dazu, weil dieses Produkt weitergereicht worden ist. Die Hörerschaft ist heute generationsübergreifend. 

Aber trotz Älterwerdens musste Peter (nach Protesten der Fans) seine Freundin wieder absägen ... 
Ich glaube, dass die ??? neben ihrer Freundschaft kein anderes Leben haben dürfen. Die sind sich genug. Freundinnen sind da ... Störfaktoren.

Wie kommt es, dass Ihre frühere Fans so zu den ??? stehen? Wer früher TKKG gehört hat, gibt das heutzutage nicht unumwunden zu.
Ich glaube, es hat einerseits mit dem exotischeren Setting zu tun. Die ??? waren anders aufgestellt: Da waren diese coolen Cover mit der zeitlosen Ästhetik – der schwarze Rahmen, die Schrift. Ausserdem hatten die ??? immer etwas Internationales und gingen weg vom Kinderprodukt. Es war halt Alfred Hitchcock, der daraus ein halbes Erwachsenen-Abenteuer gemacht hat. Und dann kam noch die Tatsache hinzu, dass wir in Rocky Beach Fälle lösten, wo wir mit Hollywood-Schauspielern konfrontiert wurden, mit schrulligen Millionären und skurrilen Charakteren. Dadurch war dieses Hörspiel einfach bunter. 

Old School ???-Schick.
Old School ???-Schick.bild: watson
Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock.
Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock.Bild: EPA PA

Und wie wichtig waren die Sprecher?
Was bei Oliver Rohrbeck [alias Justus Jonas], Andreas Fröhlich [alias Bob Andrews] und mir wirklich gut funktioniert hat, war, dass wir unterschiedliche Stimmen haben, was für ein Hörspiel sehr wichtig ist. Und wir hatten eine gute Dynamik miteinander und ergänzten uns immer gut. Es gab eine gute Spannung bei uns dreien und so überlebten wir auch mal schlechte Fälle, weil wir eine gewisse Lebendigkeit miteinander hatten.

Wie viele Folgen macht Ihr pro Jahr?
Sechs bis acht Folgen.

Wird man bei so viel gemeinsamer Arbeit automatisch auch zu Freunden?
Es ist eher wie ein Verwandtschaftsverhältnis: Aus der Nummer kommen wir sowieso nicht mehr raus! (lacht) Wir sind uns freundschaftlich zugetan, respektieren und mögen einander. Wir rufen uns aber auch nicht jeden Abend an und fragen: «Hast du dich denn schon schön zugedeckt?»

Die Shows macht Ihr ja auch schon seit weit mehr als zehn Jahren. Wie kam es dazu?
Ich spiele ja auch Theater und wir hatten einfach Lust dazu, gemeinsam mal irgendwas live zu machen. Vom Umfang haben wir daran gedacht, vor vielleicht 30 Leuten in einer Buchhandlung aufzutreten. Als Sony von dieser Idee Wind bekam, sagte sie: «Naja, man kann das ja auch ein bisschen organisieren!» Und so würde es sehr viel grösser, als wir das geplant hatten. 

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Andreas Fröhlich (Bob Andrews) und Jens Wawrczeck alias Peter Shaw sind auf der «Phonophobia»-Tour womöglich zum letzten Mal live zu sehen (und hören).
Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Andreas Fröhlich (Bob Andrews) und Jens Wawrczeck alias Peter Shaw sind auf der «Phonophobia»-Tour womöglich zum letzten Mal live zu sehen (und hören).bild: pr

Wie haben Sie reagiert?
Wir waren völlig überrascht und überwältigt, als dann Tausende kamen, um uns zu feiern. Und natürlich auch, um das Produkt zu feiern und eine Kindheit. Dass es mal so eine Dimension annimmt, dass wir die Berliner Waldbühne mit 20'000 Menschen füllen, hätten wir nie gedacht. Die Tour hatte insgesamt 150'000 Zuschauer: Diese Zahlen haben uns fragen lassen: «Wie kann das sein?» Es war alles nicht so geplant, aber so hat es sich entwickelt.

Als Sie mit 16 Jahren erstmals als Peter Shaw gesprochen haben, werden Sie sich das nicht haben träumen lassen ...
Viele Menschen hören das täglich zum Einschlafen, aber wir selber machen ja auch noch so viele andere Sachen. Selbst wenn wir acht Folgen im Jahr sehen, heisst das, dass wir uns vielleicht zehn Tage sehen. Die Langzeitwirkung der Serie ist uns erst mit der Zeit bewusst geworden, es ist ja quasi die «‹Schwarzwaldklinik› der Hörspiele».

Was erwartet Ihr Publikum bei den Liveshows denn eigentlich?
Die Liveshows sind wirkliche Ausnahmen und somit eine Rarität. Es soll etwas Besonderes sein: Ich weiss zum Beispiel nicht, ob ich nochmal eine Tour machen werde. Die Abende sind sehr aufwändig: Wir haben drei weitere Schauspieler für die anderen Rollen, vier Musiker, einen Geräuschemacher, eine extrem grosse Projektionswand ... Es sind Spektakel mit sehr viel Effekten. Wir haben sogar einen Tanz! Aber trotz des technischen Aufwands gibt es eine grosse Nähe zum Publikum: Es gibt auch den augenzwinkernden, intimen Kontakt zum ???-Fan.

Eindrücke der Live-Vorführung der Folge «Die Geisterbucht» im Jahr 2011 in Hamburg.video: youtube/anton sallwey
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