Wirtschaft
Banken

Schweizer Ableger der BNP Paribas half mit, US-Sanktionen zu umgehen

Finma
Finma

Schweizer Ableger der BNP Paribas half mit, US-Sanktionen zu umgehen

01.07.2014, 03:1601.07.2014, 09:59
Auch hier wurde geschummelt: Sitz der BNP Paribas Suisse in Genf.
Auch hier wurde geschummelt: Sitz der BNP Paribas Suisse in Genf.Bild: KEYSTONE

BNP Paribas Suisse hat mitgeholfen, US-Sanktionen zu umgehen. Das stellte die Eidg. Finanzmarktaufsicht (FINMA) fest. Die Aufsichtsbehörde führte ein sogenanntes Enforcementverfahren gegen den Schweizer Ableger der französischen Grossbank. 

«Ungenügendes Risikomanagement im Umgang mit US-Sanktionen»: Das wirft die FINMA der Bank vor, wie sie in der Nacht auf Dienstag in einer Mitteilung schrieb. Die FINMA kam in einem Verfahren gegen die Schweizer Gesellschaft zum Schluss, dass das Finanzinstitut in der Schweiz gegen aufsichtsrechtliche Bestimmungen verstossen hat. 

Am Montag hatte sich die BNP Paribas Gruppe in den USA schuldig erklärt, bei einigen Geschäften US-Sanktionen gegen den Sudan, den Iran und Kuba gebrochen zu haben und eine Busse von 8,97 Milliarden Dollar akzeptiert. 

Bei ihrer Untersuchung war die FINMA der Frage nachgegangen, wie BNP Suisse die Risiken ihres grenzüberschreitenden Handelsgeschäftes im Zeitraum von 2002 bis 2011 erfasste, überwachte und begrenzte. Untersucht wurde die Entwicklung des Geschäfts mit Geschäftspartnern in Ländern unter US-Sanktionen, die entsprechende Geschäfts- und Überwachungspolitik seit 2002 sowie die Einhaltung interner Regeln und Weisungen. 

«Gravierende Verletzung» durch Schweizer Gesellschaft 

Die Untersuchungen der FINMA ergaben, dass BNP Suisse die US-Sanktionen «vor allem gegenüber dem Sudan fortgesetzt und in erheblichem Umfang bis 2011 verletzt hat». In fünf Punkten legt die FINMA dar, wie die Schweizer Gesellschaft gegen Sanktionen verstiess. 

So hätten sudanesische und iranische Kunden BNP Suisse angewiesen, jede Bezugnahme auf den Sudan und den Iran oder die tatsächlichen Kunden in Überweisungen zu vermeiden. Damit blieben diese nicht in Filtern des internationalen Zahlungsverkehrs hängen. 

Weiter führte die Schweizer Bank Transaktionen für sudanesische Kunden über Konten einer Drittbank in den USA aus – über dazwischen geschaltete «Satellitenbanken». Somit war für die US-Bank nicht ersichtlich, dass sudanesische Kunden involviert waren. 

Auch Devisentransaktionen für vom Embargo betroffene Kunden tätigte die Bank. Die Überweisungen waren zwischen der BNP Suisse und BNP Paris gedeckt – dass sudanesische Kunden involviert waren, war auch hier für Dritte nicht mehr ersichtlich. 

Zur Finanzierung des sudanesischen Ölhandels zeichnete BNP Suisse Akkreditive. Diese Anweisungen, mit denen einem Dritten Geld zur Verfügung gestellt wird, liessen somit nicht mehr auf den sudanesischen Hintergrund schliessen. Weiter habe die Schweizer Gesellschaft die gruppeninternen Weisungen nicht umgesetzt, die das Geschäft mit sudanesischen Kunden hätte unterbinden sollen. 

FINMA-Untersuchungen gegen Beteiligte 

Die FINMA schloss das Verfahren gegen BNP Suisse mit einer Verfügung ab: «Die Bank setzte sich unverhältnismässig hohen Rechts- und Reputationsrisiken aus und verstiess nach Schweizer Aufsichtsrecht gegen das Erfordernis für eine angemessene Organisation.» Hinweise auf Verletzungen schweizerischer Sanktionen gebe es indes nicht. 

BNP Suisse habe ihre Prozesse für Transaktionen mit Geschäftspartnern in Ländern unter Sanktionen in der Zwischenzeit angepasst. Die FINMA werde die konsequente Umsetzung dieser Massnahmen überprüfen und hierfür einen unabhängigen Dritten einsetzen. 

Zudem verfügt sie einen «Eigenmittelzuschlag für operationelle Risiken sowie ein zweijähriges Verbot von Geschäften mit von EU- oder US-Sanktionen betroffenen Gesellschaften und Personen». Darüber hinaus werde die FINMA weiter untersuchen, wie Verwaltungsrat, Management und andere Angestellte der BNP Suisse in die Verfehlungen involviert waren. (rey/sda) 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
In ersten Schweizer Städten gibt es zu viele Kita-Plätze – das ist keine gute Nachricht
Der Wettbewerb in der Kinderbetreuung wird härter. Grosse Ketten wie Globegarden, Small Foot und Pop e Poppa dominieren den Markt zusehends. Das hat mit sinkenden Geburtenzahlen zu tun, aber auch mit fehlgeleiteten Subventionen.
Als die Kinderkrippe Hoppel im Jahr 1997 in Zürich von verzweifelten Eltern gegründet wurde, war die Versorgung mit Kitas noch so prekär, dass sogar die Winterhilfe spendete. Das hat sich geändert: Mittlerweile gibt es viele Kitas und immer weniger Kinder – mit Konsequenzen für den einstigen Pionier. Vor einem Jahr schloss die Krippe ihren Standort in Zürich, den zweiten in Oetwil am See übergibt sie per 1. Januar 2026 den ZFV-Unternehmungen. Das ist kein Einzelfall.
Zur Story