Ist sie irgendeine oder ist sie die Eine?
Ich würde ja gerne erzählen, dass es mir super geht. Dass ich Kraft aus der Trennung schöpfe und voller Tatendrang meiner Zukunft in Freiheit entgegenreite (nicht sexuell!), während mein Haar im Winde weht.
Ich würde sagen, dass da Licht am Ende des Tunnels ist. Dass da nicht nur tolle Typen, sondern auch andere wunderbare Sachen auf mich warten: geile Reisen, neue Menschen, vielleicht ein Hund.
Die Wahrheit ist anders. Die Wahrheit, was soll ich sagen, ist düster, finster, elend. Ich komm nicht in die Gänge. Ich fühle mich elend. Wie nur so ein halber Mensch. Ohne Sandro weiss ich nicht, was ich soll. Wie ich soll. Und was ich will.
Das klingt sehr dramatisch. Ist es auch. Trennungsschmerz ist dramatisch. Höchst sogar. Nichtsdestotrotz weiss ich natürlich, dass am Ende des Tunnels schon irgendwo Licht ist. Ich sehe es einfach noch nicht und das ist okay.
Okay ist es auch, dass ich eigentlich jede Sekunde hoffe, dass sich Sandro meldet. Dass er merkt, dass er da einen uhuren Scheiss gemacht hat. Und dass er schnallt, dass ein Leben ohne uns doof ist.
Schaut er auch, ob ich online bin?
Es kommt aber nichts. Keine Nachricht. Kein Anruf. Nicht mal ein Suff-SMS. Das ist schon fast schräg. Ist er tot? Das wäre eine traurige, aber immerhin plausible Erklärung für dieses elende Ghosting.
Ich ghoste ihn natürlich auch. Also so halb. Ich habe schon 13 765 Nachrichten angefangen. Und nie abgeschickt. Natürlich schaue ich auch permanent, ob er auf Whatsapp online ist und sterbe jeweils, wenn er es ist. Und er ist es oft.
Chattet garantiert mit tausend Frauen. Oder, schlimmer, mit nur einer, die ihm übermorgen eine Kartoffel schenkt. Oder, meine Lieblingsversion, er schaut auch einfach, ob ich online bin.
Scheiss Social Media. Und Scheiss Handys.
Apropos Scheisshandys: Gestern Abend vibriert meines. Mein Herz hüpft. Ist es Sandro???? JA, es ist Sandro. Aber nicht so, wie ich es mir wünsche. Es ist ganz anders: Eine Freundin schickt mir ein Handybild aus einer Bar. Darauf zu sehen: Sandro und Irgendeine. In innigster Umarmung.
Besagte Freundin weiss noch gar nicht, dass wir getrennt sind. Wir sind schon nah, aber nicht so nah, dass ich sie proaktiv nur wegen der Trennung kontaktieren würde.
Wir/Er hat neulich Schluss gemacht, schreibe ich. Es tue ihr sehr leid, schreibt sie. Und ich? Ich heule mal wieder Rotz und Wasser. Wer ist diese Irgendeine? Ist sie überhaupt irgendeine oder ist sie jetzt die Eine?
Ich kann nicht anders. Kann nicht mehr nichts tun. Also frage ich ihn. Und höre ewig …. rein gar nichts. Logisch. Er ist ja busy. Hat ein Date. Malt sich gerade seine Zukunft rosa und himmelblau.
Zeigt sich von seiner besten Seite. Hat wahrscheinlich sogar die Bierdosen von seinem Balkon entsorgt. Und schickt der Trulla tagsüber herzige und lustige Nachrichten.
Bevor er Nacht für Nacht sehr guten und aufregenden und neuen und Bla Bla Bla … Kotz … Kotz Sex hat.
Ich weiss nicht, wann ich mir das letzte Mal so leid getan habe.
Sandros Antwort erreicht mich erst am späten Vormittag des nächsten Tages. Logisch. Er hat ja die Nacht mit Irgendeiner/der Einen verbracht.
«Ems, ich mag dich nicht anlügen. Erinnerst du dich, dass ich dir von der erzählt habe, mit der ich stundenlang auf einem Aussichtspunkt nur geknutscht habe und an die ich daraufhin oft denken musste? Es ist sie. Sie macht was mit meinem Herzen. Speaking of: Darf ich fragen, wie es deinem geht?»
Et voilà, ich habe es tatsächlich geschafft. Ich habe es geschafft, ein neues Level von Selbstmitleid zu erreichen.
Nach einer mehrstündigen Heulattacke studiere ich an einer Antwort an Sandro rum.
Schwierig, schwierig ….
Okay ….
… Option 1:
«ES GEHT MIR SEHR SEHR SEHR GUT UND ICH MAG DIR VON HERZEN GÖNNEN, DASS DU JEMANDEN GETROFFEN HAST, DER DEIN HERZ BERÜHRT.»
…. Option 2:
«Hey, ganz gut. Es schlägt und klopft. Vor allem dann, wenn ich (insert) mit deinem besten Freund/Bruder/Chef schlafe.»
….. Option 3:
«Sandro, ich würde mir wünschen, ich könnte mich für dich freuen. Weil ich dich liebe und will, dass es dir gut geht. Dass das Leben gut ist zu dir. Dass du bekommst, was du verdienst. Und dann sitze ich da, denke ich an dich und es zerreisst mir mein Herz in Abermillionen Teile. Ich vermisse dich. Vermisse uns. Und verfluche den Tag, an dem die Eltern dieser Frau, die dein Herz berührt, ungeschützten Sex hatten.»
Was würdest du tun, Kommentarspalte?
*Ein bisschen Spass, ihr wisst schon …!
