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Chinesische Autobusse in Norwegen: Sie können ferngesteuert werden

ASTANA, KAZAKHSTAN - JULY 04: Passenger buses made by Chinese manufacturer Yutong Group Co are delivered to Kazakhstan at Independence Square on July 4, 2023 in Astana, Kazakhstan. (Photo by Zhang Shu ...
Yutong-Busse in Kasachstan.Bild: China News Service

Norwegen testet chinesischen Autobus – und erlebt sein ferngesteuertes Wunder

04.11.2025, 16:5704.11.2025, 17:17

Nirgendwo in Europa werden so viele Elektrofahrzeuge in Betrieb genommen wie in Norwegen. Auch bei den elektrischen Transportbussen nehmen die Nordländer eine Vorreiterrolle ein. Über 60 Prozent (415 von 688) aller 2025 neu registrierten Personenbusse fahren mit elektrischem Antrieb.

Doch das kann auch Probleme bergen.

Das ergab ein Cybersecurity-Test des Transportunternehmens Ruter in einer stillgelegten Mine.

Im Test traten ein dreijähriges niederländisches Fahrzeug des Herstellers VDL und ein fabrikneues Transportmittel des Herstellers Yutong aus China gegeneinander an.

Während beim VDL im Hinblick auf Cybersecurity keine Risiken festgestellt werden konnten, läuteten beim Yutong die Alarmglocken. Im Gegensatz zum VDL lässt sich der China-Bus Over The Air (OTA) updaten – doch nicht nur das. Wie Ruter auf seiner Homepage schreibt, hat der Hersteller über eine rumänische SIM-Karte Zugriff auf das Batterie- und Stromversorgungsmanagementsystem. Theoretisch könnten die Yutong-Busse so gestoppt oder unbrauchbar gemacht werden.

Spekulationen eines vielzitierten rumänischen Mediums, dass damit auch die Türen geöffnet, geschlossen oder gar verriegelt werden können, konnten die Recherchen von watson nicht zweifelsfrei bestätigen.

Ganz überraschend kommt der Befund nicht. Bereits in der 2018er-Broschüre des Yutong E12, der seit spätestens 2020 in Norwegen zum Einsatz kommt, werden OTA-Funktionen angepriesen: «Kontrolliere deine Fahrzeuge aus der Distanz», heisst es da ganz offen. Und weiter: «Überwache den Fahrer und identifiziere schlechtes Fahrverhalten.» Die unverblümte Wortwahl wich in der 2020er-Broschüre einer verklausulierten Formulierung.

Dass Überwachungsfunktionen dieser Art nur auf Kosten von Sicherheitslücken möglich sind, liegt auf der Hand.

Ruter stellte bei seinem Test weiter fest, dass der Zugriff auf die Systeme über eine einzelne Schnittstelle erfolgt – und deshalb relativ einfach isoliert werden kann. Es sei mit wenig technischem Aufwand möglich, eingehende Mobilfunk-Daten abzufangen und zu prüfen, bevor diese an den Bus weitergeleitet werden, schreibt das Transportunternehmen in seinem Bericht.

Dass OTA-fähige elektrische Busse neue Cybersecurity-Probleme verursachen, liegt nicht an der Herkunft des Herstellers. Darauf weist die Fachwebseite Sustainable Bus hin. Ähnliche Probleme gäbe es beispielsweise auch bei neuen Fahrzeugen von Mercedes. Selbstverständlich beschränkt sich das Problemfeld von OTA-Schnittstellen nicht nur auf Busse – sondern auch auf PKWs.

«Du sollst nicht stehlen» – Busse mit Leinwänden machen mobil gegen Trump

Video: watson/emanuella kälin
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132 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magnum
04.11.2025 17:26registriert Februar 2015
Das gleiche Problem hat auch die jüngste Generation vermeintlicher "smarter" E-Bikes mit "fortgeschrittener" Konnektivität - wenn auch meist indirekt via App und nur ausnahmsweise mit eigener eSim-Karte an Bord.

Als der niederländische Anbieter Vanmoof Pleite ging, hörten auch bereits verkaufte und bezahlte E-Bikes auf zu funktionieren. Weil der Zugang zum Cloud-Server nicht mehr gegeben war.

Für mich ist klar: Konnektivität nur dort, wo es funktional zwingend ist. Sicher nicht aus Spass an der Sache, denn die potenziellen Nachteile sind nun einmal real.
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Pafeld
04.11.2025 17:31registriert August 2014
Ist in China gang und gäbe, dass Autohersteller den Zugang zu Fahrzeugen per Remote blockieren, wenn man mit der Ratenzahlung im Rückstand ist, geänderte Bedingungen im laufenden Vertrag nicht akzeptieren will oder beim Kundendienst etwas zu frech wurde.
Ich werde nie verstehen, warum man sich diese Probleme freiwillig ins Haus holt, nur um ein bisschen Geld zu sparen. Und wer sich einbildet, dass sie das bei uns nicht auch machen werden, sobald sie genug Marktanteile haben, hat es schlicht verdient, um 3 Uhr Morgens im Regen vor dem verschlossenen Auto zu stehen.
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001328.9cb45ed3@apple
04.11.2025 17:25registriert Februar 2025
Aber weiter Fahrzeuge in der Schweiz zulassen von BYD etc., wo nicht nur Insassen sondern auch alles ausserhalb der Autos gefilmt und in einer ominösen Partei-Cloud landen. Kommt sicher gut.
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