Die Demokraten räumen ab – für Trump ist klar, weshalb er verloren hat
Den Demokraten ist die Rache geglückt. Zwölf Monate nach der enttäuschenden Niederlage gegen Donald Trump in der amerikanischen Präsidentenwahl hat die Oppositionspartei am Dienstag in lokalen und regionalen Urnengängen eine Reihe von Erdrutschsiegen gefeiert. Die Wählerinnen und Wähler, besorgt über die Wirtschaftslage und den Zustand des Landes, versetzten der Republikanischen Partei des Präsidenten landesweit eine Ohrfeige.
Die vier grössten Erfolge: In New York City gewann der 34 Jahre alte Sozialist Zohran Mamdani, von Trump als «Kommunist» beschimpft, nach vorläufigen Angaben mehr als die Hälfte der Stimmen. Das Comeback von Ex-Gouverneur Andrew Cuomo, misslang.
In Virginia gewann die pragmatische Ex-Abgeordnete Abigail Spanberger, 46, das Gouverneursamt zurück, das vor vier Jahren überraschend der republikanische Geschäftsmann Glenn Youngkin erobert hatte. In New Jersey verteidigten die Demokraten mit der Parlamentarierin Mikie Sherrill, 53, problemlos den Posten des Regierungschefs im Ostküstenstaat — obwohl die letzten Umfragen doch auf ein knappes Rennen hingedeutet hatten. Und in Kalifornien gewann der demokratische Gouverneur Gavin Newsom eine Volksabstimmung, die eine Neuzuschneidung der Wahlkreise für das nationale Repräsentantenhaus ermöglicht.
Spanberger sagte es in ihrer Siegesrede treffend: «Heute Abend haben wir eine Botschaft gesendet!» In Virginia hätten sich die Wähler für Pragmatismus und gegen die Vetternwirtschaft entschieden, die in Washington vorherrsche. Und weil Spanberger als ein Aushängeschild des moderaten Flügels der Demokraten gilt, wird sie in den nächsten Monaten in der anhaltenden Debatte um eine Neupositionierung ihrer Partei eine wichtige Rolle spielen.
Als Bürgermeister der grössten Stadt Amerikas wird auch Mamdani in dieser Diskussion ein Wörtchen mitreden. Der politische Newcomer steht allerdings auch unter massivem Druck, seine ambitionierten sozialpolitischen Wahlversprechen zu erfüllen. In seiner Siegesrede sagte Mamdani, der als erster Muslim zum Stadtpräsidenten von New York erkoren wurde:
Und er habe gewonnen, weil die New Yorker der Meinung seien, das Unmögliche sei möglich.
Trump sagt: Es war nicht meine Schuld
Natürlich: Lokale Urnengänge lassen sich nicht eins-zu-eins mit einer Präsidentenwahl vergleichen. Aber ein Blick auf die Detailresultate zeigt, dass sich die Niederlage der Republikaner nicht nur mit schlechten Kandidaten, schwachen Debatten-Darbietungen oder lahmen TV-Werbespots erklären lässt. Vielmehr blieben viele republikanische Stammwähler zu Hause. Und Wechselwähler, die noch 2024 mit Trump geflirtet hatten, kehrten 2025 zu den Demokraten zurück — darunter auch junge Männer und viele Menschen mit dunkler Hautfarbe, die unzufrieden über den Zustand der amerikanischen Konjunktur sind.
Der Präsident selbst machte für das schlechte Abschneiden seiner Partei noch am Dienstag die Tatsache verantwortlich, dass sich sein Name nicht auf den Wahlzetteln befunden habe. Auch schrieb Trump auf dem Online-Dienst Truth Social, mit Verweis auf einen anonymen Meinungsforscher, dass die Zwangsschliessung der Bundesregierung seiner Partei Stimmen gekostet habe. Der Shutdown geht am Mittwoch in die sechste Woche.
Mit seinen Erklärungsversuchen hat Trump sicherlich nicht unrecht. Seiner Partei sollte diese Stellungnahme dennoch zu denken geben: Denn wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann wird sich der Name des 79 Jahre alten Präsidenten nie mehr auf einem nationalen Wahlzettel befinden. Die Republikaner laufen also Gefahr, ohne Zugpferd in den nächsten grossen Urnengang zu steigen. Und der steht bereits in einem Jahr an, wenn das nationale Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu bestimmt werden. (aargauerzeitung.ch)
