Sag das doch deinen Freunden!
Atemlos durch die Nacht, was die Nina mit uns macht. Atemlos wir zuhaus, ihre Augen zieh'n uns aus. Oder so. Nina Kunzendorf. Nina fucking Kunzendorf. Steht da wie eine griechische Göttin mit Eisaugen. Um sie herum: Leichen wie auf einem Schlachtfeld. Neun Leichen in drei Stunden. Wahrscheinlich mehr, ich konnte nicht zählen, es war so spannend. Auf jeden Fall ist der erste Tote Heiner Lauterbach.
Die Kunzendorf also, einst als Conny Mey die Kommissarin der Herzen an der Seite von Joachim Król. Jetzt betreut sie in «Das Programm» enorm streng eine Hamburger Banker-Familie, die ins Zeugenschutz-Programm muss. Also in die Verbannung. In ein neues Leben. Weg sind Luxus, Liebhaber der Mutter (die Schweizerin Stephanie Japp!), Verlobter der Tochter. Aber auch die neue Sicherheit ist unsicher. Schon wieder Namen wechseln, schon wieder neue Jobs, schon wieder neue Leichen. Irrsinnig anstrengend, so ein Zeugenschutzprogramm.
Nina Kunzendorf ermittelt als wäre sie Sherlock. Das ist von einer skandinavischen Komplexität. Auf Twitter flippen sie aus. Weil: genial. Auch ohne Til Schweiger. Und das DREI Stunden lang! Was für ein Fest! Am Ende: Elende Dankbarkeit. Fernsehen, ich liebe dich.
«Das Programm» gibt es in der ARD-Mediathek noch bis zum 11. Januar zu sehen. Jeweils zwischen 20 Uhr und 6 Uhr.
Leck mich fett: wat'n Drehbuch! Grandios! #dasprogramm
— Arno95 (@ArnoHasan) 4. Januar 2016
(Wenn #DasProgramm dann die Preise abräumt, hab ich's hiermit vorher gewusst. Großes Kino, @ARDde)
— Kalle (@Kropunder) 4. Januar 2016
Ey @ARDde ich feier dich jetzt mal richtig derbe für #DasProgramm ab, weil ich als Zuschauer viel mehr Ahnung davon hab, was ich gut finde!!
— Schall & Rauch (@N0MEN0MEN) 4. Januar 2016
Apropos skandinavisch: Mehrfach hat die BBC diesen Winter schon mein Leben gerettet. Im November und Dezember mit der dritten Staffel von «The Bridge». Im Januar – aber dazu kommen wir gleich. Zuerst zu Saga Norén. Saga, my love. Wenn ich mich je mit einer seriellen Soziopathin identifiziert habe, dann mit ihr. Keine Ahnung, warum. Frag ich mich besser nicht. Und wenn ich Auto fahren könnte, würde ich sofort einen schlammgrünen Porsche kaufen. Egal.
Am Ende der zweiten Staffel hat die schwedische Saga ja ihren dänischen Ermittlerkumpel Martin ins Gefängnis gebracht. Dort ist er immer noch. Weshalb sie jetzt einen neuen Dänen bekommt. Er ist enorm tablettensüchtig und auch sonst sonderbar veranlagt. Aber attraktiv in der Art von Alexander Skarsgård. Und fast so attraktiv wie eine Reihe ultraperverser Morde: Ein Killer stellt Kunstwerke nach. Es ist fürchterlich. Und was hat das alles mit Kriegsveteranen, Homohassern und einer falschen Schwangeren zu tun? Saga selbst ist furchtbar arm dran: Ihre Familie will sich jetzt in ihr kompliziertes Einsiedler-Leben mischen. Das ist natürlich verheerend: Asperger-Syndrom plus Emotionen gleich Chaos. Verpiss dich, blöde Familie!
Also: Es gibt diese dritte Staffel jetzt im Original mit englischen Untertiteln dort, wo sich sowieso alle holen, was sie haben wollen. Aber weil wir mit Rücksicht auf unsere User im Ausland das Wort, das mit «down» beginnt und mit «loaden» aufhört, nicht allzu sehr anpreisen wollen, hier der amtliche Hinweis:
Alle drei Staffeln von «The Bridge» gibt es ab 8. Januar neu auf DVD als «The Bridge Trilogy». Die dritte Staffel von «The Bridge» läuft ab 14. Februar immer sonntags um 22 Uhr als «Die Brücke» im ZDF.
Oh Sherlock, du geile Locke. Was war das für ein Neujahrsabend mit dir! Zumindest TV-technisch gesehen der beste ever. Da schenkte uns die BBC doch einen 90-Minuten-Spezial-«Sherlock». Danke, BBC, endlos danke dafür! Herr Cumberbatch fällt in «The Abominable Bride» aus der digitalen Gegenwart zurück ins viktorianische England, in einen uralten Ur-Sherlock-Fall quasi, wo eine tote Braut trotz weggeschossenem Hirn immer weiter mordet. Sehr, sehr tolles Dekor, das gewiss sehr, sehr teuer war.
Das ist dick aufgetragener Gothic-Spuk, der enorm amüsant ist (die Suffragetten-Bewegung findet darin ihren Ursprung, und Watson zeigt keinerlei Talent zur Gebärdensprache) und sich dann wieder in eine intellektuelle Metasphäre und ins Jetzt verflüchtigt. Ultrasmart, wie immer irrsinnig gediegen, ein Fressen (durchaus auch im Wortsinn), witzig, scharf, melodramatisch, die bisher verrückteste Reise ins Hirn der detektivischen Monstermaschine – oder wie «Vulture» es nannte: «Das erste grosse popkulturelle Ereignis 2016». War ja auch nicht schwierig. Aber super.
«Sherlock – The Abominable Bride» gibt's per 7-Tage-Replay-Funktion auf BBC One oder dort zu holen, wo's alles gibt ... Oder ab 11. Januar als DVD.
Bei uns würden sie bei sowas aber direkt darüber diskutieren, ob ein gebührenfinanzierter Sender sowas darf.