Bern-Trainer Guy Boucher zu den Maple Leafs? Und mehr als ein Gerücht: Der SCB holt einen Zwerg für den Sturm
Die Toronto Maple Leafs sind chronisch erfolglos. Seit dem letzten Stanley Cup (1966) haben sie das Finale nie mehr erreicht. Jeder Coach ist seither gescheitert – was dem wirtschaftlichen Erfolg keinen Abbruch tut. Die Toronto Maple Leafs sind mit 1,3 Milliarden Dollar das wertvollste NHL-Team. Sie werden auch diese Saison gut und gerne 70 Millionen Gewinn machen. Die Heimspiele sind permanent ausverkauft.
Guy Boucher als Trainer in Toronto? Warum nicht? Was dem Team seit Jahren fehlt, ist eine klare Struktur. Vielleicht ist das so, weil ja Siege für den wirtschaftlichen Erfolg nicht notwendig sind. Ein Coach, der beinahe bis zur Paranoia strukturiert spielen lässt, könnte durchaus Ordnung in dieses Hockey-Hollywood bringen.
Boucher kann eigentlich nicht mehr der richtige Trainer für den SCB sein
The Sports Network (TSN) ist der führende kanadische Sportsender und hat seinen Hauptsitz in Toronto. Wenn also TSN Guy Boucher als Trainerkandidaten der Maple Leafs ausruft, so ist da was dran. Die Jungs von TSN haben exzellente Beziehungen zu den Maple Leafs.
Niemand würde Guy Boucher die Rückkehr in die NHL mehr gönnen als die SCB-Spieler. Es wäre wie eine Erlösung. Eigentlich hätte ja Marc Lüthi Guy Boucher längst feuern müssen. Ein Coach, der alles daran setzt, wieder in der NHL einen Job zu bekommen, kann gar nicht mehr der richtige Coach für den SC Bern sein. Der SCB ist Europas führendes Hockeyunternehmen. Wer beim SCB in führender Position arbeiten will, kann nicht den Kopf an einem anderen Ort haben.
Lüthi: «Solche Gerüchte kümmern Boucher nicht»
SCB-General Marc Lüthi sieht die Dinge anders. Er ist sozusagen in seinen Trainer verliebt und wird ihn, komme was wolle, durch alle Böden stützen. Er sagt: «Guy Boucher hat bei uns eine Ausstiegsklausel für die NHL. Aber ich habe vergessen bis wann. Weil es völlig unwichtig ist. Er wird auch nächste Saison bei uns Trainer sein. Gerüchte um einen Wechsel in die NHL hat es ja auch im letzten Sommer gegeben und daraus ist nichts geworden.» Auch der Einwand, es könne doch nicht sein, dass der SCB-Trainer ständig mit einem anderen Arbeitgeber flirte, lässt Marc Lüthi nicht gelten: «Guy Boucher kann das sehr gut auseinanderhalten. Solche Gerüchte kümmern ihn nicht.»
Und so macht sich der grosse SCB-Vorsitzende auch gar keine Gedanken darüber, wer im Falle eines Falles Guy Boucher ersetzen könnte. «Warum soll ich mir darüber Gedanken machen? Wie ich schon sagte: Guy Boucher ist auch nächste Saison unser Trainer.» Der Kanadier bleibe es bis in alle Ewigkeit, hat Marc Lüthi nicht gesagt. Aber er hofft es wohl insgeheim. Wenn der gute Marc Lüthi da vor lauter Liebe zu seinem Coach nur nicht blind geworden ist. Affaire à suivre.
Zieht Bern in der Transferlotterie die nächste Niete?
Das Profil der SCB-Nordamerikaner ist sehr oft ähnlich: In der NHL gescheitert und beim SCB dann auch nicht wirklich gut. Nun ist Cory Conacher (25) der Wunschkandidat. Der kräftige Zwerg (173 cm/83 kg) hat seine beste Zeit allerdings hinter sich. Nach einer grandiosen AHL-Saison 2011/12 mit 39 Toren und 41 Assists aus 73 Partien pendelte er mit mässigem Erfolg zwischen der NHL und der AHL.
Die Torproduktion hat stetig nachgelassen. Diese Saison sind es gerade noch 12 Tore in 48 Partien. Die New York Islanders haben ihm diese Saison gerade mal 600'000 Dollar Jahreslohn bezahlt und ihn nur in 15 Spielen eingesetzt (1 Tor). Der Vertrag läuft nun aus.
Gemäss verlässlichen Informationen hat Sven Leuenberger Cory Conacher bereits unter Vertrag genommen – was aber wegen der in Nordamerika üblichen Gepflogenheiten noch nicht bestätigt werden darf. Die Frage ist allerdings berechtigt, welche Strategie der SCB eigentlich verfolgt. Kann ein Flügel, der seine Treffsicherheit verloren hat und seine Karriere neu lancieren möchte, wirklich die Lösung für das grösste Hockey-Unternehmen der Schweiz sein?
Schwache Ausländer mit ein Grund für Berns Scheitern
Wäre nicht Langnaus Kevin Clark eher die bessere Lösung gewesen? Langnaus neuer Kanadier ist auch dem SCB angeboten worden. Mit der Begründung, DEL-Stars hätten sich in der NLA schon immer schwer getan, hat sein Agent jedoch eine Absage erhalten. Allerdings haben durchschnittliche AHL-Stürmer in der NLA auch noch selten für Furore gesorgt.
Um es wohlwollend auszudrücken: Das fehlende Glück bei den Ausländern ist mit ein Grund für die mässigen Leistungen der letzten zwei Jahre. Hnat Domenichelli, Rostislav Olesz, Glen Metropolit, Mikko Lehtonen, Marc-André Gragnani, Bud Holloway, Chuck Kobasew und Jesse Joensuu haben aus verschiedensten Gründen die Erwartungen nicht erfüllen können. Mögen die Hockeygötter dafür sorgen, dass Cory Conacher die Erwartungen übertrifft. Vielleicht hat ja Sven Leuenberger bei seinen Ausländern wieder mal das verdiente Glück des Tüchtigen.