Anja Niedringhaus gewann 2005 den Pulitzer-Preis zusammen mit einem Fotografenteam der AP für ihre Berichterstattung im Irak. Jetzt ist die Kriegsfotografin in Afghanistan ums Leben gekommen. Am 10. April wird ihre Ausstellung «At War» in der Winterthurer Coalmine eröffnet.
Die 48-jährige Deutsche sei sofort tot gewesen, meldete die Nachrichtenagentur AP, für die die beiden Frauen arbeiteten. «Anja war eine lebhafte, dynamische Journalistin, die wir alle wegen ihrer einfühlsamen Aufnahmen, ihrer Warmherzigkeit und ihrer Liebe zum Leben sehr mochten», erklärte AP-Chefredaktorin Kathleen Carroll in New York. Die kanadische Text-Reporterin erlitt zwei Schussverletzungen. Ihr Zustand sei stabil, hiess es weiter.
Ein anwesender freier Mitarbeiter von AP Television habe mitgeteilt, beide hätten in einem Wagen in einem Wahlkonvoi gesessen, als ein Polizist mit den Worten «Allahu Akbar» («Gott ist gross») das Feuer auf sie eröffnet habe. Er sei danach widerstandslos festgenommen worden. Das Innenministerium in Kabul teilte mit, der Schütze werde verhört.
Niedringhaus arbeitete seit 2002 für die AP. 2005 gewann sie gemeinsam mit einem Team an AP-Fotografen den Pulitzer-Preis für ihre Berichterstattung im Irak. Im vergangenen Monat war ein schwedischer Reporter in Kabul auf offener Strasse erschossen worden. Die Sicherheitslage in Afghanistan vor der Wahl ist extrem angespannt.
Anja Niedringhaus berichtete mit ihrer Kamera von vielen Kriegsschauplätzen der Welt: Jugoslawien-Krieg, Palästina, Afghanistan, Kuwait, Irak und Libyen. «Mein Anliegen ist es, die Menschen zu zeigen. Es geht mir nicht um die Militärmaschinerie, sondern was danach passiert, nachdem geschossen wird. Deswegen ist die Frontlinie für mich der uninteressanteste Punkt», sagte sie in einem Interview.
Die Kriegsfotografin geriet dennoch mehrmals unter Beschuss, 2010 musste sie nach einem Handgranaten-Angriff auf eine Soldatenpatrouille in einem afghanischen Dorf verletzt ausgeflogen werden. Trotzdem wollte sie nicht aufgeben, hatte keine Zweifel an ihrer Mission, dem Fotografieren: «Ich hätte nichts Anderes machen wollen.» (whr/sda)