Der Gutmensch
Selbstlos und edelmütig verzichtet dieser Fussgängertyp auf seinen Vortritt am Zebrastreifen und winkt die herannahenden Fahrzeuge grosszügig durch. Dass er dadurch lebensgefährliche Verunsicherung schafft, ist dem Gutmenschen nicht bewusst. Wichtig ist für ihn einzig, dass er sich für seine unendliche Grosszügigkeit auf die Schulter klopfen kann.
Der Suizidale
Sein Vortritt ist ihm wichtiger als sein Leben. Dieses Exemplar spaziert gemütlich und in sicherem Abstand zur Strasse auf dem Trottoir und lässt keinen Richtungswechsel erahnen. Auf der Höhe des Fussgängerstreifens wirft er sich mit einer blitzschnellen 90°-Drehung auf den Zebrastreifen und schaut dem schockiert bremsenden Autofahrer noch vorwurfsvoll in die Augen.
Der Kampfhippie
Dieser Typ Fussgänger ist schon seit den 1960ern im Kampf mit den bösen Metalldrachen. Hat ihm sein kratziger Alpakawollenpulli sowieso schon den letzten Nerv geraubt, gerät er völlig aus dem Minergiehäuschen, wenn ihn mal ein PKW-Lenker beim sehr langsamen Rückwärts-Ausparkieren nicht sofort erblickt hat. Oft wirft er dem Rüpel dann sein veganes Sandwich nach.
Ninjajogger
Komplett in schwarz gekleidet, überrascht der Ninjajogger in der dunklen Jahreszeit ahnungslose Verkehrsteilnehmer.
Der Nichtblinker
Der Nichtblinker ist ein total spontaner Mensch und mag Überraschungen. Links? Rechts? Geradeaus? Eins, zwei, oder drei? Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, falls ihr dann noch lebt.
Der Choleriker
Wo andere leicht mit den Augen rollen, verspritzt der Choleriker verbale Schwefelsäure. Der Einfachheit halber hat er sich beide Mittelfinger chirurgisch mit Stahlstiften versteifen lassen. Er hupt so oft, dass ihm die Bewegung mittlerweile schon fernab vom Strassenverkehr geschieht. Wird er im Restaurant mal zwei Minuten nicht bedient, rammt er darum oft die Handfläche in den vollen Teller.
Der Drängler
Seine Zeit ist wichtiger als deine Zeit. Sein Reich komme. Sein Wille geschehe. Die Gründe seiner Eile sind immer berechtigt. «Desperate Housewives» läuft gleich an und der Drängler hat vergessen, die Aufnahme zu programmieren. Vielleicht hat er sich heute früh noch spontan sein Skrotum rasiert und dabei die Zeit vergessen, weshalb er nun in Eile ist.
Der cholerische Drängler
Die Fusion aus Choleriker und Drängler. Der Albtraum der Strasse. Hier hilft nur noch das Karma und die Hoffnung, dass er im nächsten Leben als Toilettenbürste reinkarniert wird.
Die Schlaftablette
20 km/h unter dem Limit auf der linken Autobahnspur? Alltag für die Schlaftablette. Sie ist Geburtshelferin für oben genannte Drängler. Die Schlaftablette ist relaxter als ein leicht erkälteter Bob Marley auf Morphium. Und entsprechend aufmerksam.
Der Tourist
Erkennen kann man den Touristen am Mietauto, oder an der anderen Kantonsnummer. Auch sein Navigationsgerät beugt spontanen Richtungswechseln nicht vor. Man findet ihn mit schockiertem Blick nervös manövrierend in der Fussgängerzone, seinen Fehler realisierend. Oder aber mitten auf den Tramschienen, seinen Fehler nicht realisierend. Anyway: Ein Minimum von 20 Metern Sicherheitsabstand wird empfohlen.
Kamikaze-san
Aus dem Weg oder stirb. Keine Regeln. Keine Gnade. Keine Zukunft. Nur Kamikaze-san und Velokatana. Weapon of Mass Destruction. Fussgänger = Hindernisse. Computergame. Ihr seid weniger wert als ich. Meine Leggings sind besser als eure Mütter. Wenn nötig, alle zerstören. Mir wortwörtlich alles egal. Moral gleich Abfallsack. Stirb oder nicht. Ich bin 40km/h-Fussgängerzonen-Ninja.
Der Waldgeist
Vorzugsweise in Naturschutzgebieten taucht der Waldgeist wie aus dem Nichts von hinten auf und prescht mit gefühlten 800 km/h haarscharf an erschrockenen Wanderern vorbei. Dies macht der Waldgeist extra. Weil der Waldgeist ist eigentlich ein Stadtgeist. Aber hier im Wald beugt der Bürogummi-Waldgeist seinem Burnout vor und will allen sein teures Velo zeigen und wie gut er fahren kann. Ganz wie früher: Mama, schau mal!
Der Liegevelofahrer
Mal ehrlich. Haben Sie schon mal einen sympathischen Liegevelofahrer gesehen? Ich auch nicht. Dieser Typ Velofahrer ernährt sich von den Blicken anderer und den Essensresten in seinem Bart. Die Legende besagt, dass der Liegevelofahrer vom oben genannten Kampfhippie abstammt.
Zweimal im Jahr auf der Fahrerseite und vorzugsweise im grössten Lieferwagen um den Umzug von Kreis 4 in Kreis 10 zu bewerkstelligen.