Gefährliche Spannungen auf dem Balkan – wiederholt sich im Kosovo das «Krim-Szenario»?
Die Stimmung zwischen Serbien und Kosovo ist in diesen Tagen sehr angespannt. Ausgelöst wurden diese am Samstag, als Serbien einen Zug in den mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Kosovos schicken wollte. Die Waggons waren bemalt mit nationalistischen Symbolen und dem Schriftzug «Kosovo ist Serbien». Gebaut wurde der Zug in Russland.
Der Kosovo wollte dies jedoch nicht zulassen und schickte bewaffnete Spezialeinheiten an die Grenze. Darauf entschied sich der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic dazu, den Zug kurz vor der Grenze anzuhalten. Aus Angst um die Sicherheit der Passagiere und der Besatzung, wie er selbst sagt.
Der Propaganda-Zug aus Belgrad
Serbien attackiert den Kosovo scharf
Nach dem Vorfall gingen die Serben verbal auf den Kosovo los. «Ein Massaker an Serben im Zug verhindert», titelte etwa die Belgrader Zeitung «Kurir» am Sonntag. «Thaci hat wegen des Zugs beinahe einen Krieg ausgelöst», schrieb die serbische Regierungszeitung «Novosti» am Sonntag auf der Titelseite.
Ministerpräsident Vucic drohte: «Das ist meine letzte Warnung an die Albaner, keinen Angriff auf Serben im Kosovo zu versuchen, denn das wird Serbien nicht erlauben.» Für Serbiens Präsident Tomislav Nikolic war klar: «Der Kosovo will Krieg mit Belgrad.»
Nach Gesprächen mit führenden Militärs drohte der serbische Präsident damit, wieder Truppen in den Kosovo zu entsenden. Nikolic, der in den 90er-Jahren einer ultra-nationalistischen Partei angehörte, sagte:
Thaci fürchtet sich vor Krim-Szenario
Am Montag legte nun der kosovarische Präsident Hashim Thaci seine Standpunkte auf den Tisch. In einem Reuters-Interview sagte er: «Serbien will mit diesem Zug, der von Russland geschenkt wurde, den Norden des Kosovos loslösen und ihn annektieren. Es ist das Krim-Modell.» Damit bezieht sich Thaci auf die ukrainische Krim-Halbinsel, welche im Jahr 2014 von Russland annektiert wurde.
Als Reaktion auf die Drohungen Belgrads warnte Thaci zudem davor, dass jeglicher Versuch einer Annexion des Nordkosovos eine Kettenreaktion auf dem Westbalkan auslösen würde.
Nicht anerkannt
Serbien verlor die Kontrolle über den Kosovo im Jahr 1999, als NATO-Luftangriffe Belgrad dazu zwangen, ihre Truppen abzuziehen. Weiterhin sind im Kosovo rund 5000 Soldaten der NATO stationiert, um den Frieden zu sichern.
Im Jahr 2008 verkündete der Kosovo seine Unabhängigkeit, die heute aber weder von Serbien noch Russland anerkannt wird. (cma)
