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Ob Andreas Gross in seinem Büro ein Flipchart hat, auf dem der sportliche Werdegang von Granit Xhaka durchgeplant ist, ist uns nicht bekannt. Sicher ist aber, dass der Berater des Schweizer Nationalspielers in Diensten von Borussia Mönchengladbach kluge Entscheidungen für den 23-Jährigen trifft. Es ist keine Karriere, die er auf dem Reisbrett zurecht gelegt hat, aber eine Karriere mit Weitblick. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Xhaka in nicht mehr allzu ferner Zukunft seine Fussballschuhe für Bayern München schnüren wird. Und es wäre der nächste logische Schritt für den Profi.
Warum? Gehen wir zurück ins Jahr 2012, als der FC Basel eine überragende Saison in der Super League hinlegte und auch in der Königsklasse für Furore sorgte. Mitten drin: Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri. Die beiden Schweizer Ausnahmetalente gehörten trotz ihres jungen Alters zu den Stützen des FCB und machten durch Weltklasse Spiele europaweit auf sich aufmerksam. Ein Verbleib bei den Bebbi war ausgeschlossen, viele Topklubs hatten ihre Fühler nach den beiden ausgestreckt – unter anderem auch der FC Bayern München.
Das Kraftpaket Shaqiri wechselt an die Isar, während Xhaka sich der aufstrebenden Borussia aus Mönchengladbach anschloss. Auch er hätte damals zu den Bayern gehen können, das war aber in der Karriereplanung nicht vorgesehen. Noch nicht.
Während Shaqiri zwar Titel mit dem deutschen Rekordmeister feierte, aber meistens von der Bank kam und über Inter Mailand bei Stoke City landete, entwickelte sich Xhaka am Niederrhein nach einer lehrreichen Spielzeit im Laufe der Jahre zum Stammspieler.
Zurück in die Gegenwart: Xhaka ist der Leader, der Captain der Borussia. Er ist der Boss auf dem Platz und enorm wichtig für sein Team. Unter dem neuen Cheftrainer André Schubert, der auf den Schweizer Fussballlehrer Lucien Favre folgte und nach neun Spielen in der Liga immer noch ungeschlagen ist, blüht Xhaka auf.
Er spürt das Vertrauen vom Coach und weiss, dass er der verlängerte Arm Schuberts ist. Reporter am Niederrhein attestieren ihm Bestnoten und sein Ehrgeiz zieht seine Mannschaftskollegen mit. Kein Wunder also, dass schon wieder seit längerer Zeit Gerüchte um seine Person kursieren.
Aus dem Kosovo hiess es vor der Saison, ein Transfer nach München sei schon fix. Xhaka schmetterte das gewohnt offensiv ab. «Na klar ehrt mich das Interesse. Aber das war kein Thema. Ich habe hier nicht im Winter bis 2019 verlängert, um sechs Monate später abzuhauen», erklärte der Mittelfeldspieler seine Entscheidung pro Gladbach. Kontakt zu den Bayern hätte es nie gegeben. Und Xhaka spricht, wie es auf Andreas Gross’ Flipchart stehen könnte: «Ich bin nicht der Typ, der von der ersten Stufe der Treppe aus gleich versucht die oberste Stufe zu erreichen», sagte er in einem Interview mit bundesliga.de.
Sein Lebensmotto laute: «Alles immer Schritt für Schritt», so habe er es bisher immer gehalten. Er werde ganz sicher nicht zum FC Bayern wechseln, wenn er wüsste, dass er dort nur der vierte oder fünfte Mittelfeldspieler wäre. «Sollte ich Borussia tatsächlich irgendwann einmal verlassen, dann nur, um für den etwaigen neuen Klub eine ähnlich wichtige Rolle zu spielen, wie sie mir hier zukommt. Für eine Mitläufer-Rolle bin ich nicht der Typ!» Nein, er ist ein Aggressiv-Leader.
Der Tag wird kommen, an dem Xhaka weiterzieht. Zu gross ist sein Traum, tatsächlich irgendwann für Deutschlands Renommierklub aufzulaufen. Schon als Kind schwärmte er von den Bayern, guckte am TV regelmässig die Spiele des deutschen FCB. «Gladbach ist für mich jetzt schon ein Top-Klub. Aber es gibt auch Top-Top-Klubs, die irgendwann mal der nächste Schritt sein können.»
In München könnte er als gestandener Bundesligaspieler mit Champions-League-Erfahrung in die grossen Fussstapfen von Xabi Alonso treten und an der Seite der Mittelfeldstrategen Thiago oder Arturo Vidal die Stricke in der Bayern-Schaltzentrale ziehen. Das Potenzial spricht ihm in Mönchengladbach niemand ab und er würde hervorragend zur Spielphilosophie von Star-Trainer Pep Guardiola passen.
Am Samstag (bei uns im Liveticker) empfängt die Borussia Guardiolas Bayern und Xhaka kann unter Beweis stellen, dass er ein künftiger Kandidat für die Münchener ist. Dabei hätte er dieses «absolute Highlight» fast verpasst. Mit der Bürde von vier Gelben Karten musste er bei der TSG Hoffenheim antreten, beinahe hätte er den fünften Gelben Karton gesehen. Doch der Kelch ging an ihm vorüber.
Xhaka darf gegen Bayern auflaufen und gibt die Marschrichtung vor: «Wir werden unsere Chancen kriegen», so Xhaka. «Wir werden nicht mit zehn Mann am eigenen Strafraum stehen.» Die Bayern seien ein grosses Team, aber Juventus Turin und Manchester City seien auch grosse Teams – «und die hätten wir in der Champions League sogar schlagen können.» Auch wenn «Bayern momentan auf einem Level, auf dem keine Mannschaft in Europa oder der Welt ist» – auch sie sind schlagbar meint Xhaka, man müsse «nur gute Lösungen finden», um zu verhindern, dass München die vorzeitige Herbstmeisterschaft feiern kann.
Auch Andreas Gross findet Lösungen. Für seinen Mandanten Granit Xhaka. Vertraglich ist der Schweizer Nationalspieler noch bis 2019 an Gladbach gebunden. Eine ausgehandelte Aufstiegsklausel könnte vorzeitig greifen. Vielleicht ist es schon das letzte Traditionsduell zwischen den beiden Klubs, in dem Xhaka das Trikot mit der Raute trägt.