So richtig haben wir Nordirlands Fussball erst seit der EM 2016 auf dem Schirm. Da überzeugten die Spieler mit viel Kampfgeist und die Fans mit leidenschaftlichem Gesang. Seit dem Turnier in Frankreich, das für die Nordiren wie für die Schweiz im Achtelfinal zu Ende ging, wissen wir: die «Green And White Army» (GAWA) ist keine Ansammlung kaltblütiger Krieger. Sondern ein stimmgewaltiger Chor, dessen Mitglieder für die knapp zwei Millionen Landsleute singen, die im Stadion keinen Platz haben.
Das Mantra, das jeder nordirische Fussballfan verinnerlicht hat: «Wir sind nicht Brasilien, wir sind Nordirland.» Hier geht es nicht um Zauberfussball, um Tricks und Finten. Sondern um den ehrlichen Fussball, den schmutzigen. Es geht um Kampf, Einsatz, Leidenschaft. Und mit dem Zusatz, dass Brasilien und Nordirland zwar nicht dasselbe sind, aber doch einerlei, kommt auch die Prise britischer Humor nicht zu kurz in diesem Song.
Den Hit von Neil Diamond hört man zwar auch in anderen Stadien. Aber selten mit der Passion vorgetragen wie von der GAWA.
DER Ohrwurm der EM 2016. Gehuldigt wird dem Stürmer Will Grigg, der so «on fire» war, dass ihn der Trainer keine einzige Sekunde einsetzte. Mit Wigan Athletic stieg Grigg in die dritte englische Liga ab und in der Nati hatte er seit der Europameisterschaft nur zwei Teileinsätze. Ein Fussballer von Weltformat wird der 26-Jährige nicht mehr – aber dank dieses eingängigen Lieds zur Melodie des GALA-Hits «Freed from Desire» bleibt er unvergessen.
Die Melodie stammt vom bekannten «Spirit in the Sky», nur die letzte Zeile des Refrains wird geringfügig geändert. Aus «I'm gonna go the place that's the best» wird «I'm gonna go on the piss with Georgie Best». Im Klartext: «Wenn ich einmal tot bin und im Himmel, dann gehe ich mit George Best einen saufen.» Das nordirische Fussballidol, nach dem heute der Flughafen in Belfast benannt ist, war bekannt für seine Eskapaden neben dem Platz. Sein bis heute berühmtestes Bonmot: «Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.»
Der Text, der lautstark vorgetragen wird: «Wohin wir auch gehen: Wir sind die Jungs aus Ulster, die Krach machen, überall wo wir sind.» Mit Ulster wird die Region im Norden der irischen Insel bezeichnet, in welcher Nordirland liegt – aber auch drei Grafschaften, welche zur Republik Irland gehören.
Richtig populär gemacht haben diesen Song an der Euro 2016 die Anhänger von Wales. Aber auch die Nordiren singen ihn – und das mit der gleichen Leidenschaft von Männern und Frauen, die einfach nicht nach Hause wollen. Der Text: «Bitte schickt mich nicht nach Hause. Ich will nicht zur Arbeit gehen. Ich will hier bleiben und all euer Bier trinken. Schickt mich bitte nicht nach Hause!»
Hier steht weniger der Text im Vordergrund, als vielmehr der Einsatz anderer Körperteile als der Kehle. Zu «Let's All Do The Bouncy» wird gehüpft. Und das sieht auf der Tribüne des Windsor Parks in Belfast ziemlich eindrücklich aus.
Jugendfrei ist es nicht, was die unzähligen grün-weissen Fans über den einzigen im pinken Polo-Shirt singen. Aber der nimmt's mehr als sportlich und singt laut mit.