Paul Scholes war nie der ganz grosse Knipser. Aber 101 Treffer in seinen 500 Einsätzen für Manchester United sind doch eine sehr ansprechende Quote. Und bei Manchester haben die Fans für seine Tore ein eigenes Lied getextet. In Erinnerung blieben die Weitschüsse von Scholes. Die grösste Granate packt er dabei kurz vor Weihnachten gegen Aston Villa aus.
Es läuft die 64. Minute und Ryan Giggs tritt den Eckball. Sechs Minuten zuvor hatte Cristiano Ronaldo ManUtd mit 1:0 in Führung geschossen. Es war so nebenbei das 2000. Tor der Red Devils unter Alex Ferguson.
In Erinnerung wird aber das 2001. Tor bleiben. Denn der Corner wird von Gavin McCann mit dem Kopf geklärt. Der Ball segelt in hohem Bogen aus dem Strafraum, die Gefahr scheint fürs erste gebannt. Aber da steht Paul Scholes 25 Meter vor dem Gehäuse und fasst sich ein Herz: Mittels Direktabnahme ballert er das Leder unhaltbar für Gabor Kiraly unter die Latte. Der Treffer ist so schön, dass es sich selbst ManUtd-Keeper Edwin van der Sar nicht nehmen lässt, über den halben Platz zu sprinten, um dem Torschützen zu gratulieren.
Villas Trainer Martin O'Neill wird nach der Partie sagen: «Wir waren gut im Spiel, aber das 0:1 hat uns aus dem Tritt gebracht und mit diesem sagenhaften Treffer haben sie uns das Genick gebrochen.»
Dank einem weiteren Treffer von Cristiano Ronaldo siegt ManUtd 3:0 und sichert sich den Wintermeistertitel mit 47 Punkten zwei Zählern vor Chelsea. Noch nie hat ein Team mit 47 Punkten nach der Hälfte der Saison am Ende nicht den Titel gewonnen. Das nützt Alex Ferguson zu einem kleinen Seitenhieb Richtung Chelseas Mourinho: «Dieser Sieg zeigt, dass man José Mourinho nicht glauben sollte. Er sagte, Chelsea sei an Weihnachten auf Rang 1. Sie sind es nicht. Er musste sich diese Woche schon bei Evertons Andrew Johnson für eine Falschaussage entschuldigen, vielleicht sollte er noch eine Entschuldigung nachreichen.»
Die Entschuldigung kommt nie. Aber Manchester sichert sich den Titel zum Saisonende. Scholes' Tor wird übrigens nicht zum «Tor der Saison» gewählt. Diese Trophäe schnappt dem Mittelfeldakteur ausgerechnet Teamkollege Wayne Rooney mit seinem Turbo-Konter im März 2007 gegen Bolton weg.
Von Scholes bleiben viele traumhafte Tore in Erinnerung, als er seine Karriere 2013 beendet. Die meisten Treffer sind Geschosse aus der zweiten Reihe. Aber der Rotschopf konnte auch mit Gefühl, wie der vielleicht schönste Treffer seiner Karriere im November 2000 beweist. In der Champions League vollendet Scholes nach 32 Stationen gegen Panathinaikos den Angriff mit einem zuckersüssen Heber.