Das Old Firm zwischen den Glasgower Rivalen Celtic und Rangers gilt als eines der hitzigsten Derbys der Welt. Es nicht nur ein sportlicher Wettkampf, sondern wiederspiegelt auch tief verwurzelte religiöse, politische und soziale Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten in Schottland.
Anfangs 1998 ist dies nicht anders, hinzu kommt wie so oft eine sportlich brisante Ausgangslage. Die Rangers haben vier Punkte Vorsprung und können den ewigen Rivalen mit einem Sieg bereits entscheidend distanzieren. Es lockt Ende Saison der zehnte Meistertitel in Folge.
Doch bei Celtic gibt es für die Rangers auf die Mütze. Dank eines Treffers von Craig Burley und einem fabelhaften Weitschuss von Paul Lambert ins Lattenkreuz gewinnen die Grün-Weissen mit 2:0, Ende Saison holt Celtic den Meistertitel.
Der Hauptdarsteller des Old Firm ist jedoch keiner aus dem Siegerteam, sondern Paul Gascoigne. Während sich der Rangers-Ersatzspieler warm läuft, imitiert er einen Flötenspieler. Zwar nur ganz kurz – aber das reicht, um die Celtic-Fans damit furchtbar in Rage zu bringen.
Für die Katholiken ist diese Geste ein Affront, denn Flöten blasen jeweils die Oranier auf ihren Märschen – also Protestanten, wie es die Glasgow Rangers sind. Weil «Gazza» 1995 bereits einmal einen Flötenspieler imitierte, brummt ihm der eigene Klub für das unreife Benehmen eine Busse von 20'000 Pfund auf.
Gascoigne erhält nach dem Spiel Morddrohungen der Terrorgruppe IRA. Die Polizei leiht ihm deshalb einen Spiegel aus, um mögliche Bomben unter seinem Auto zu entdecken und instruiert ihn, wie er sich bei einem Angriff zu Hause zu verhalten habe.
Jahre später gibt Gascoigne zu, wie sehr ihn diese Situation belastet habe: «Die ersten vier oder fünf Spiele hatte ich Angst, dass irgendein Verrückter im Publikum es auf mich abgesehen hat.»
Damit verabschiedet sich «Gazza» nach zweieinhalb Jahren aus Schottland. Nur zwei Monate später flüchtet er zu Middlesbrough, auch in der Hoffnung, es in die englische Auswahl für die WM 1998 zu schaffen.
Lange sieht es danach aus, dass der geniale Mittelfeldspieler nach Frankreich fahren darf. Doch als eine Woche vor der Bekanntgabe des WM-Kaders Fotos in der Presse erscheinen, auf denen Gascoigne spätnachts Kebab futtert, entscheidet sich Nationaltrainer Glenn Hoddle gegen ein Aufgebot.
Als der 31-Jährige davon erfährt, schlägt er Hoddles Hotelzimmer kurz und klein. Nach 57 Länderspielen und zehn Toren wird er nie mehr für England spielen.
Zu diesem Zeitpunkt kann «Gazza» sein Talent immer seltener aufblitzen lassen. Alkohol und Drogen zerstören einen der besten Fussballer, die England je gesehen hat.