Je zweimaliger Champions-League- und Europa-League-Sieger sowie einmaliger Conference-League-Sieger, Meister mit Porto, Chelsea, Inter Mailand und Real Madrid, mit allen Klubs auch Cupsieger – José Mourinhos Titel-Palmarés lässt sich sehen. Noch umfangreicher ist nur seine Sammlung arroganter Sprüche. Der Portugiese ist nie um eine schlagfertige Antwort verlegen. So gibt er bereits bei seiner Vorstellung 2004 bei Chelsea den Tarif durch mit dem Kult-Satz: «Ich bin nicht einfach irgendeiner, ich bin ‹a special one›!»
Was neben all diesen markigen Statements des Portugiesen fast in Vergessenheit gerät: Mourinho ist Ehrendoktor, und zwar an der Technischen Universität von Lissabon.
Dr. h. c. José Mourinho, wie man ihn offiziell ansprechen müsste, hat vor über 20 Jahren an dieser Uni einen Studiengang zu Sportwissenschaften abgeschlossen. Gemäss seiner Mutter hat der Jungspund den Kurs «wie eine Kugel, mit hervorragenden Noten» absolviert.
Als Trainer von Inter Mailand wird Mourinho 2009 nach Lissabon eingeladen und zum Ehrendoktor ernannt. Diese ehrenhalber verliehene Auszeichnung wird normalerweise für hervorragende Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiet verliehen – beim Erfolgstrainer wird eine Ausnahme gemacht.
Mourinho ist für vieles bekannt, sicherlich aber nicht für seine Bescheidenheit. Dennoch beginnt der selbsternannte «Special One» zum kollektiven Erstaunen aller Anwesenden seine Dankesrede mit folgendem Satz: «Ich bin nicht sicher, ob ich diese Auszeichnung verdiene.»
Während die Kinnladen rundherum reihenweise runterklappen, führt Mourinho unbeirrt aus: «Ich bin überrascht. Ich bin wahrscheinlich eine Quelle des Stolzes für diese Universität.» Ach, da ist er ja wieder, der alte Mourinho. War also nur ein Ausrutscher.
Nicht nur Mourinho selber ist sich nicht sicher ob dieser überraschenden Dekoration, auch die Universität ist gespalten. Tatsächlich haben sich einige Fakultätsmitglieder auf Mourinhos Seite geschlagen und gegen die Verleihung protestiert: Ihrer Meinung nach hat der Portugiese zu wenig getan, um eine solche Auszeichnung zu verdienen.
Ob Mourinho den Doktortitel verdient oder nicht, sei dahingestellt. Viel mehr erfreuen wird er sich sowieso an seinen zahlreichen Pokalen. Und, mal ehrlich: Wer braucht schon einen Doktor?
Der König: „Das ist aber seltsam. Alle anderen sagen immer, sie hätten sie nicht verdient.“
Darauf Unamuno: „Und die anderen haben recht“.