GC berührt die Menschen nicht mehr. Das war mal anders. Früher war GC oft erfolgreich. Nobel. Die «Geldsäcke vom Züriberg». Eine Premiummarke, würde man heute sagen. Bestückt mit schillernden Spielern wie Günter Netzer, Kubilay Türkyilmaz, Alain Sutter, Giovane Elber. Könige von Zürich. Und wenn GC ausnahmsweise mal nicht erfolgreich war, war es zumindest arrogant.
Später, unter der fussballerischen Herrschaft des FC Basel, als GC kaum noch Erfolg und keinen Glamour hatte, sorgte es wenigstens mit Intrigen für Unterhaltung. Aber damit ist seit der Degradierung von Möchtegern-König Vero Salatic vor zwei Jahren auch Schluss. GC steuert in die Bedeutungslosigkeit.
GC berührt die Menschen nicht mehr. Konfrontiert mit dieser These, hält sich die Entzückung des jungen, dynamischen CEO Manuel Huber (29) in Grenzen. «Stimmt nicht», entgegnet er. Nur: Was ist mit den Zuschauerzahlen? Bloss 4800 kommen diese Saison im Schnitt in den Letzigrund – noch vor drei Jahren waren es 7235. Zum Vergleich der FCZ: gleiches Stadion, eine Liga tiefer, ohne Auswärtsfans, ohne Derby, lockt aber knapp 10'000 Zuschauer an.
Dabei spielen die Grasshoppers zu Hause nicht mal schlecht. Von den fünf Heimspielen haben sie jedes gewonnen. Und was ist mit dem Trikotsponsor? Es ist einmal mehr nicht gelungen, einen externen Hauptsponsor zu akquirieren. Stattdessen prangt in der dritten Saison in Folge der Schriftzug eines Unternehmens auf den Trikots, das einem VR-Mitglied gehört. Und was ist mit den sportlichen Resultaten? GC verliert in Thun, in Lugano, in St.Gallen – der Aufschrei des Entsetzens bleibt stumm. Ruhe halt.
«Den Rückgang der Zuschauer nur auf das fehlende Derby zu reduzieren, wäre zu billig», sagt CEO Huber. «Was den Hauptsponsor betrifft, sind wir nicht die Einzigen, die Schwierigkeiten haben. Aber abgesehen davon wird die aktuelle Saison punkto Sponsoring die erfolgreichste der letzten zehn Jahre. Und die Resultate? Nun, neun von zehn Super-League-Teams sind konstant inkonstant. Auch da sind wir nicht allein. Klar, wir müssen Emotionen verkaufen. Wenn die Mannschaft so erfolgreich spielt wie in der letzten Vorrunde, passiert das automatisch. Wenn sie aber so spielt wie jetzt, ist die Marketingabteilung gefordert. Nachdem wir die Abteilung Sport bereinigt und optimiert haben, ist nun die Marketingabteilung dran. Auch da wird ein neuer Wind reinkommen.»
Also läuft alles gut bei GC, oder? Nein. Allein, der Blick auf die Tabelle ist unbefriedigend. Aufsteiger Lausanne hat zwei Punkte mehr. Und das mit weniger als der Hälfte des GC-Budgets. Aber es herrscht Ruhe bei GC.
Zirka 1,5 Millionen Franken soll GC für Lucas Andersen ausgegeben haben. Doch der 22-jährige Däne ist bis heute auch wegen seiner Allüren ein Fremdkörper im Team. Unwesentlich günstiger war Nemanja Antonov. Der 21-jährige Serbe kam mit der Referenz eines U20-Weltmeisters nach Zürich. Doch Huber muss konstatieren, dass Antonov sich nicht gegen seinen Konkurrenten Benjamin Lüthi durchsetzen kann. Obwohl kaum ein Spieler in der Super League an so vielen Gegentreffern beteiligt ist wie Lüthi.
Bei GC stagnieren zwei Spieler, die für viel Geld verpflichtet worden sind, mit der Hoffnung, sie dereinst gewinnbringend zu verkaufen. Kurz: Entweder hat Huber das eh schon knappe Geld falsch investiert, oder Trainer Pierluigi Tami macht etwas falsch.
Herr Huber, beschleicht Sie ein schlechtes Gefühl, wenn Sie feststellen müssen, dass Antonov nach mehr als einem Jahr bei GC keine Fortschritte macht und Andersen keinen Stammplatz hat? «Antonov und Andersen sind beide noch jung, der Zug ist längst noch nicht abgefahren. Aber es ist klar, dass ich mich mit Trainer Tami über Aspekte wie Vertragsdauer und unsere Sicht, wie sich die Spieler entwickeln sollen, austausche. Und klar ist auch, dass ein Antonov zu wenige Einsätze hat, um wesentliche Fortschritte zu erzielen.»
Ein Schelm, wer daraus einen Vorwurf ableitet. Gleichwohl ist es Tami, der zuletzt signalisierte: Doch, GC lebt noch! Ausgerechnet der sonst so besonnene Tessiner ist beim 2:4 in Sion derart ausfällig geworden, dass er vom Schiedsrichter auf die Tribüne geschickt wurde und für das heutige Auswärtsspiel bei den Young Boys gesperrt ist. Eine Sperre mit Ansage, behaupten Insider.
Warum? Weil Tami interne Konkurrenz befürchtet. Huber, einst Nachwuchs-Torhüter bei GC, hat eben seinen früheren Trainer Carlos Bernegger installiert. Als Technik- und Taktiktrainer für den Nachwuchs, wohlgemerkt. «Bernegger macht Tami nicht nervös», beschwichtigt Huber. «Ich habe Tami gesagt: Bernegger kommt, aber ohne Ambitionen auf deinen Job. Und mit Bernegger habe ich sein Terrain klar abgesteckt.»
Ein Terrain, das tief in den Nachwuchs greift. Nur hat GC in diesem Bereich kein Mangel an Trainern. Einer von ihnen ist Johann Vogel. Der schlauste, spielintelligenteste Fussballer, den die Schweiz in den letzten 30 Jahren gesehen hat. Und ausgerechnet Bernegger, ein Trainer, der vorzugsweise die Knöpfe der Emotionen drückt, soll Vogels Spieler in Taktik und Technik voranbringen? Das ist, als würde Donald Trump das Gleichstellungsbüro der UNO leiten.
«Das mit Bernegger funktioniert», glaubt Huber. «Auch wenn alle ein gewisses Ego haben, müssen die Räder ineinandergreifen. Bisher gibt es überhaupt keine Anzeichen für ein Kompetenzgerangel. Sowieso geht es darum, dass Fachwissen aller zum Wohl von GC einzusetzen.»
Das Wohl von GC liegt nicht im Mittelmass. Huber will die Hoppers in zwei, drei Jahren an die Spitze der Super League führen. Nur, wie soll das bei einem Klub funktionieren, der jährlich 12 Millionen einnimmt, aber 20 Millionen Franken ausgibt?
Nun, Herr Huber, wie wollen Sie GC unter diesen Umständen an die Super-League-Spitze führen? «Wenn alles so bleibt, wie es ist, schaffen wir das nicht. Das Ziel können wir nur erreichen, wenn das Projekt von Menschen getragen wird, die an uns glauben.» Sprich: GC sucht Investoren, Partner – Geld. Wer ausser Basel und YB tut das nicht? Allein, weil GC ein strukturelles Defizit von acht Millionen Franken hat, sind die Zürcher im Wettstreit um Investoren gegenüber der Konkurrenz im Nachteil.
Sprich: GC benötigt pro Saison allein 8 Millionen für den Status quo – Wachstum kostet zusätzlich. «Wir rechnen anders», so Huber. «Mit zusätzlichem Geld haben wir die Möglichkeit, Spieler auch mal zu halten, und müssten nicht ständig einen Umbruch des Teams bewerkstelligen. Das würde die Chancen auf sportlichen Erfolg vergrössern, was wiederum den Transferwert unserer Spieler in die Höhe triebe.»
Nur hat GC aktuell kein heiss begehrtes Objekt für den Transfermarkt. Das Tafelsilber (Dabbur, Tarashaj, Ravet) wurde veräussert. Deshalb sei die Frage erlaubt: Macht ein Investment bei GC überhaupt Sinn? Nun ist auch Huber nicht mehr so gelassen. «Das ist der komplett falsche Ansatz», äussert er sich dezidiert. «Es geht nicht nur um die aktuelle Beurteilung. Aus Sicht eines Investors geht es um das Potenzial, den Aufbau. Ziel muss es sein, den Wert aller Spieler zu erhöhen.» Dann ist wieder Ruhe. (aargauerzeitung.ch)
1. Das Hardturm Stadion ist nicht mehr vorhanden.
2. Das Geld ist nicht mehr vorhanden.
Punkt 2 ist (teilweise) die direkte Folge von Punkt 1