Die Welt wartet sehnlichst darauf, dass Donald Trump die Rolle des geschäftstüchtigen Dealmakers ablegt und den Politiker in sich entdeckt. Oder anders ausgedrückt: dass er das Gemeinwohl über seine persönlichen Bedürfnisse stellt.
Dass er seine Rolle als Staatsmann noch nicht gefunden hat, bewies er mit seiner Ankündigung, die Botschaft der USA in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Was in aller Welt hat ihn dazu bewogen, ins Pulverfass des Nahen Ostens grobfahrlässig eine weitere amerikanische Stange Dynamit zu werfen?
Verantwortlich sind primär christliche Fundis aus den Tausenden von Freikirchen. Denn diese setzen ihre Endzeithoffnungen ausgerechnet auf den Egozentriker im Weissen Haus, der auf die christliche Ethik pfeift und für sich das Recht in Anspruch nimmt, den Frauen in den Schritt zu greifen.
Der Hintergrund: Christliche Hardliner sehnen die Wiederkunft von Jesus herbei, die laut Bibel an gewisse Bedingungen geknüpft ist. Zu den wichtigsten Voraussetzungen gehört, dass das auserwählte Volk der Juden, das auf der ganzen Welt zerstreut ist, heimkehrt ins gelobte Land Israel.
Die islamische Welt empfindet es selbstredend als Affront, Jerusalem als israelische Hauprstadt zu proklamieren, ist doch die Stadt auch für Muslime heilig. Deshalb erheben die Palästinenser ebenfalls Anspruch auf Jerusalem. Immerhin stehen auf dem Tempelberg der islamische Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee, zwei islamische Heiligtümer.
Dies wiederum ist für die Evangelikalen, die die Bibel wörtlich auslegen, ein Dorn im Auge. Für sie hat Jerusalem einen enormen symbolischen Wert. Sie unterstützten Trump im Wahlkampf mit der Forderung, bei einem Sieg Jerusalem als Hauptstadt zu anerkennen. Dieses Anliegen war ihnen Millionen wert.
Kaum war Trump im Amt, forderten die Evangelikalen sein damaliges Versprechen ein. Federführend waren dabei die «Vereinigten Christen für Israel» (CUFI). Pastor und CUFI-Gründer John Hagee verkündete, 137'000 CUFI-Mitglieder hätten dem Präsidenten Mails geschickt, um ihn zu einer Änderung der amerikanischen Jerusalem-Politik zu drängen.
Trump empfing Hagee mehrmals zu einer Audienz, und der Pastor erinnerte den Präsidenten an sein Versprechen. Dieser kam offensichtlich nicht mehr umhin, die Verlegung seiner Botschaft nach Jerusalem anzuordnen. Denn Trump weiss sehr wohl, dass er ohne die 3,8 Millionen CUFI-Mitglieder die Wahlen nicht gewonnen hätte. Und dass er sie in drei Jahren wieder braucht, will er sich die Chance auf eine zweite Amtsdauer nicht verscherzen.
Um die Bedeutung seines Coups zu unterstreichen, sagte Hagee, Jerusalem sei stets das Epizentrum des jüdischen Glaubens gewesen, seit König David vor mehr als dreitausend Jahren mit der Bundeslade in die Stadt getanzt sei. Die Aussage demonstriert, dass religiöse Fundis selbst historische Ereignisse heranziehen, um ihre politischen Ansprüche geltend zu machen. Wie sollen da die Weltreligionen je friedlich nebeneinander existieren können? Und ein Beispiel mehr, das zeigt, wie sie internationale Konflikte schüren.
Offene Türen im Weissen Haus fand auch der Baptisten-Prediger Mike Huckabee. Der ehemalige Gouverneur von Arkansas führt die religiöse Politbewegung «Mein Glaube wählt» an. Auch er kämpfte erfolgreich für Jerusalem als Hauptstadt. Wie eng seine Bindung zu Trump ist, zeigt die Ernennung von Huckabees Tochter Sarah zur Sprecherin des Weissen Hauses. So verschachert Trump wichtige Posten in seiner Regierung an spendable Freunde und einflussreiche Wahlhelfer. Amerika rühmt sich zwar, Kirche und Staat getrennt zu haben, doch Trump ist in der Geiselhaft der christlichen Fundamentalisten.
Trump denkt lieber an seinen innenpolitischen Vorteil und die nächsten Wahlen, als eine verantwortungsvolle Aussenpolitik zu betreiben. Sein Hemd ist ihm näher als das Leben der Bewohner in Palästina. Denn die palästinensische Terrororganisation Hamas hat postwendend die nächste Intifada ausgerufen. Und als die ersten Raketen flogen, twitterte Trump scheinheilig, die Konfliktparteien sollten sich mässigen. Der Brandstifter kommt mit dem Gartenschlauch angerannt, um ein Dynamitfass zu löschen, an dessen Lunte er selbst gezündelt hat.
Der Entscheid von Trump hat bereits eine Krise im Nahen Osten und der arabischen Welt ausgelöst. Die Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) organisierte einen Sondergipfel. Bei der Eröffnungsrede packte der türkische Präsident Erdogan den verbalen Zweihänder aus. «Israel ist ein Besatzungsstaat, Israel ist ein Terrorstaat», polterte er. Die IOC-Staaten beschlossen in einer Retourkutsche, Jerusalem als die Hauptstadt Palästinas anzuerkennen.
Zur Erinnerung: In der Bibel steht, liebet eure Feinde.
Extrem schräg ist doch, dass sie diese Bedingungen mit Geld und Machtspielen selbst herbeiführen wollen, was doch dem widerspricht was sie behaupten zu glauben. Richtige Games of thrones...
Ich finde Fundis aller couleur einfach unsäglich.
Nun das ist noch nicht bei allen Politikern und Richtern angekommen.
Beweis Video der Woche: