Wo sonst Kreuzfahrtschiffe aus der Karibik Zwischenstopps einlegen, ankert jetzt ein schwimmendes Krankenhaus.
Wo sonst Kinder spielen und Familien und Freunde picknicken, steht jetzt ein Krankenhaus.
Wo sonst grosse Konferenzen abgehalten werden, ist jetzt ein Krankenhaus. Ob im Hafen von New York, im Central Park, im Javits Center oder an anderen Orten – die Corona-Pandemie hat die Millionenmetropole verändert.
Rund 60'000 Menschen in der Stadt mit rund neun Millionen Einwohnern haben sich bereits mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert, wie Gouverneur Andrew Cuomo am Samstag (Ortszeit) bekannt gab. Die statistisch gesehen meisten Fälle gibt es – ausgerechnet – im Bezirk Corona im Stadtteil Queens. Rund 2600 Patienten sind in New York bislang nach einer Infektion mit dem Virus gestorben, zwei Drittel davon alleine in der vergangenen Woche. Berichte von überlasteten Leichenschauhäusern und Bilder von behelfsmässigen Kühltransportern für Leichen an den Krankenhäusern sorgten bereits in den vergangenen Tagen weltweit für Sorge und Grauen.
Seit Anfang März gelten in der Millionenmetropole Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, die Schulen und alle «nicht überlebenswichtigen» Geschäfte sind geschlossen. Die Stadt ist ruhig geworden, ein Grossteil der New Yorker verbringt die meiste Zeit zuhause – in den Krankenhäusern der Stadt aber fängt der Grosseinsatz jetzt gerade erst so richtig an.
Auf diese Woche, so haben Gouverneur Cuomo und Bürgermeister Bill de Blasio immer wieder deutlich gemacht, werde es ankommen, dann könnten die Krankenhäuser überlastet werden. «Wir werden einen riesigen Schwall erleben», sagte de Blasio. «Jetzt ist ein entscheidender Moment, an dem wir ausgestattet und vorbereitet sein müssen, für den sehr schwierigen Kampf, den wir vor uns haben.»
Es geht – wie vielerorts derzeit – vor allem um drei Dinge: Krankenhausbetten, Ausstattung insbesondere Schutzausrüstung und Beatmungsgeräte, sowie Einsatzkräfte. Von allem gebe es in New York Projektionen zufolge zu wenig, sagt de Blasio. «Es ist ein dramatischer Kampf, ausreichend Schutzausrüstung zu bekommen. Aber ich will ehrlich sein: Sicherzustellen, dass wir ausreichend Beatmungsgeräte haben, ist noch schwieriger. Und sicherzustellen, dass wir ausreichend Betten haben, wird ein unglaubliches Rennen gegen die Zeit», sagte der Bürgermeister weiter. Es sei zwar fast unvorstellbar, «aber ich glaube, dass wir es schaffen können, wenn wir die Hilfe bekommen, die wir brauchen».
Zuletzt kamen unter anderem aus China 1000 Beatmungsgeräte als Spende und der Bundesstaat Oregon lieh 140 aus, wie Gouverneur Cuomo am Samstag mitteilte.
We finally got some good news today.
— Andrew Cuomo (@NYGovCuomo) April 4, 2020
The Chinese government helped facilitate a donation of 1,000 ventilators that will arrive in JFK today.
I thank the Chinese government, Jack Ma, Joe Tsai, the Jack Ma Foundation, the Tsai Foundation and Consul General Huang.
The state of Oregon is sending 140 ventilators to NY.
— Andrew Cuomo (@NYGovCuomo) April 4, 2020
We are so grateful to @OregonGovBrown and the people of Oregon.
On behalf of the people of NY, I thank you and rest assured that NY will repay the favor when Oregon needs it.
Zu spät sei die Metropole in den Kampf gegen die Verbreitung des Virus gestartet, sagen Beobachter – aber dafür nun mit umso mehr Anstrengungen. Zu den bereits zahlreichen Behelfskrankenhäusern sollen viele weitere hinzukommen, unter anderem in Hotels. Zahlreiche Firmen spenden Masken und Schutzausrüstung für Krankenhaus-Mitarbeiter, Restaurants kochen für sie Mahlzeiten.
Mehr als 20'000 Pflegende und Ärzte aus dem Rest der USA haben sich nach einem Aufruf bereits freiwillig bereit erklärt, New York vor Ort zu unterstützen. «Das sind wundervolle, grosszügige Menschen», schwärmte Gouverneur Cuomo. «Und die New Yorker werden sich revanchieren.» Denn bislang sei zwar der Bundesstaat New York das Epizentrum der Krise in den USA – das sei aber nur ein Vorgeschmack auf den Rest des Landes. «Schaut uns heute an, seht euch morgen.» (sda/dpa)
Nehmen wir das Virus ernst und bleiben zu Hause, auch wenn es schwer fällt. In der Schweiz sind wir auch noch nicht über dem Berg.
Es kommt auf die Achtsamkeit jedes Einzelnen drauf an.