1989 gewannen die Schweizer Skifahrer letztmals die Nationenwertung. Seither steht Österreich zuoberst. 30 Mal in Serie. D-R-E-I-S-S-I-G. Der Abstand zur Schweiz war in dieser Zeit meist deutlich. Den Tiefpunkt erlebten wir in der Saison 1999/2000 mit unfassbaren 12'000 Punkten Differenz.
Doch in dieser Saison könnte die österreichische Phalanx endlich durchbrochen werden. Es wäre ein historischer Erfolg. Vor allem auch für unsere Seele. Denn Ralf Meile schrieb schon im Januar treffend: «Tief in unserem Herzen wollen wir immer nur eines: Die Österreicher im Skifahren schlagen.»
Am Wochenende geht das Kopf-an-Kopf-Rennen in die 50., 51., 52. und 53. Runde. Der bisherige Saisonverlauf war mit Blick auf die Nationenwertung vor allem eines: ultraspannend.
Bis nach dem 11. Rennen lag die Schweiz in Führung. Dann übernahm Österreich bis zum 29. Rennen – dem Slalom von Madonna di Campiglio mit dem Sieg von Daniel Yule – die Spitze. Österreich ging danach nur noch einmal in Führung, gab den Vorsprung aber nach dem Slalom der Männer in Adelboden gleich wieder ab. Seither hat die Schweiz die Nase vorn, aktuell mit 299 Zählern – so vielen wie noch nie in dieser Saison.
Schauen wir die grössten Veränderungen in diesem Kopf-an-Kopf-Rennen etwas genauer an. Das sind die Gründe für diese Zu- oder Abnahmen:
Dass die Schweizer seit Jahren wieder vom Sieg in der Nationenwertung träumen dürfen, liegt vor allem auch daran, dass wir wieder Siegfahrer in unseren Reihen haben. Aktuell weist die Schweiz mit sieben ersten Rängen hinter Italien am zweitmeisten aus.
Hochgerechnet auf die ganze Saison wären dies zwölf Siege. Mehr gab es letztmals 2010 mit 13 ersten Plätzen. In den letzten zehn Saisons hatten die Schweizerinnen und Schweizer selbst am Ende des Winters in sechs Fällen nicht mehr als sieben Siege auszuweisen. Im letzten Jahr waren es gar nur vier.
Wirklich entscheidend für die Nationenwertung sind aber nicht die Siege alleine, sondern ein breit abgestütztes Team, das Topplatzierungen herausfahren kann. Und hier liegt die Schweiz nach 49 Rennen von 85 Rennen mit 29 Podestplätzen ganz vorne.
Hochgerechnet auf die 85 geplanten Rennen würden Swiss-Ski-Athleten bis zum Saisonende 50 Mal auf dem Treppchen stehen. Das gab es zuletzt In der Saison 1990/91 zu der Zeit von Franz Heinzer, Daniel Mahrer, Paul Accola, Heidi Zurbriggen, Vreni Schneider und Co..
Wie erwähnt, am Wochenende geht der Zweikampf in die nächsten vier Runden. Die Chancen, dass die Schweiz ihren Vorsprung erstmals auf über 300 Zähler ausbauen kann, sind intakt.
Bei den Männern steht in Chamonix ein Slalom und ein Parallel-Riesenslalom an. Die männlichen Stangenkünstler sind aktuell unsere besten Punktesammler. Österreichs Team zeigte sich zuletzt zwar verbessert, aber in der Breite sollten Yule, Zenhäusern, Meillard, und Co. besser sein. Der Parallel-Riesenslalom ist offen. Eine Prognose schwierig.
Bei den Frauen begegnen sich die Schweiz und Österreich in Garmisch bei der Abfahrt und dem Super-G mehr oder weniger auf Augenhöhe. Die Schweizerinnen fuhren bisher in der Abfahrt 59 Zähler mehr ein, die Österreicherinnen im Super-G 132 mehr. Sicher ist wohl einzig etwas: Die Nationenwertung dürfte bis zum Schluss eine knappe Angelegenheit bleiben.
Aber man darf nicht vergessen, dass die Österreicher ein riesiges Team haben. Ihr Frauenteam ist in eigentlich allen Disziplinen stark und vor allem breiter aufgestellt. Auch das RS-Team der Männer ist eigentlich viel stärker als es das Debakel im letzten Rennen vermuten lässt.
Es wäre ein Traum, wenn die 30jährige, absolute Dominanz der Österreicher dieses Jahr enden würde. Ich freue mich riesig, dass es bez. Gesamtwertung so spannend ist :-)