Und schon wieder eine US-Tradition, die den langen Weg ĂŒber den Atlantik zu uns geschafft hat. Seit ein paar Jahren ist es auch bei uns gang und gĂ€be, am letzten Freitag des Novembers willkĂŒrlich anmutende Riesen-Rabatte und Mega-Deals in den LĂ€den und auf den Websites unseres Vertrauens anzutreffen.
Der Grund oder die Idee dahinter bleibt den meisten EuropÀern (wie einigen US-Amerikanern womöglich auch) verborgen. Aber gegen Spezialangebote und Prozente wehrt sich ja schliesslich auch niemand. Oder etwa doch?
Wo andere ein Ende sehen, sieht er einen Anfang. Seiner Neugierde freien Lauf lassend stösst er mutig in neue Gefilde vor, entdeckt SchĂ€tze, von denen er nicht wusste, dass er sie besitzen muss, und erliegt dem Charme der Ausnahme â «man gönnt sich ja sonst nichts».
In seiner Unschuld liegt seine StĂ€rke, in der UnbekĂŒmmertheit sein Glanz. UnregelmĂ€ssig, ja, gar willkĂŒrlich kommt er in Kontakt mit dem Black Friday â in der Regel ohne zu wissen, wie ihm geschieht. Als vages Mysterium, als wandelndes Enigma kommt er, kauft eine tatsĂ€chliche Notwendigkeit und geht.
Die grosse SchwĂ€che dieses Typs ist, dass er sich seines Typs meist nicht gewahr ist. Als zahlengetriebenes Wesen ist ein Tag wie der Black Friday ein wahres Minenfeld fĂŒr ihn. Denn anders als ĂŒblich ist in seiner Welt nicht der bezahlte Preis entscheidend, sondern das durch den Kauf Gesparte. Auch wenn die Ausgaben nicht horrend sind, so stellt er unbewusst stets sicher, dass das erworbene Gut in seinem Alltag möglichst unnĂŒtz ist.
Bei diesem Typ ist nichts so, wie es scheint. Sein Wort ist â insbesondere am Black Friday â federleicht, Entschlossenheit ist bei ihm höchstens in homöopathischen Dosen nachweisbar. Die Strahlkraft der unbegrenzten Möglichkeit an diesem Tag bringt ihn fortlaufend vom Weg ab, er zagt, hadert, vergisst.
Ein Typ, der das ganze Jahr hindurch anzutreffen ist, aber am Black Friday erst zur Höchstform auflĂ€uft. Ein Weltmeister des Beteuerns und eine KoryphĂ€e der SelbstlĂŒge. «Dieses Mal schick' ich alles rechtzeitig zurĂŒck». Prognose: Nein, wirst du nicht.
Ein oftmals ĂŒbersehener Typ, der das ganze Geschehen aus sicherer Distanz mitverfolgt. Er ist immun gegen die Versuchung, entzieht sich des Spar-Wettkampfs und versteht im Grunde gar nicht, um was es geht. Gelegenheit mag SparfĂŒchse machen. Doch diese Gelegenheit bleibt ihm (zum GlĂŒck?) vorenthalten.
Sparen ist gut, denken ist besser â so das Mantra dieses Typs. Ein SchnĂ€ppchen liegt am Black Friday sicherlich drin, doch mit eiserner Logik schmettert er direkt alles ab, was nicht einen vorhersehbaren Nutzen oder einen hohen Grad an Notwendigkeit mit sich bringt. Geld schon dĂŒmmer ausgeben? Kennt er nicht.
Ein Typ, der an keinem Black Friday fehlen darf. Er schaut auf alle dem Konsum frönenden hinab, lĂ€sst sie seine Ăberlegenheit spĂŒren und setzt sich selbst die Krone des Mehrbesseren auf. Weitere Feiertage fĂŒr ihn sind Weihnachten, Halloween und der St. Patrick's Day.
Ein Wunder dass mein Arzt noch keinen Black Friday Prostatakrebsvorsorgeuntersuchungsdeal anbietet!