Die skandinavische Variante von Kautabak, auf schwedisch «Snus» genannt, erfreut sich in der Schweiz steigender Beliebtheit. Von 15 Kilo auf über 28 Tonnen hat die Einfuhr schwedischen Snus' in den vergangenen zehn Jahren zugenommen. Und dies obwohl gewerbsmässiger Import und Verkauf der kleinen Tabakbeutel seit 1995 verboten sind. Lediglich 1,2 Kilo dürfen pro Monat und Person für den Eigengebrauch importiert werden. So will es das Bundesamt für Gesundheit, das im Snus eine hohe Gesundheitsgefährdung sieht. Der rasante Anstieg der Snus-Importe aus Schweden ist also hauptsächlich auf Internetbestellungen von Privatpersonen zurückzuführen.
Die Import-Export-Statistik Impex der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigt für das Jahr 2013 jedoch eine Trendwende. Die Importe von schwedischem Snus sind seit 2012 um rund sechs Tonnen zurückgegangen. Dafür haben die Kautabakimporte aus Dänemark in der gleichen Periode um sieben Tonnen zugenommen (siehe Charts).
Grund dafür ist die Strategie von Oettinger Davidoff und der Kioskbetreiberin Valora, losen Kautabak der Marke «Thunder» zu vertreiben. Diese ist extra für den Schweizer Markt entwickelt worden und entspricht der Snus-Definition des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) in Sachen Konsistenz knapp nicht, weil er zuwenig fasrig ist.
Da aber auch Thunder nicht portioniert verkauft werden darf, greifen Valora und Oettinger Davidoff nun zu einem Trick: Sie lassen die Kunden ihren Snus künftig selbst portionieren. Seit Dezember und noch bis Ende März gibt Valora den «Thunder»-Käufern gratis ein «Starter-Kit» ab, damit diese ihren Snus selbst in kleine Beutelchen portionieren können. Damit kann der Kautabak dann ganz wie das skandinavische Original und ohne unangenehme Saucenbildung im Mund konsumiert werden.
Die Valora-Aktion ist umfangreich und zielt auf einen breiten Kundenstamm ab. «Wir geben 10'000 Portionierungskits an rund 250 Verkaufsstellen im ganzen Schweizer Verteilgebiet gratis ab», sagt Valora-Sprecher Dominic Stöcklin. Danach wird es die Portionierungskits zu kaufen geben. Nicht nur für Davidoff Oettinger und Valora sind die «Thunder»-Kits ein lohnendes Geschäft, sondern auch für den dänischen Hersteller V2. Während Snus-Produkte in der ganzen EU verboten sind, kann er in der Schweiz einen neuen Absatzmarkt schaffen.
Das BAG warnt in einem Factsheet vor dem Krebspotential von Snus, ist gegen die Valora-Praxis aber machtlos. «Thunder ist gemäss geltendem Recht legal, egal ob es lose oder portioniert konsumiert wird», sagt BAG-Sprecher Daniel Bach. Das BAG gibt noch vor den Sommerferien das neue Tabakproduktegesetz zur Beurteilung an die interessierten Kreise zur Vernehmlassung. Welche Änderungen das BAG darin betreffend Snus und allen ähnlichen Produkten vorschlagen wird, will Bach noch nicht verraten.
Ginge es nach Gewohnheits-Snuser und SVP-Nationalrat Lukas Reimann wäre eine Änderung zwingend: Die Legalisierung von Snus. «Thunder ist ganz nett, aber nicht zu vergleichen mit echtem schwedischen Snus», sagt Reimann, der im Nationalrat bereits mit einer parlamentarischen Initiative, die 116 Amtskollegen unterschrieben haben, die Legalisierung der Tabakbeutelchen in der Schweiz verlangt. Die 116 Nationalräte brachte Reimann mit einem einfachen Trick dazu, sein Begehren zu unterstützen: «Ich habe ihnen allen eine kleine Portion Snus angeboten, mit ganz wenig Nikotin drin. Die meisten fanden das ganz belebend.»