Vor 200 Jahren erlebte Europa seine bisher letzte grosse Hungersnot. Ursache war der Vulkanausbruch des Tambora in Indonesien im Jahr 1815, der an vielen Orten das Klima vorübergehend abkühlte. An einer internationalen Konferenz in Bern spüren Klimaforschung und Historiker dem Ereignis nach.
Als am 10. April 1815 der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa explodierte, starben 70'000 Menschen. Er schleuderte riesige Mengen Schwebeteilchen und Gase in die Atmosphäre, die das Klima abkühlten. Das folgende Jahr ging in West- und Mitteleuropa sowie im Nordosten der USA als «Jahr ohne Sommer» in die Geschichte ein.
Die Temperaturen in den Sommermonaten lagen 2,3 bis 4,6 Grad unter dem langjährigen Mittel, wie die Universität Bern in einer Mitteilung schreibt. Unter anderem in der Ostschweiz kam es als Folge der nasskalten Witterung zu einer Hungersnot, viele Menschen assen aus Verzweiflung Gras.
Die Ursachen und Folgen des vermutlich grössten Vulkanausbruchs der letzten 7000 Jahre diskutieren Forschende vom 7. bis 10. April an der Universität Bern. Da die Folgen des Ausbruchs ungewöhnlich gut dokumentiert sind, dient er unter anderem als Fallstudie, an der sich Klimamodelle und Forschungshypothesen testen lassen.
An der Konferenz nehmen auch Historikerinnen und Historiker teil, die sich mit der Reaktion von Gesellschaft und Politik auf diese Naturkatastrophe befassen.
Am 8. April findet eine öffentliche Podiumsdiskussion statt. Sie geht der Frage nach, wie die Welt im Allgemeinen und die Schweiz im Besonderen heute mit einer derartigen Krise umgehen würden. (dhr/sda)