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Wirtschaft

Immer mehr Deutsche bleiben der Schweiz fern – ein Expat sagt: «Schuld ist die wirtschaftliche, nicht die emotionale Lage»

Immer mehr Deutsche bleiben der Schweiz fern – ein Expat sagt: «Schuld ist die wirtschaftliche, nicht die emotionale Lage»

Die Zahl der Deutschen, die in der Schweiz arbeiten, stieg letztes Jahr nur um 6800 Personen. 2008 waren es noch 29'000, also viermal so viele. Vertreiben wir unsere Nachbarn mit unseren Anfeindungen? Nein, meint der Präsident des Vereins für Deutsche in der Schweiz.
23.06.2015, 19:2724.06.2015, 10:55

«Die SVP will keine deutschen Professoren an der Uni», «Deutsche drängen in die Bundesbetriebe», «Deutsche sollen lernen, wie die Schweizer ticken»: Haben diese Schlagzeilen die Schweiz für die Deutschen unattraktiv gemacht? Denn die Zahl der zugewanderten Deutschen pro Jahr hat von 63'000 (2008) auf 40'000 (2014) abgenommen, während die Auswanderung weiterhin stabil blieb.

Die Zuwanderung von Deutschen (rot) hat im Gegensatz zur Abwanderung (schwarz) stark abgenommen.
Die Zuwanderung von Deutschen (rot) hat im Gegensatz zur Abwanderung (schwarz) stark abgenommen.statistik: seco

Die Nettozuwanderung hat daher von 29'000 im 2008 auf nur noch 6800 im letzten Jahr abgenommen. Im Gegensatz dazu haben die Zuwanderer aus Südeuropa weiter zugenommen, schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) im Observatoriumsbericht zur Personenfreizügigkeit 2014.

Der Anteil von Personen aus Portugal, Italien und Spanien sei wegen der ungleichen Wirtschaftsentwicklung in Europa in den letzten Jahren markant angestiegen. Auch die Zuwanderung aus den zehn osteuropäischen Staaten nahm aufgrund der schrittweisen Öffnung des Arbeitsmarkts zu.

Die Nettozuwanderung von Deutschen (rot) hat in den letzten Jahren stark abgenommen.
Die Nettozuwanderung von Deutschen (rot) hat in den letzten Jahren stark abgenommen.Statistik: seco

Aber warum kamen dann weniger Deutsche? «In der Schweiz wurden viele Stellen abgebaut, dabei wurde oft denen gekündigt, die zuletzt gekommen sind, und das sind in vielen Fällen Deutsche», sagt Matthias Estermann, Gründer des Vereins für Deutsche in der Schweiz. «Deshalb kommen weniger und es bleiben mehr in Deutschland. Ich wäre auch lieber in Deutschland arbeitslos als in der Schweiz, denn dort sind die Lebenshaltungskosten kleiner.»

Haben wir die Deutschen also nicht vergrault? «Die Abnahme des Wanderungssaldos hat eher etwas mit der wirtschaftlichen und weniger mit der emotionalen Lage in der Schweiz zu tun», so Estermann. (lhr/sda)

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Ich war zum ersten Mal im Spital: Tausend Dank an alle, die mich geflickt haben!
Unser Gesundheitswesen kann grossartig sein. Und allen, die darin tätig sind, gebührt Respekt, Dankbarkeit und Unterstützung. Ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht – aus Uster und Zürich.
Was soll man sagen, wenn man vor Dankbarkeit zerfliesst? Ausser «Vielen, vielen Dank, Sie machen das alle so wahnsinnig toll!»? Ah, man könnte ja vielleicht ein Kompliment machen, denke ich, aber welches? «Schönes Tattoo», sage ich deshalb zu einer der jungen Frauen, die mich vier Tage lang nonstop pflegen, das Tattoo schmückt ihren linken Unterarm, es zeigt Blumen, ich meine, mich an eine Chrysantheme zu erinnern.
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