«Die SVP will keine deutschen Professoren an der Uni», «Deutsche drängen in die Bundesbetriebe», «Deutsche sollen lernen, wie die Schweizer ticken»: Haben diese Schlagzeilen die Schweiz für die Deutschen unattraktiv gemacht? Denn die Zahl der zugewanderten Deutschen pro Jahr hat von 63'000 (2008) auf 40'000 (2014) abgenommen, während die Auswanderung weiterhin stabil blieb.
Die Nettozuwanderung hat daher von 29'000 im 2008 auf nur noch 6800 im letzten Jahr abgenommen. Im Gegensatz dazu haben die Zuwanderer aus Südeuropa weiter zugenommen, schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) im Observatoriumsbericht zur Personenfreizügigkeit 2014.
Der Anteil von Personen aus Portugal, Italien und Spanien sei wegen der ungleichen Wirtschaftsentwicklung in Europa in den letzten Jahren markant angestiegen. Auch die Zuwanderung aus den zehn osteuropäischen Staaten nahm aufgrund der schrittweisen Öffnung des Arbeitsmarkts zu.
Aber warum kamen dann weniger Deutsche? «In der Schweiz wurden viele Stellen abgebaut, dabei wurde oft denen gekündigt, die zuletzt gekommen sind, und das sind in vielen Fällen Deutsche», sagt Matthias Estermann, Gründer des Vereins für Deutsche in der Schweiz. «Deshalb kommen weniger und es bleiben mehr in Deutschland. Ich wäre auch lieber in Deutschland arbeitslos als in der Schweiz, denn dort sind die Lebenshaltungskosten kleiner.»
Haben wir die Deutschen also nicht vergrault? «Die Abnahme des Wanderungssaldos hat eher etwas mit der wirtschaftlichen und weniger mit der emotionalen Lage in der Schweiz zu tun», so Estermann. (lhr/sda)