«Tiger King». Das ist der neue Heilige Gral der Unterhaltungsindustrie. Der Hype, den Netflix mit seiner Doku-Serie losgetreten hat, ist gross und weltweit. In Zahlen: knapp 34,3 Millionen Zuschauer in den ersten zehn Tagen. Das wollen schlaue Geschäftsleute nun ausnutzen und so hört man gefühlt täglich von neuen Projekten, die zum Thema «Tiger King» in Arbeit sind.
Eines dieser Projekte ist eine Adaption als Dramaserie. Natürlich aus Tinseltown aka Hollywood, der Stadt, die wohl genauso verworrene Geschichten schreibt wie Joe Exotic und sein Tierpark. Produziert wird die achtteilige Serie unter anderem von CBS. Die Werke des Senders kennt man auch hierzulande. Sie tragen Namen wie «Navy CIS», «Big Bang Theory» oder «Star Trek: Discovery».
Fairerweise muss man sagen, dass CBS seine Serie schon vor der Veröffentlichung von Netflix' Doku in Planung hatte. In den USA gibt es nämlich auch Zeitungen und in einer davon erschien eine Artikelserie über den schwulen Redneck mit seinen Tigern. «Joe Exotic: A Dark Journey Into the World of a Man Gone Wild» nennt sich diese unheilschwanger. Und auf genau diesen Zeilen basiert die Dramaserie.
CBS dürfte sich aber über die Popularität, die Netflix losgetreten hat, sicher nicht beschweren. Beschweren tut sich dafür Joe Exotic. Weil, nun ja, er sitzt im Gefängnis. Selbstverständlich lässt er es sich aber nicht nehmen, seine Meinung abzugeben, schliesslich ist er ein erfahrener Sänger und Videoproduzent. So weiss er denn auch, dass Brad Pitt die Idealbesetzung für Joe Exotic ist.
Sollte Brad Pitt aus unerfindlichen Gründen gerade keine Zeit haben, fände Joe Exotic auch David Spade als Ersatz okay. Klar, beide Schauspieler haben längeres, blondes Haar. Zum Vokuhila ist es da nicht mehr weit. Könnte funktionieren.
CBS wird sicher Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt haben, um Exotics Wunsch zu erfüllen. Von den Produzenten dürfte niemand den Wunsch verspürt haben, den Tiger King zu erzürnen. Schliesslich will man nicht, dass eines Tages ein Attentäter mit einem Gewehr im Gebüsch hockt, wenn man auf seiner morgendlichen Fahrradtour zum Smoothie-Store ist.
Leider scheinen sowohl Pitt als auch Spade unglücklicherweise verhindert zu sein. So musste man sich irgendwie nach einer gleichwertigen Alternative umschauen. Tatsächlich zeigte mit Edward Norton sogar ein renommierter Schauspieler Interesse an der Rolle. Auch die Fans schlugen Alternativen vor, die Exotics Ansprüchen hätten gerecht werden können. Unter anderem Sam Rockwell und Danny McBride.
Glücklicherweise – für das Wohlergehen aller Beteiligten – hat man nun einen Ersatz gefunden, mit dem Joe Exotic einfach einverstanden sein muss. Er ist ein talentierter Schauspieler, weit über die Filmwelt hinaus bekannt und hat sogar schon einen Oscar gewonnen. Die Rede ist natürlich von Nicolas Cage. Dieser hat sich dazu herabgelassen, seine erfolgreiche Filmkarriere zu unterbrechen, um seine erste TV-Serie zu drehen.
Sind wir damit am Ende dieser Geschichte? Mitnichten. Höchstens bei einem Zwischenstopp mit serientypischem Cliffhanger. Denn es ist noch eine zweite Serie über Joe Exotic in Produktion. Weil man ja nie genug Serien über den Tigerkönig haben kann. Diese basiert auf einem Podcast namens «Joey Exotic», hat aber aktuell noch keinen Hauptdarsteller. Glücklicherweise weiss das Produktionsteam nun bereits, welche Hauptdarsteller infrage kommen.
Damit fehlt eigentlich nur noch die Serien-Adaption von Joe Exotics Musikalben. Klingt verrückt? Nun, warten wir erstmal ab, welche irren Wendungen diese Geschichte noch nimmt.
Grund dafür war allerdings, dass das ganze Wahr gewesen ist. Zwar vieles auch künstlich, überspitzt und aufgesetzt aber trotzdem auf skurrile Art authentisch. Ich habe das Gefühl, dies war der Grund für den Erfolg.
Dies wird meiner Meinung nach bei einer Hollywood-Produktion verloren gehen.
Die Doku sollte sich übrigens jeder anschauen, der die grossartige Bevölkerung der USA und ihre Kultur verstehen will. Da wird einem plötzlich klar, wie es eine widerliche Orange an die Spitze geschafft hat.