Thomas Tuchel ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Erst im Januar hatte der deutsche Erfolgstrainer den FC Chelsea vom glücklosen Frank Lampard übernommen, der Mannschaft drohte damals der Absturz aus der Spitzengruppe der Premier League. Und Tuchel? Der war erst kurz zuvor nach zweieinhalb Jahren bei Paris St. Germain entlassen worden – trotz zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und einem Champions-League-Finale wurde ihm ein Zerwürfnis mit PSG-Sportdirektor Leonardo zum Verhängnis.
Nur wenige Monate später ist Tuchel dagegen am Ziel: Champions-League-Sieger mit Chelsea, und das auch noch durch einen 1:0-Sieg gegen die Millardentruppe von Manchester City um Wundertrainer Pep Guardiola. Nach dem magischen Abend im Estádio do Dragão von Porto war der 47-Jährige emotional – und liess seinen Gefühlen im Live-TV freien Lauf.
«Ich laufe hier durch einen Film», sagte Tuchel ungläubig bei «Sky». «Meine Familie ist hier, meine Kinder, meine Eltern sind hier. Das ist das Schönste.» Und weiter: «Wenn ich darüber nachdenke, fange ich an, zu weinen. Meine Eltern, die mich auf jeden Fussballplatz gefahren haben, meine Frau, die in der Landesliga Süd bei der 2. Mannschaft des FC Augsburg an der Seitenlinie hinter mir stand und dachte: ‹Mit wem bin ich denn da zusammen?›, meine Oma, die zuhause schaut mit über 90 – für die alle ist das hier gerade.»
Seine Familie habe immer an ihn geglaubt. «Manchmal mehr als ich selber», so Tuchel lachend. «Aber darum geht es, dass du auf dem Weg Leuten begegnest, die dir helfen, die dich pushen, die an dich glauben. Und es ist so schön, das zu teilen und zurückzugeben.»
(david digili / t-online)