International
Libyen

«Wichtiger Durchbruch» bei Libyen-Gesprächen – Einigung auf Wahlen

«Wichtiger Durchbruch» bei Libyen-Gesprächen – Einigung auf Wahlen

12.11.2020, 16:44
Mehr «International»
epa08814595 UN acting envoy to Libya Stephanie Williams speaks during a press conference in Tunis, Tunisia on 11 November 2020. Political talks on Libya's future, taking place in Tunisia, have re ...
Stephanie WilliamsBild: keystone

Nach fast zehn Jahren Bürgerkrieg in Libyen melden die Vereinten Nationen bei den politischen Gesprächen über ein Ende des Konflikts erste Fortschritte.

Am dritten Tag der Verhandlungen in Tunesien einigten sich die Teilnehmer grundsätzlich auf Parlaments- und Präsidentschaftswahlen innerhalb von 18 Monaten, wie die UN-Libyenbeauftragte Stephanie Williams am Mittwochabend erklärte. Sie sprach von einem «wichtigen Durchbruch».

Es sei eine vorläufige Vereinbarung über einen Fahrplan erzielt worden, mit dem die Übergangsphase beendet werden solle, sagte Williams weiter. Die Wahlen sollten frei und fair sein.

Die offiziell als «Dialog-Forum» bezeichneten Libyen-Gespräche unter UN-Vermittlung hatten Anfang der Woche begonnen. 75 von den UN ausgewählte Teilnehmer aus verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Gruppen des Landes wollen dort den Weg für ein Ende des jahrelangen Konflikts ebnen. Dabei wollen sie auch über die Bildung einer Einheitsregierung sprechen.

Der Bürgerkrieg in Libyen war 2011 nach dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi ausgebrochen. Alle Bemühungen, den Konflikt beizulegen, blieben bisher erfolglos.

Die international anerkannte Regierung von Fajis al-Sarradsch in der Hauptstadt Tripolis konkurriert mit einer Gegenregierung im Osten des nordafrikanischen Landes um die Macht. Der einflussreiche General Chalifa Haftar und seine selbst ernannte Libysche Nationalarmee (LNA) hatten im vergangenen Jahr eine Offensive auf Tripolis begonnen, um die Regierung zu stürzen, wurden aber zurückgeschlagen. Ende Oktober einigten sich die Konfliktparteien auf einen Waffenstillstand.

Williams zufolge knüpft der bei den Libyen-Gesprächen vereinbarte Fahrplan an die Ergebnisse der Berliner Konferenz im vergangenen Januar an. Dort sassen fast alle Staaten an einem Tisch, die in dem Konflikt eine Rolle spielen. Die Regierung in Tripolis wird unter anderem von der Türkei unterstützt, die Konfliktparteien im Osten Libyens von Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Russland. Die UN beklagten mehrfach Verstösse gegen das Waffenembargo.

Anders als bei der Berliner Konferenz handelt es sich bei dem Treffen in Tunesien nun um rein innerlibysche Gespräche. Allerdings gilt eine Einigung als schwierig, weil es auch innerhalb der verschiedenen Lager Spannungen und unterschiedliche Interessen gibt.

Parallel dazu verhandeln Militärvertreter der rivalisierenden Seiten. Die Gespräche in der libyschen Küstenstadt Sirte wurden am Donnerstag fortgesetzt. Verhandelt werden soll dort unter anderem über die Umsetzung des Waffenstillstands und den Abzug ausländischer Söldner.

Mindestens 400 000 Menschen sind nach UN-Angaben durch die seit fast zehn Jahre dauernden Kämpfe in Libyen vertrieben worden. Die rund sieben Millionen Libyer leiden unter den katastrophalen Folgen des Konflikts. Es fehlt an Strom, Trinkwasser, sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung. Hinzu kam die Corona-Pandemie, die das ohnehin schon überlastete Gesundheitssystem zusätzlich beutelt. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Öltanks in Libyen in Brand
1 / 8
Öltanks in Libyen in Brand
Mensch gegen Feuerball: Die Feuerwehr kommt mit dem Löschen der brennenden Öltanks am Golf von Sidra kaum voran.
quelle: x80002 / stringer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Es war ein langer Weg bis Fussballerinnen akzeptiert wurden
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
UN-Bericht: Bislang keine Beweise für terroristische Verbindungen von UNRWA-Mitarbeitern

Die Terrorvorwürfe Israels gegen das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA waren sehr schwerwiegend – doch für manche der Behauptungen hat Israel nach Angaben einer unabhängigen Expertenuntersuchung nie Beweise vorgelegt.

Zur Story