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Gündoğan und Sané rassistisch beleidigt – dieser Fan stellt sich dagegen

epa07451615 Germany's Leroy Sane (L) in action against Serbia's Antonio Rukavina (R) during the international friendly soccer match between Germany and Serbia in Wolfsburg, Germany, 20 March ...
Sané während der Partie gegen Serbien.Bild: EPA/EPA

Deutsche Nati-Stars werden rassistisch beleidigt – und dann kommt er

«Wenn ihr sowas erlebt, ey, sagt was!»
21.03.2019, 13:2722.03.2019, 06:34
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André Voigts Stimme zittert, er fängt an zu weinen. Denn Voigt kann einfach nicht fassen, was er da am Mittwochabend im Wolfsburger Stadion auf der Tribüne beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft miterleben musste.

In einem um Mitternacht veröffentlichten Live-Video auf Facebook schildert der Gründer und Chefredakteur des Basketballmagazins «Five» seinen Besuch in der VW-Arena bei der Partie Deutschland gegen Serbien.

Sofort merkt man ihm an, dass er aufgewühlt ist:

«Es geht nicht um Basketball, was ich hier mache. Es ist Viertel vor zwölf und ich weiss nicht, wohin mit mir. Ich muss mir hier jetzt etwas von der Seele reden.»

Voigt war mit seinen Eltern, seiner Frau und seiner zweijährigen Tochter im Stadion. Hinter ihm: drei offensichtlich alkoholisierte Zuschauer, die «viel Scheisse» erzählt hätten. Man habe schon gemerkt, dass da etwas im Block gäre und rumore.

Germany's Marcel Halstenberg, left, Leroy Sane, center, and Ilkay Gundogan stand during warm up prior to a international friendly soccer match between Germany and Serbia at the Volkswagen Arena s ...
Die deutschen Nationalspieler Marcel Halstenberg, Leroy Sané und İlkay Gündoğan.Bild: AP/AP
«Und in der zweiten Halbzeit ging es dann irgendwann in eine ziemlich kranke Richtung: Immer wenn Leroy Sané den Ball hatte, war vom Neger die Rede, Gündoğan war auf einmal der Türke. [...] Und immer wieder Neger, Neger, Neger.»

Wie Voigt in seinem Facebook-Video schildert, wurde ihm das zu viel. Er habe sich umgedreht, und die drei Zuschauer mit ihren Aussagen konfrontiert, sie gefragt, ob sie Rassisten seien.

«Ist das cool? Ist das für euch normal, dass ihr deutsche Nationalspieler als Neger bezeichnet?»

Dann sei innerhalb weniger Minuten im Block durchdekliniert worden, was sich momentan nur im Internet abspiele – Voigt sei übel beschimpft worden. Der Journalist zeigte sich im Facebook-Video erschüttert über das «totale Fallenlassen jeglicher Menschlichkeit»:

«Auf einmal war hinter mir ein AfD-Parteitag, so klar muss man das sagen.»

André Voigt fehlen die Worte, er bebt innerlich, muss kurz innehalten. Keiner habe irgendetwas gegen die rassistischen Äusserungen gesagt. Im Gegenteil: Es folgte sogar ein «Heil Hitler», und Sätze wie «nicht mal mehr ‹Zigeunerschnitzel› darf man sagen», «in Deutschland läuft einiges schief», man bräuchte wieder einen «kleinen Österreicher».

An dieser Stelle im Video kommen Voigt die Tränen, was ihm etwas unangenehm ist («Boah, ist das gerade peinlich»):

«Und du sitzt da mit deiner zweijährigen Tochter und denkst dir: Alter, wo geht das hin? Und warum sagt keine Sau irgendwas?»

Sein eindringlicher und wichtiger Appell, bevor das Video nach fünf Minuten und zwei Sekunden endet, lautet:

«Wenn ihr sowas erlebt, ey, sagt was! Wenn nie einer was sagt, dann geht das immer so weiter!»

(as/watson.de)

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quelle: ap/ap / jens meyer
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95 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hugo Dobler
21.03.2019 13:44registriert März 2019
Einfach nur Applaus für diesen Facebook-Post !!! Danke André...
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kupus@kombajn
21.03.2019 14:00registriert Dezember 2016
"man bräuchte wieder einen «kleinen Österreicher».

Na hoffentlich nicht! Der kurze Österreicher ist schon rechts genug.
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Prodecumapresinex
21.03.2019 16:00registriert Oktober 2018
Mein aller grösster Respekt für André Voigt, dass er den Mut hatte, sich während des Spiels gegen diese Hohlköpfe zu stellen und auch für das Posten des emotionale Videos. Peinlich muss ihm da gar nichts sein und zum Schämen ist die Wegschau-Mentalität der anderen!

Wo das sich nicht aktiv gegen solche Hetze stellen hinführen kann, sollte in all unseren Köpfen immer noch präsent sein und kann in jedem Geschichtsbuch nachgelesen werden.

Ich verstehe jede einzelne Träne von Voigt und bin einfach nur erschüttert. Wir brauchen wieder mehr Voigts in unserer Gesellschaft!
1929
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