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Kein Blankoscheck: Die Kampfjet-Gegner starten ihre Kampagne

Kein Blankoscheck fürs Armeebudget: Die Kampfjet-Gegner starten ihre Kampagne

Für die Gegner der Kampfjet-Vorlage hat am Freitag der Abstimmungskampf begonnen. Auch leichtere, umweltfreundlichere Flugzeuge könnten die luftpolizeilichen Dienste gewährleisten, sagen sie.
14.08.2020, 10:43
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Die Linken wollen nach dem Gripen auch die aktuell geplante Beschaffung von neuen Kampfflugzeugen verhindern. (Archivbild)
Am 17. Juni reichten die Gegner der Kampfjet-Vorlage das Referendum ein.Bild: sda

Die Luftpolizei-Dienste müssen in der Schweiz aufrecht erhalten werden, das ist auch für die Kampfjet-Gegner klar. Dafür könnten jedoch auch leichtere Flugzeuge beschafft werden, die einen Bruchteil der Kosten verursachten, sowie umwelt- und lärmfreundlicher wären, teilte das Nein-Komitee am Freitag anlässlich zur Kampagnen-Lancierung mit. Die neuen Kampfjets sind gemäss der Mitteilung «eine unnötige und inakzeptable Geldverschwendung».

Der Kauf von Kampfjets sei ein falsches Sicherheitsversprechen, wird die Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter zitiert: «Nicht ein Luftkrieg in Europa, sondern der Klimawandel, Cyber-Risiken oder Gefahren wie die CoronaPandemie sind realistische Bedrohungen für unsere Sicherheit.» Das Szenario eines bewaffneten Luftkrieges sei «absolut unwahrscheinlich».

Für SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf führt die Kampfjet-Beschaffung zu einer weiteren Kostenexplosion bei den Rüstungsausgaben. Das Geld, das für die Kampfjets ausgegeben werde, fehle danach in anderen Bereichen wie der Bildung, dem Sozialwesen oder dem Klimaschutz, schreibt Seiler Graf in ihrem Redetext. Während der Kauf der Kampfjets 6 Milliarden koste, kämen laut Bundesrat und dem Unternehmerforum Lilienberg 18 Milliarden für den Betrieb, Infrastruktur und Updates dazu.

Stimmberechtigte wissen nicht, über welche Flugzeuge sie abstimmen

Weiter kritisieren die Gegner, dass bis zur Abstimmung nicht klar ist, welche Flugzeuge angeschafft werden sollen. Die Stimmbevölkerung werde nicht angemessen in die Entscheidung miteinbezogen, heisst es in der Mitteilung. Die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge sei darum ein Blankoscheck für das Verteidigungsdepartement. Den Typenentscheid wird am Ende der Bundesrat fällen. Noch im Rennen sind aktuell je ein Kampfflugzeug von Airbus (Deutschland) und Dassault (Frankreich) sowie zwei Jets von US-Herstellern.

Diese vier Kampfjets sind in der engeren Auswahl

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Diese vier Kampfjets sind in der engeren Auswahl
Eurofighter (Airbus, Deutschland),
quelle: epa/epa / clemens bilan
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Am Dienstag haben in Bern bereits die Befürworter neuer Kampfjets den Abstimmungskampf eröffnet. Nebst Vertretern von FDP, SVP, CVP, BDP, GLP und EVP kämpfen im «Verein für eine sichere Schweiz» auch verschiedene Wirtschaftsverbände und Armee- sowie Schiesssportvereine für ein Ja zur Vorlage am 27. September.

Welcher Kampfjet soll's denn sein?

«Es gibt keinen Plan B», sagte Verteidigungsministerin Viola Amherd Ende Juni vor den Medien. «Bei einem Nein am 27. September müssten wir grundlegend über die Bücher.» Amherd warnte, ohne neue Kampfjets könne der in der Verfassung verankerte Auftrag, die Sicherheit der Schweiz zu garantieren, nicht mehr erfüllt werden. Die Stimmberechtigten befinden im September bereits zum zweiten Mal innert weniger Jahre über die Beschaffung neuer Kampfjets. Dies, nachdem der Kauf von Gripen-Jets 2014 an der Urne eine Abfuhr erlitt. (agl/chmedia)

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123 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lowend
14.08.2020 12:22registriert Februar 2014
Die bevorzugte FA-35 ist übrigens eines der schlechtesten Flugzeuge für luftpolizeiliche Aufgaben, denn es darf wegen der empfindlichen Elektronik nicht in der Nähe von Gewittern und aus strukturellen Gründen nur kurzzeitig mit Überschall fliegen. Wegen seiner Tarnfähigkeit gleichen die Flugeigenschaften auch eher einem Ziegelstein. Es dient der USA hauptsächlich für massive Bombardements von stationären Bodenziele.

Aber eben, die Bevölkerung soll ja nicht wissen, für was für Hightechschrott wir der Armee einen Blankocheck von über CHF 24'000'000'000.- ausstellen.
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Jimmy :D
14.08.2020 11:57registriert Juli 2014
Ich verstehe nicht, weshalb man nicht mit den Nachbarländern zusammenarbeiten kamn oder will...

Mit unseren momentanen Jets sind wir von den Amerikanern abhängig.

Dass die Schweiz sich eigenständig und neutral verteidigen will ist sowieso eine Ilusion...

Und dass Amherd keinen Plan B hat ist für mich ein weiterer Grund NEIN zu stimmen.
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Walter Sahli
14.08.2020 13:47registriert März 2014
In Anbetracht dessen, dass die Amerikaner (das sind die mit Trump als Präsident) die bei ihnen gekauften Waffen kontrollieren und bestimmen, wann und auf wen geschossen werden darf, werde ich mit Nein stimmen. Und dass uns unsere Militärs immer noch einen Tarnkappenjet als Luftpolizeiflugzeug verkaufen wollen, macht sie für mich keineswegs vertrauenswürdig. Solchen Leuten sollte man keinen Zugang zu Waffen und Steuergeld geben.
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So mies wird das Wetter am Wochenende, aber wir hätten da ein paar Ideen für dich

Die Badehose war schon entstaubt, der Grillplatz gereinigt. Und nun kommt doch der Winter zurück. Die Schweiz hat gerade mit Minimaltemperaturen um den Gefrierpunkt zu kämpfen. Der April zeigt sich also wieder von seiner widerspenstigen Seite.

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