Ein Jahr nach der Entführung und dem mutmasslichen Mord an 43 Studenten bewerten die Behörden den Fall neu. Nach den Worten des Staatsanwaltes für Menschenrechte soll nie festgestanden haben, dass die jungen Männer getötet und ihre Leichen verbrannt wurden.
«Die Ermittlungen waren immer ergebnisoffen», sagte Eber Betanzos, am Freitag. Die Studenten würden weiterhin als vermisst geführt. Das gelte auch für die beiden jungen Männer, deren Überreste auf einer Müllkippe entdeckt wurden.
Gerichtsmediziner der Universität Innsbruck hatten zwar Knochenfragmente zwei der verschleppten Studenten zugeordnet. Nur ein Richter könne die Opfer für tot erklären, sagte Betanzos.
Die Suche nach den jungen Männern werde fortgesetzt, sagte der Staatssekretär für Menschenrechte, Roberto Campa. Die Studenten würden als Opfer des Verschwindenlassens geführt. Unter Verschwindenlassen verstehen Strafrechtler die Entführung von Zivilisten durch staatliche Sicherheitskräfte, ohne die Angehörige über deren Verbleib zu informieren.
Am 26. September 2014 hatten Polizisten die 43 Studenten in der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero verschleppt und sie der kriminellen Organisation Guerreros Unidos übergeben. Bislang lautete die offizielle Version, Bandenmitglieder hätten die jungen Männer getötet und ihre Leichen verbrannt.
«Das ist die historische Wahrheit», sagte der damalige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam, als er die Ermittlungsergebnisse vorlegte.
Die Angehörigen der Opfer weisen die offizielle Version zurück und fordern weitere Untersuchungen. Viele von ihnen glauben, das Militär halte die linksgerichteten Studenten an einem geheimen Ort fest.
Zuletzt hatte auch eine unabhängige Expertengruppe erhebliche Zweifel an den Ermittlungsergebnissen der Generalstaatsanwaltschaft geäussert. So sei es unmöglich, so viele Leichen in kurzer Zeit zu verbrennen, hiess es im Bericht. (egg/sda/dpa)