Anfang Dezember verkündete Roger Federer die frohe Kunde für seinen Anhang. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft stehen wieder mit seinem ikonischen RF-Logo bedruckte Kappen zum Verkauf – und das gleich in acht verschiedenen Farben. Erst im Februar hatten Federer und sein früherer Ausrüster Nike sich nach zwei Jahren Tauziehen einigen können. Die Rechte wurden von Nike auf die Tenro AG übertragen, unter deren Dach Federer seine kommerziellen Aktivitäten zusammenfasst.
Im Sommer präsentierte der nach zwei Knieoperationen rekonvaleszente Tennisspieler den Sneaker «The Roger», den er zusammen mit dem Laufschuhhersteller «On» entwickelt hat. 2021 folgt bereits der zweite Streich – ein Schuh mit dem Namen «The Roger Clubhouse».
Ein unscheinbares Einfamilienhaus in einer Siedlung in Bottmingen, einer Baselbieter Gemeinde in der Basler Agglomeration, umgeben von hohen Bäumen, gepflegten Hecken und viel Grün. Hier ist Roger Federers Tenro AG domiziliert. Und sie hat bewegte Monate hinter sich. Inzwischen sind nicht weniger als zehn Marken im Markenregister auf das Unternehmen eingetragen, aus dessen Verwaltungsrat Federer 2018 ausgeschieden ist, das er als Präsident des Verwaltungsrates der Tenro Holding AG aber noch immer kontrolliert.
Anfang Dezember wurde die Markenfamilie gleich um vier Mitglieder erweitert: Neben «The Roger Clubhouse» sind das «The Roger Wildcard», «The Roger Centre Court» und «The Roger Advantage».
Vorteil Roger Federer. Auch, wenn es um die möglichen Einnahmen geht. Denn anders als beim RF-Logo, das einst sein langjähriger Partner Nike auf sich eintragen liess, was nach dem Auslaufen des Vertrags zwischen den beiden Parteien denn auch für Irritationen sorgte, behält Federer die Kontrolle über sein Marken-Imperium. Stärkstes Indiz dafür, wie wichtig ihm das zu sein scheint, ist, dass auch die Rechte an «The Roger» und «Roger», die «On» im Herbst 2019 schützen liess, bereits im März auf die Tenro AG überschrieben wurden. Und das, obwohl Federer beim Laufschuhhersteller vor einem Jahr als Teilhaber eingestiegen ist und je nach Schätzungen zwischen 50 und 100 Millionen Franken investiert hat.
Bernard Volken ist Experte für Markenrecht bei der Berner Anwaltskanzlei Fuhrer, Marbach & Partner. Er vermutet, Federer habe aus der Erfahrung mit Nike gelernt. Dass er die Rechte am Logo dem Sportartikelhersteller überlassen habe, bezeichnet er als erstaunlich. Mit der Markenanmeldung in der Schweiz habe die Tenro AG nun während sechs Monaten Zeit, den Schutz international auszudehnen, beispielsweise auf die EU, die USA oder China. «On» kann die Marken – wie im Fall von «The Roger» – zwar mit Einverständnis der Tenro AG verwenden, und Federer Lizenzgebühren verlangen. Letzteres dürfte aber nur dann Thema werden, sollte Federer sich als Teilhaber zurückziehen, oder sich mit seinen Partnern überwerfen.
«On» wollte die Abtretung der Markenrechte an die Tenro AG und allfällige Lizenzgebühren auf Anfrage von CH Media nicht kommentieren.
Volken vermutet, Federer verfolge die Strategie, mit mehreren Marken, die seinen Vornamen beinhalten, eine Markenserie zu etablieren. Allerdings meldet der Walliser Zweifel an, ob dies zielführend ist. Volken sagt: «‹Clubhouse›, ‹Advantage›, ‹Centre Court›, oder ‹Wildcard› sind Begriffe, die kaum monopolisiert und erfolgreich durchgesetzt werden können.
Auch der Vorname ‹Roger› lässt sich nur schwer monopolisieren.» Federer sei zwar der bekannteste «Roger», aber eben nicht der einzige. Erstaunlich sei auch, dass Federer die Marken nur unter Klasse 25 der internationalen Nizza-Klassifikation hat schützen lassen – also für Bekleidung und Schuhe. Nicht aber unter Klasse 28, die Sportartikel jeglicher Art beinhalten würde.
Nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich ist, dass Roger Federer die Marken gar nicht für Projekte mit «On» hat schützen lassen – sondern beabsichtigt, dereinst eine eigene Linie auf den Markt zu bringen. Auch für diesen Fall hätte der 39-Jährige vorgesorgt. Bereits im Frühling liess er ein Markenlogo schützen – ein R mit einem schwarzen Punkt, gültig in nicht weniger als fünf Klassen. Darin enthalten sind nicht nur Sportartikel, Kleidungsstücke und Schuhwaren, sondern auch Tonträger, Lederwaren, Reise- und Handkoffer, aber auch Glaswaren und sogar Christbaumschmuck. Das Spielfeld, das sich Federer damit für die Zeit nach seiner Karriere erschliesst, ist riesig, das Fundament dafür gelegt.
Schon einmal versuchte Federer einen Alleingang. Die unter RF Cosmetics verkauften Eau de Toilette, Aftershaves, Duschgels und Deos vermochten sich aber nicht durchzusetzen. 2009 wurde das Unternehmen liquidiert.
In diesem Jahr hat sich Federer zwei Mal am Knie operieren lassen. Seinen letzten Ernstkampf bestritt er im Januar bei den Australian Open. Die letzten Monate verbrachte er damit, sich zu erholen – und Vorbereitungen für die Zeit nach dem Rücktritt zu treffen. Schon 2017 sagte er: «Die Fans wünschen sich, dass ich bis vierzig spiele. Aber irgendwann werde ich aufhören. Und vielleicht viel früher, als die meisten denken.» Im August feiert Federer seinen 40. Geburtstag. Als Kopf eines Marken-Imperiums.