Winterpause für Winterpause flüchten die zehn Super-League-Teams zur Vorbereitung der Rückrunde vor dem Schnee an die Sonne. Reiseziele und Angebote gäbe es viele, doch die meisten Klubs landen immer wieder am selben Ort – und zwar in Belek.
Mit YB, St.Gallen, Thun und Vaduz verschlägt es gleich vier Super-Ligisten an den langen Strand rund um das kleine Städtchen an der türkischen Riviera. Mit dem FCZ, der im nahen Lara Station macht, reisen in der dritten Januar-Woche, also rund die Hälfte der zehn Super-League-Klubs in die Südtürkei.
Sie sind längst nicht die einzigen Klubs, welche die Vorzüge der Resorts am türkischen Mittelmeer geniessen. Aus der österreichischen Bundesliga bereiten sich neun von zehn Mannschaften in der Region vor, alleine sechs in Belek. Nur Mattersburg hat sich für die Algarve entschieden.
Und auch die Klubs aus der deutschen Bundesliga haben Belek als liebstes Ziel für ihr Winterquartier erkoren: Mit Borussia Mönchengladbach, dem Hamburger SV, Hannover 96, Hertha BSC, dem VfB Stuttgart und Werder Bremen befindet sich derzeit ein Drittel aller Vereine in den palastähnlichen Hotelkomplexen rund um das 6000-Seelen-Dörfchen. Hinzu kommen 20 weitere Klubs aus der 2. und 3. Bundesliga, sowie Vereine aus Holland, Belgien, Russland oder sogar China.
Es hed e chli Schnee in Berlin 😉☃☃🌨⚽ Am Sonntag geht's dann ab nach Belek ✈ #HaHoHe @HerthaBSC pic.twitter.com/D9EAb43dX8
— Valentin Stocker (@VStocker89) 7. Januar 2016
Doch was macht Belek so attraktiv? Der Mix macht es aus. Die Januar-Temperaturen liegen zwischen 15 und 18 Grad, die Hotels mit guter Infrastruktur sind meist direkt am Strand und voll und ganz auf Fussball eingestellt. Wo früher die Zikaden in den Pinienwäldern zirpten, schossen vor 20 Jahren die ersten All-Inclusive-Hotels mit einer Handvoll Rasenplätzen aus dem Boden.
Mittlerweile gibt es rund um Belek gut 90 Rasenplätze. Besonders beliebt sind natürlich die Resorts, die über ein eigenes Fussballfeld nach FIFA-Richtlinien und dementsprechend kurze Wege verfügen. Das Angebot an Räumlichkeiten ist so gross, dass locker mehrere Vereine gleichzeitig im selben Hotel wohnen – für die meisten Profiklubs eigentlich ein No-Go. Doch man hat sich mittlerweile daran gewöhnt.
Rund 70'000 Euro kostet ein einwöchiges Trainingslager für eine 45-köpfige Delegation in einem Luxus-Resort wie dem Sueno Deluxe (HSV), dem Cornelia Diamond (Gladbach) oder dem Titanic Deluxe (Stuttgart und Hannover). Reise- und Übernachtungskosten machen dabei nur ungefähr einen Drittel der Kosten aus. Der Rest geht für die individuelle Herrichtung des Platzes, die Wäsche, Behandlungsräume für die Physiotherapeuten und die Organisation von Testspielen durch die verschiedenen Agenturen drauf.
Ein weiterer grosser Vorteil: Geeignete Testspiel-Gegner zu finden, ist ein Kinderspiel. 40 bis 50 Profiklubs machen im Winter in Belek Station und mit ihnen zig Journalisten, Spielerberater und Fans. Auch sie haben die Nähe zu den Klubs schätzen gelernt.
Zu den Profis kommen später im Februar und im März rund 500 bis 600 Amateurklubs. Längst haben die Hotels, die oft in russischem Besitz sind, das Potenzial erkannt und aus den Fussball-Trainingslagern ein lohnendes Geschäft gemacht: Im Sommer die Pauschaltouristen, im Winter die Golfer und die Fussballer.
Geht es um das Preis-Leistungs-Verhältnis, dann kann es niemand mit den türkischen Angeboten aufnehmen. Belek ist unschlagbar billig und bietet erst noch die bessere Infrastruktur als vergleichbare Resorts in Spanien oder Portugal.
Die Idee, rund um Belek einen Wintergarten für Profi-Fussballer zu errichten, hatte aber weder ein Türke noch ein Russe, sondern ein Deutscher. Der einstige deutsche Nationaltorwart Dieter Burdenski, der für Werder Bremen lange in der Doppelfunktion als Goalietrainer und Reiseverantwortlicher tätig war, erkannte Mitte der 80er-Jahre das Potenzial des Orts und organisierte mit der eigens dafür gegründeten Agentur die ersten Trainingslager an der türkischen Riviera.
Die Profi-Klubs haben die Vorteile schätzen gelernt. Wer einmal dort war, kommt immer wieder gerne zurück. Nur das Wetter spielte zum Auftakt der Trainingslager-Saison nicht mit: In Belek regnete es zuletzt mal wieder wie aus Kübeln. Doch die Fussballer sind ja nicht da, um Ferien zu machen, sondern um zu trainieren.