In Taghazout, nördlich der marokkanischen Stadt Agadir, ist vergangene Woche eine Schweizer Touristin ums Leben gekommen. Wie marokkanische Medien berichten, spielte sie mit einem streunenden Hund. Dieser kratzte sie plötzlich.
Die Verletzung war den Berichten zufolge eigentlich harmlos, dennoch begab sich die Frau in medizinische Behandlung und bekam ein Mittel gegen Tollwut gespritzt. Allerdings verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend und schnell. Kurz darauf starb die Frau.
Die genaue Todesursache sei noch unklar, heisst es in den Medienberichten weiter. Es wird jedoch vermutet, dass sie an Tollwut gestorben sein könnte.
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigt auf Anfrage von watson, dass eine Schweizer Bürgerin in Marokko ums Leben gekommen ist. «Die Schweizer Botschaft in Rabat steht in Kontakt mit den zuständigen lokalen Behörden. Das EDA unterstützt die Angehörigen im Rahmen des konsularischen Schutzes.» Nähere Angaben – etwa zur Todesursache – kann das EDA aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen nicht machen.
Das Zentrum für Reisemedizin der Universität Zürich (UZH) kann nicht bestätigen, dass eine Schweizerin in Marokko an Tollwut verstorben ist. Es sei jedoch von rückkehrenden Schweizer Reisenden von einem möglichen Tollwut-Fall einer Schweizer Person in Marokko unterrichtet worden. «Allerdings liegen bisher weder eine Bestätigung der Diagnose Tollwut noch sonstige Einzelheiten zu Person, Ablauf und genauem Ort des Ereignisses vor.»
Der Fall schockiert sowohl Touristen als auch die einheimische Bevölkerung. Wegen der vielen streunenden Hunde gibt es viel Kritik. Denn nur ein paar Tage zuvor war eine Britin gestorben, nachdem sie von einem Welpen gekratzt worden war.
In einem anderen Fall, der sich ebenfalls erst kürzlich ereignete, ist eine junge Frau am Strand von Agadir von einem streunenden Hund angegriffen und gebissen worden. Sie musste daraufhin ins Spital gebracht werden. Laut der Zeitung «Al Akhbar» sind bei den Gesundheitsdiensten von Agadir allein an einem Tag 70 Opfer registriert worden, die von streunenden Hunden angegriffen worden waren.
Tollwut ist für Menschen gefährlich. «Wenn eine Person an Tollwut erkrankt, bedeutet dies ihr Todesurteil. Daher ist es unabdingbar, dass sich jede Person, die in einem Gebiet mit Tollwutübertragung von einem Säugetier gebissen oder gekratzt wurde, sofort in medizinische Behandlung begibt», heisst es beim Zentrum für Reisemedizin.
Aktive und passive Impfungen können einen Ausbruch der Tollwut nach einer möglichen Übertragung verhindern. Allerdings könne es im Ausland unter Umständen schwierig sein, an solche zu kommen. Im globalen Süden sei die Gefahr für Tollwut am höchsten, weltweit gibt es rund 60'000 Todesfälle bei Menschen, die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher liegen. Je nach Risiko raten die UZH-Expertinnen und Experten deshalb zu prophylaktischen Impfungen. «Bereits vorgängig geimpfte Personen verreisen mit einem gewissen Schutz und brauchen bei Exposition lediglich Auffrischimpfungen.»
Die Schweiz gilt seit über 20 Jahren als frei von terrestrischer Tollwut – also der vor allem bei Hunden kursierenden urbanen Tollwut und der bei Wildtieren kursierenden silvatischen Tollwut. Allerdings besteht stets die Gefahr, dass das Virus durch illegale Importe von Tieren eingeschleppt werden kann, wie das Team um Alexia Anagnostopoulos, leitende Ärztin am Zentrum für Reisemedizin, im Tollwut-Update 2025 schreibt. Die Fledermaustollwut kommt in der Schweiz nur noch selten vor, 2024 wurde sie bei sechs Fledermäusen im Kanton Glarus nachgewiesen.
Aber: Man spielt nicht mit streunenden Tieren. Man streichelt und füttert sie vorzugsweise auch nicht. Besonders nicht in der Gegend. Weiss man.