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Zuckerbergs Nummer 3 verlässt Facebook – und auch der WhatsApp-Chef geht

FILE- In this Feb. 27, 2017, file photo Facebook's Chief of Product officer, Chris Cox, speaks at the first day of the social media week at the Landmark centre in Lagos, Nigeria. Two top Facebook ...
Chris Cox war 13 Jahre bei Facebook.Bild: AP/AP

Zuckerbergs Nummer 3 verlässt Facebook – und auch der WhatsApp-Chef geht

Chris Cox war Herr über Facebook, Facebook Messenger, Instagram und WhatsApp – und galt als Mark Zuckerbergs Kronprinz. Nun verlässt Cox seinen Freund. Offenbar gab es Differenzen.
15.03.2019, 11:14
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Einer der engsten Vertrauten von Facebook-Chef Mark Zuckerberg verlässt das Online-Netzwerk wenige Tage nach der Ankündigung eines tiefgreifenden Strategiewechsels. Chris Cox hatte in den 13 Jahren bei Facebook unter anderem den Newsfeed mitentworfen, über den die meisten Nutzer ihre Informationen bei dem Netzwerk bekommen.

Und noch ein weiterer Top-Manager geht: Chris Daniels, der vor weniger als einem Jahr die Führung des Chatdienstes WhatsApp nach dem Abgang der Gründer übernommen hatte.

Zuckerberg hatte vergangene Woche angekündigt, Facebook stärker auf Kommunikation in verschlüsselten Chatdiensten und einen strikteren Schutz der Privatsphäre auszurichten. Die Kehrtwende wirft viele Fragen auf - unter anderem nach Facebooks künftigem Geschäftsmodell. Denn aktuell erwirtschaftet das Online-Netzwerk seine Milliardengewinne hauptsächlich mit Anzeigen im Newsfeed.

Der Facebook-Chef bemühte sich, es nicht nach einem Zerwürfnis aussehen zu lassen. «Seit einigen Jahren hat Chris mit mir über seinen Wunsch gesprochen, etwas anderes zu machen», schrieb Zuckerberg in einem Blogeintrag am späten Donnerstag. «Aber nach dem Jahr 2016» - eine Anspielung auf die Kritik an Facebooks Rolle bei der US-Präsidentenwahl - hätten beide beschlossen, dass es dafür noch zu viel bei dem Online-Netzwerk zu verbessern gebe. Inzwischen seien jedoch Fortschritte gemacht worden. «Ich werde Chris sehr vermissen.» Die beiden Männer gelten auch privat als Freunde.

Cox selbst schrieb in seiner Abschiedsnotiz nichts davon, dass er gern etwas anderes machen wolle - sondern, dass er «mit grosser Traurigkeit» bekanntgebe, Facebook nach 13 Jahren zu verlassen. Er deutete auch an, dass er nicht der Richtige für den angekündigten Strategiewechsel sei: «Das wird ein grosses Projekt sein, und wir werden Führungspersönlichkeiten brauchen, die begeistert sind, die Neuausrichtung durchzusetzen.» Die Website «Buzzfeed» berichtete unter Berufung auf eine informierte Quelle, zu dem Abgang hätten Differenzen über die Ausrichtung geführt.

Cox war Zuckerbergs App-Chef

Der 36-jährige Cox war in der Rolle des Produktchefs in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt, galt aber als Nummer drei in der Facebook-Rangfolge nach Zuckerberg und Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Vergangenes Jahr hatte Zuckerberg ihm die Gesamtaufsicht über alle Apps des Konzerns übergeben: Die zentrale Facebook-Anwendung sowie Instagram und die Chatdienste WhatsApp und Messenger. Damit galt Cox einigen Branchenbeobachtern bereits als Kronprinz. Sein bisheriger Posten wird zunächst nicht neu besetzt. Die Chefs der einzelnen Apps sollen künftig stattdessen direkt Zuckerberg unterstellt sein.

Neuer Chef von WhatsApp wird Will Cathcart, der zuletzt für die Facebook-App verantwortlich war. Bei dem für rund 22 Milliarden Dollar zugekauften Chatdienst waren die Gründer Brian Acton und Jan Koum 2017 und 2018 gegangen. Laut Medienberichten hatten sie sich damals gegen eine Aufweichung der Verschlüsselung in der App gestemmt, auf die von Facebook-Seite hingearbeitet worden war.

Zwar sollen nach dem neuen Plan von Zuckerberg im Gegenteil mehr Facebook-Angebote wie WhatsApp komplett verschlüsselt sein. Allerdings sei Daniels mit einigen Entscheidungen bei Zuckerbergs Plan, die technische Infrastruktur hinter WhatsApp, Messenger und der Chatfunktion von Instagram zusammenzulegen, nicht einverstanden gewesen, schrieb die «New York Times».

Cox sei «einer aus der Gruppe von Leuten gewesen, die es gut meinten, aber 2009 Entscheidungen trafen, die 2019 nicht mehr anwendbar sind», sagte ein ehemaliger Facebook-Mitarbeiter «Buzzfeed». (sda/awp/dpa)

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