Nach 18 Monaten ist es nun offiziell: Der englische Traditionsklub Newcastle United gehört neu Investoren aus Saudi-Arabien. Dies gab der Verein am Donnerstagabend bekannt. Mit dem Ende der 14-jährigen Ära unter Besitzer Mike Ashley dürfte sich bei den «Magpies» einiges ändern – so gehört Newcastle wohl bald zu den wohlhabendsten Klubs Europas. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu.
Newcastle United gehört neu einer Investorengruppe, in dessen Zentrum der sogenannte Public Investment Fund – kurz PIF – steht. Dieser ist ein Staatsfonds aus Saudi-Arabien, dessen Vermögen vom Sovereign Wealth Fund Institute auf ganze 430 Milliarden Dollar geschätzt wird. Damit ist der PIF einer der grössten Staatsfonds der Welt.
Vorsitzender des Fonds ist der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, der aber nicht direkt mit Newcastle involviert sein wird. Als Vertreter des PIF wird stattdessen Geschäftsführer Yasir Al Rumayyan walten, welcher zum nicht-geschäftsführenden Vorsitzenden der «Magpies» ernannt wurde.
Ebenfalls zu der Investorengruppe gehören die beiden Finanzunternehmen PCP Capital Partners und RB Sports & Media. Amanda Staveley, Gründerin und CEO von PCP, wurde deshalb ebenso in den Vorstand gewählt wie auch Jamie Reuben als Vertreter von RB.
Bereits vor über einem Jahr, im Juli 2020, schien der neue Investorendeal bei Newcastle kurz bevorzustehen. Damals scheiterte die Übernahme aber aus zwei Gründen: Einerseits empfand die Premier League die Nähe des PIF zum saudischen Staat als kritisch, andererseits wehrte sich der katarische Fernsehsender BeIN Sports vehement gegen die Übernahme durch den PIF. Der einflussreiche TV-Sender warf Saudi-Arabien vor, es würde illegale Fernsehübertragungen von Premier-League-Spielen ermöglichen.
Nun scheinen die beiden Befürchtungen vom Tisch. So sollen der Premier League Dokumente vorliegen, die bestätigen, dass der Klub trotz der Übernahme des PIF nicht durch den saudi-arabischen Staat kontrolliert wird. Zudem soll Saudi-Arabien Vorkehrungen gegen das illegale Spiele-Streaming getroffen haben, womit auch die Bedenken von BeIN Sports nicht mehr im Weg stehen.
Die Ambitionen kennen bei den neuen Investoren keine Grenzen. «Newcastle United ist das beste Team der Welt. Und wir wollen Pokale holen, natürlich. In der Premier League und in Europa», sagte Vorstands-Mitglied Amanda Staveley im Interview mit Sky Sports. Gleichzeitig betonte die Engländerin, dass man nun nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen Erfolg haben könne. «Dafür braucht es Investitionen, Geduld und Zeit», so Staveley, «wir wollen einfach gemeinsam erreichen, dass der Klub dort hinkommt, wo er hingehört.»
Amanda Staveley wollte zwar nichts bestätigen, doch es scheint ein offenes Geheimnis zu sein, dass Trainer Steve Bruce in den kommenden Tagen gehen muss. «Ich weiss, dass ich wohl entlassen werde», sagte Bruce selbst gegenüber dem «Telegraph», «ich will weitermachen, aber normalerweise wollen neue Besitzer einen neuen Trainer. Ich bin lange genug im Geschäft.» Zudem sprechen auch die Resultate gegen den Coach. Newcastle liegt nach sieben Runden nur auf dem 19. Platz der Premier League.
Als möglicher Nachfolger wird dabei gleich ein grosser Name genannt. Gemäss dem «Guardian» soll die Wunschlösung der neuen Klubführung Antonio Conte sein, welcher seit diesem Sommer ohne Verein ist. Der Italiener gewann im letzten Jahr den Serie-A-Titel mit Inter Mailand und 2017 die Premier League mit Chelsea.
Auch hier machen die neuen Besitzer kein Geheimnis daraus, was ihre Ziele sind. «Wir haben ein tolles Team. Und wir freuen uns darauf, das Team zu verstärken», so Amanda Staveley gegenüber «Sky Sport».« Wir müssen das Financial Fair Play beachten, aber wir können garantieren, dass wir auf jeder Stufe investieren werden.»
Bezüglich Financial Fair Play scheint die Ausgangslage für Newcastle derweil gut. Finanz-Experte Kieran Maguire sagte gegenüber dem «Daily Mail», der frühere Besitzer Mike Ashley habe gut gewirtschaftet, womit die «Magpies» etwa 200 Millionen in Transfers investieren könnten, ohne die Regeln des FFP zu brechen.
In den kommenden Transferfenstern ist dennoch nicht zu erwarten, dass Newcastle bereits die ganz grossen Namen verpflichten kann. Die Nordengländer sind derzeit im Abstiegskampf und werden mit grosser Sicherheit in dieser Saison den Europacup verpassen. Dies dürfte die ganz grossen Namen vorerst vor einem Wechsel nach Newcastle abschrecken.
Bei den Anhängern des Teams scheint die Freude über den Besitzerwechsel gross. Im Vorfeld zeigte eine Umfrage bei 3000 Fans, dass fast 97% eine Übernahme durch den PIF befürworten. Dies schien sich bei der Verkündung des Wechsels zu bewahrheiten: Am Donnerstagabend versammelten sich massenweise Fans vor dem St.James Park und feierten die Neuigkeiten euphorisch.
Newcastle fans reaction after official takeover, here from St James’ Park. Exciting times are expected for the Magpies. ⚪️⚫️ #NUFC
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) October 7, 2021
[🎥 @JoshHalliday]pic.twitter.com/uoPepjQXlP
Einerseits freuten sich die Fans darüber, dass man auf dem Transfermarkt wohl bald richtig zuschlagen wird, andererseits aber vor allem auch über das Ende der Ära von Mike Ashley. Der langjährige Boss verlor in letzter Zeit viel Kredit bei den Fans, da der sportliche Erfolg beim Traditionsteam zuletzt ausblieb und der stolze Klub die letzten Saisons immer in der unteren Tabellenhälfte beendete. «He’s going home, he’s going home, he’s going - Ashley’s going home», skandierten einige Fans deshalb vor dem Stadion.
Ausserhalb des Vereines hält sich die Freude über die Übernahme in Grenzen. Während sich einige Fussball-Fans darüber ärgern, dass nun ein weiteres Team bald beim Millionen-Wettbieten um die Stars mitmachen dürfte, machen sich auch Menschenrechts-Organisationen Sorge über die Beteiligung der Saudis an einem Premier-League-Team.
Amnesty-International-CEO Sacha Deshmukh kritisierte etwa, Grund für die Übernahme sei in erster Linie sogenanntes Sportswashing, also Investitionen in ein Team, um das eigene Image zu pflegen. «Es ist ein Privileg, ein Fussballteam zu besitzen», so Deshmukh gegenüber «Sky Sports». «Und nun hat ein Land dieses, welches schreckliche Verstösse gegen Menschenrechte begangen hat. Für mich ist das ein trauriger Tag.»
Ebenfalls für Aufsehen sorgte ein Tweet von Hatice Cengiz, die Verlobte des ermordeten saudi-arabischen Journalisten Jamal Kashoggi. Es ist so schlimm zu lesen, dass einmal mehr Geld wichtiger ist als Gerechtigkeit, kritisierte Cengiz in Bezug auf den Einstieg des Königshaus-nahen PIF. «Was für eine Schande für Newcastle, dass sie jetzt Mördern gehören.»
Muss ich nicht verstehen.
Das bringts auf den Punkt. Die Fans, die frenetisch eine Übernahme durch die Saudis bejubeln, sind inzwischen wohl durch all die Missstände im modernen Fussball abgestumpft.
GC ist ja auch chinesisch, so läss.
Allgmein diese und viele Entwicklungen des Modern Footballs... Zum Ko*** sowas von.
Man kann über einen Canepa ja sagen was man will, aber eine Million mal so einen Präsi/Grossbesitzer (der auch mal selbst in die Kurve kommt notabene) als solche Auswüchse.