Internet an. «Gavi» reintöggelen. Wer ist dieser junge Fussballer? Die ersten Treffer:
Erste Erkenntnis: Google hat noch nicht realisiert, welches Juwel der FC Barcelona und die spanische Nationalmannschaft da entdeckt haben. Sonst hätte es mir weder das Dorf Gavi im Piemont angezeigt, noch Gavi, die weltweite Impfallianz mit Sitz in Genf.
Also zum Branchenportal transfermarkt.ch. Zweite Erkenntnis: Auch da ist Gavi noch ein eher unbeschriebenes Blatt. Denn einen geschätzten Marktwert besitzt er noch nicht.
Doch das wird sich zweifelsohne bald ändern. Schliesslich sagt Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique über Pablo Martin Páez Gavira – oder eben kurz: Gavi – dies:
17 Jahre und 62 Tage alt war Gavi gestern, als er sein Debüt in der Nationalmannschaft gab. Nicht als Einwechselspieler in einem Freundschaftsspiel gegen Andorra, sondern gleich in der Startelf in einem Pflichtspiel gegen Europameister Italien, das mit der Weltrekord-Serie von 37 Spielen ohne Niederlage antrat. Diese Serie ist nach dem 1:2 im Halbfinal der Nations League beendet.
Und so wird nun über den Rekord von Gavi gesprochen. Denn er wurde mit seinem Einsatz zum jüngsten Nationalspieler in Spaniens Geschichte. Bislang war das ein gewisser Angel Zubieta, der 1936 ebenfalls noch vor dem 18. Geburtstag erstmals für die «Furia Roja» auflief.
Wobei das Alter im Fussball zweitrangig ist, schon Trainerlegende Otto Rehhagel wusste: «Es gibt keine jungen und alten Spieler, es gibt nur gute und schlechte.» Rehhagel entschied sich in der Tendenz dann allerdings lieber für die Routine als für die Jugend.
Alles was zählt, ist die Leistung auf dem Platz. Und da überzeugte Jungspund Gavi:
Gavis Länderspieldebüt gegen Italien in Zahlen:
— Barçawelt (@Barcawelt) October 6, 2021
47/53 angekommene Pässe
89% Passgenauigkeit
68 Ballaktionen
4 Tacklings gemacht
2 erfolgreiche Dribblings
1 tödlicher Pass
Kein schlechtes Debüt, oder? ✨
[Statistiken via @SofaScoreINT] pic.twitter.com/7ubV9hr7UE
Gavi war so gut, dass die spanische Zeitung «Marca» die Frage aufwarf, ob er wirklich erst 17 Jahre alt ist: «Es war eine perfekte Darbietung des jungen Mannes, der zur spanischen Ballzirkulation beitrug und eine physische Fähigkeit zeigte, die uns fragen lässt, ob er wirklich so jung ist.»
Nationaltrainer Luis Enrique war nach der Partie voll des Lobes für den Debütanten: «Er spielt, als wäre er auf dem Pausenplatz oder im Garten hinter dem Haus. Es ist ein Vergnügen, einen Spieler von dieser Qualität und Persönlichkeit zu haben.» Gavi sei bereits ein kompletter Spieler. «Er ist einer, der zwischen den Linien spielen kann, der den Ball nicht verliert, der eine gute Technik hat und physisch stark ist.»
Der Nationaltrainer sagte vor der Partie, er kenne Gavi schon lange. Er war Coach des FC Barcelona, als der Mittelfeldspieler als Elfjähriger von Betis Sevilla zu den Katalanen wechselte. «Er ist ein klassischer Achter im Barça-Stil, sehr interessant», beschrieb ihn Luis Enrique.
Beim kriselnden Barça, das in finanziellen Nöten ist und nach dem Abgang von Lionel Messi sportlich gerade einen Umbruch erlebt, ist Gavi der Senkrechtstarter der Saison. Eigentlich noch für das Nachwuchsteam vorgesehen, durfte er die Vorbereitung der ersten Mannschaft mitmachen.
Dort überzeugte Gavi Barcelonas Trainer Ronald Koeman so sehr, dass dieser ihn in den A-Kader berief. Und im Training zeigte er weiterhin starke Leistungen, so dass er rasch zu seinem Ligadebüt kam. Nach zwei Teileinsätzen stand Gavi in den vergangenen drei Partien dann bereits in der Startelf.
So schnell kann es gehen. Sieben Pflichtspiele absolvierte Gavi erst bei den Profis, und schon wurde er Nationalspieler. Kein Wunder, will Barcelona sein Juwel bis 2026 an sich binden und spricht mit dem Berater bereits über einen neuen Vertrag.
Eine Garantie für eine grosse Karriere ist das alles trotz der vielversprechenden Indizien nicht. Indirekt machte das auch Spaniens Nationaltrainer klar, wenngleich er mit seiner Aussage in eine andere Richtung zielte. Er sei privilegiert, sagte Luis Enrique. «Mir stehen 40 oder 50 aussergewöhnliche Fussballer zur Verfügung.» Man kann das auch als Warnung auffassen, dass man ebenso schnell raus sein kann, wie man hereingekommen ist.