Dieses Lachen ist Antwort genug. Von einer Backe auf die andere strahlt Denis Zakaria, als er gefragt wird, wie es ihm im Klub läuft. Endlich ist er wieder im Wissen in die Schweizer Nationalmannschaft eingerückt, in Bestform zu sein. Zakaria sitzt in einem Lausanner Nobelhotel in einer Medienrunde und ist sichtlich gut drauf. Der 24-Jährige unterstreicht den Eindruck: «Ich bin sehr glücklich.»
Starke Auftritte für Gladbach in der Bundesliga haben die lange Leidenszeit des Mittelfeldspielers beinahe vergessen gemacht. In den Duellen gegen Bielefeld und Dortmund liess sich Zakaria als Torschütze feiern, am letzten Samstag beim 3:1-Sieg gegen Wolfsburg bereitete er das Führungstor durch Breel Embolo vor. Der Lohn? Die Adelung des Chefs. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl:
Zakaria selber findet, der Vergleich hinke ein wenig. «Ich bin ja kein Torjäger wie Haaland. Aber natürlich freue ich mich über das Kompliment. Ich bin froh, wenn ich dem Team helfen kann.»
Dem Team helfen, das konnte der Mittelfeldspieler lange nicht. Es ist der 7. März 2020, als seine Karriere einen Knick bekommt. Bis dahin ging es nur nach oben. Mit 18 der Wechsel von Servette zu YB, mit 19 Nationalspieler, mit 20 der Transfer in die Bundesliga. Anfang 2020 ist Zakaria 23 und der teuerste Schweizer Fussballer. Manchester City, Barcelona und Juventus wollen ihn. Unter 50 Millionen Franken hätte ihn Gladbach nicht gehen lassen.
Doch dann kommt eine unglückliche Aktion, die vieles verändert. Im Spiel gegen Dortmund prallt Zakaria mit seinem Torhüter Yann Sommer zusammen. Zakaria muss verletzt raus, gibt am Abend in den sozialen Medien Entwarnung. Doch Zakaria liegt falsch: Das Knie ist beschädigt. Der Weg zurück ist lang. «Es war keine einfache Zeit», blickt er zurück. «Ich musste viel arbeiten, um wieder auf das Niveau zu kommen, das ich vor der Verletzung hatte.»
Es dauert acht Monate, bis Zakaria wieder auf den Fussballplatz zurückkehrt, doch fast ein weiteres Jahr bis er wieder so spielt wie vor seiner Verletzung. «Ich habe die Beschwerden lange mitgeschleppt», sagt Zakaria. Selbst bei der EM in diesem Sommer ist er nicht schmerzfrei. Danach fährt er in die Ferien und erkrankt zum Saisonstart am Coronavirus.
Wieder eine Zwangspause. Doch diesmal tut sie dem Mittelfeldspieler gut. «Danach hatte ich endlich keine Beschwerden mehr», sagt er. Sein neuer Trainer bei Gladbach ist Adi Hütter, der Förderer von YB-Zeiten. Kaum stand Zakaria nach aufgeholtem Trainingsrückstand auf der Matte, nahm er eine Schlüsselrolle ein. Mit seiner physischen Spielweise ist Zakaria wie gemacht für den Power-Fussball, den Hütter bei Gladbach installieren möchte.
Lange schien es nur eine Frage der Zeit, bis Denis Zakaria eine ähnliche Rolle im Nationalteam einnehmen würde. Nach dem Rücktritt von Valon Behrami 2018 erschien er als dessen logischer Nachfolger. An der Europameisterschaft in diesem Sommer spielte Zakaria dennoch kaum. Beim historischen Sieg im Achtelfinal gegen Frankreich sass Zakaria 120 Minuten draussen.
«Es ist phänomenal, was wir erreicht haben. Doch für mich persönlich war es ein schwieriges Turnier», sagt Zakaria. Er suchte das Gespräch mit dem damaligen Nationaltrainer Vladimir Petkovic. «Ich wollte wissen, warum ich nicht zum Zug kam.» Im Viertelfinal gegen Spanien spielte er zwar, aber nur, weil Captain Granit Xhaka gesperrt fehlte.
Bei den WM-Qualifikationsspielen gegen Nordirland und Litauen fehlt Xhaka wieder, diesmal verletzt. Zakaria hofft, darum wieder spielen zu dürfen. «Granit ist unser Captain. Er ist nur gemeinsam zu ersetzen», sagt Zakaria. «Zudem bin ich ein völlig anderer Spielertyp als Granit. Aber ich möchte meine eigenen Stärken ins Spiel bringen.» Wegen seiner dynamischen Spielweise und den langen Schritten, mit denen er das Mittelfeld durchquert, wird Zakaria oft mit Patrick Viera oder Yaya Touré verglichen.
Als sich das Gespräch in der Medienrunde dem Ende zuneigt, schleicht sich Kevin Mbabu an den Tisch. Der Rechtsverteidiger des Nationalteams und des VfL Wolfsburg setzt sich auf die Seite der Journalisten, legt sein Smartphone auf den Tisch und fragt: «Wie siehst du die Entwicklung von Mbabu?» Zakaria lacht und sagt nur: «Gladbach gegen Wolfsburg: 3:1.»
Mbabu ist Zakarias ältester Kumpel im Nationalteam. Die beiden Genfer kennen sich schon ewig, spielten später auch bei YB zusammen. Mbabu sagt über Zakaria: «Es ist normal, dass er nach dieser Verletzung etwas Zeit brauchte. Aber jetzt spielt er wieder richtig stark.» Zu Hause in Genf will Denis Zakaria zeigen, dass er endlich wieder in Bestform ist. (aargauerzeitung.ch)