Im Raum Neuenburg sind in diesem Sommer so viele, teils gewalttätige Diebstähle verübt worden wie noch nie. Die meisten Täter stammen aus Algerien. Nun fordert der Kanton den Bund auf, beim nordafrikanischen Land zu intervenieren.
«Wir möchten, dass die Eidgenossenschaft Druck auf die algerische Regierung ausübt, damit sie ihre Straftäter zurücknimmt», sagte der Neuenburger Sicherheitsdirektor Alain Ribaux am Dienstag vor den Medien. Die Nähe des Asylzentrums Perreux erkläre nur einen Teil der Fälle, da zahlreiche aufgegriffenen Täter nicht als Antragsteller registriert worden seien.
Bei einer umfassenden, mehrwöchigen Polizeioperation wurden 189 Personen identifiziert, von denen zwei Drittel Wiederholungstäter waren. «Ein einziger Täter ist allein für 27 Diebstähle verantwortlich », sagte Polizeikommissar Fabio Benoît.
Insgesamt wurden in der Region Neuenburg Littoral mit 13 Gemeinden, darunter die Stadt Neuenburg, seit Juni 580 Taschendiebstähle, Entreissdiebstähle, Einbrüche und Raubüberfälle verübt - ein neuer Rekord. Beim Höhepunkt der Kriminalität gab es Mitte Juli 88 Diebstähle während einer einzigen Woche.
Dabei zeigte sich, dass die Täter öfter Gewalt anwenden. Die Zahl der Diebstähle mit Gewaltanwendung belief sich im Juli auf 42, verglichen mit einem Monatsdurchschnitt von vier Fällen während der vergangenen vier Jahre.
Die Justiz erliess 88 Strafbefehle, 38 davon mit festen Freiheitsstrafen. Von den schwerwiegendsten Fällen ordneten die Behörden bei 11 Fällen eine Untersuchung und fünf präventive Festnahmen an.
Rund ein Dutzend Strafbefehle wurden auch für Minderjährige erlassen. Die Identifizierung von Verdächtigen war laut Polizei ein Problem. «Von 36 angeblichen Minderjährigen waren 18 bereits volljährig. »Einige waren Franzosen und gaben vor, Algerier zu sein", sagte Polizeikommissar Benoît.
Die Polizei wertete die gezielte Operation, die vom 6. Juli bis zum 10. August dauerte, jedoch als einen Erfolg. Sie habe zur Rückkehr zu einer normalen Zahl von 40 Fällen pro Woche geführt, sagte der Neuenburger Polizeikommandant Pascal Lüthi.
Die Aktion sei jedoch durch die Gewaltbereitschaft der Täter und der aktuellen Debatte um Polizeigewalt und Diskriminierung im Zuge der «Black Lives Matter»-Bewegung erschwert worden, fügte er hinzu. Bei der mehrwöchigen Operation standen insgesamt 229 Polizisten vor Ort im Einsatz. (aeg/sda)